Kommentar von Chefredakteur Erwin Bernhart - Der Regionalrat hat Ende April beschlossen, dass die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im Zeitraum 1. September bis 15. Dezember 2020 stattfinden sollen. Abgesehen von diesem unmöglichen „ungefähren“ Zeitraum könnte man, so ein weiteres Schlupfloch im Gesetz, aufgrund epidemiologischer Umstände die Wahlen um weitere 6 Monate verschieben. Was denn jetzt? Irgendwie will man auf dieses italienische Verfassungsreferendum warten, welches eine Verkleinerung der beiden Kammern (Kammer und Senat)vorsehen würde. Warten auf Godot?
In Südkorea haben Parlamentswahlen am 15. April stattgefunden, mitten in der Corona-Zeit. Südkorea galt lange Zeit als Musterschüler in Sachen Corona und gilt es immer noch. Kann Südtirol Südkorea?
Ich bin dafür, diese Gemeinderatswahlen, wenn nötig südkoreanisch, in Bälde durchzuziehen. Denn das Aufschieben der Wahlen ist zermürbend, für die Kandidatensuche, für die möglichen Kandidaten, für die Wähler auch. Die Lokalpolitik verliert täglich an Elan und Entscheidungen gehen in Richtung Flickschusterei und Freunderlwirtschaft. Jedenfalls werden Weitblick von Tag zu Tag enger und Zukunftsentscheidungen lahmer. Das Gesetz für Raum und Landschaft ist in Kraft und gerade auch in diesem Bereich bedarf es neuer und frischer Energie, Debattierlust und ein Aufbrechen von Krusten. Aber nicht nur in diesem Bereich. Für das Aufarbeiten der Corona-Krise könnte in den Gemeinden und damit vor Ort - warum nicht - eine neue Sozial- und Ökologie-Debatte aufflammen.