Kommentar - Im Tagblatt der Dolomiten vom Freitag (08.11.) berichtet Aldo Parmeggiani über die Streichung der „christlichen Wurzeln“ Europas von der Präambel der Europäischen Verfassung durch Frankreich. Es ist nicht zu leugnen, dass Europas Kultur im „finsteren Mittelalter“ vom Christentum geprägt war, was aber nicht bedeutet, dass diese Religion auch das einzige Fundament der europäischen Kultur bildet. Europa wuchs aus vielen Quellen. Die ergiebigste, der Grundstock unserer Kultur, war die antike griechisch-römische, die ihr Ende durch die Erhebung des Katholizismus in Rom zur Staatskirche im Jahre 380 fand. Zwischen den Jahren 700 und 1400 n.Chr. bestand neben der christlichen auch die islamisch-arabische in großen Teilen Südeuropas. Diese stand im Vergleich zur christlichen Klosterkultur deutlich höher. In islamischen Bibliotheken wurde ein großer Teil des antiken Erbes vor der Zerstörung durch christliche Fanatiker gerettet. Erst in der Renaissance wurde das übers finstere christliche Mittelalter gerettete antike Wissen wieder aufgenommen. Im 18. Jahrhundert leitet die Aufklärung, als moderner Höhepunkt der europäischen Geistesgeschichte, Revolutionen für Freiheit und Menschenrechte ein. Die Forderung nach Demokratie, Freiheit und Gleichberechtigung mussten gegen den heftigsten Widerstand von Feudalmächten und Klerus hart erkämpft werden und sind heute die anerkannten Werte, die es zu verteidigen gilt.
Andreas Waldner