Nauders/Finstermünz - Die Quilt-Kunst hat eine lange Geschichte, und wer meint, sie sei deshalb ziemlich angestaubt, irrt sich gewaltig. Das beweist eine Ausstellung in der Grenzfeste Altfinstermünz. Dort sind seit Samstag (08.09) Werke der Künstlerin Trudy Kleinstein aus Samnaun zu sehen. Erfunden wurde das Quilten in China. Kreuzritter trugen die wärmenden Stoffteile unter ihrer Rüstung und brachten sie so nach Europa. Im 14. Jahrhundert sorgte eine heftige Kältewelle in England für den Einsatz von Quilts als Kleidung, Decken und Wandteppiche. Schön anzusehen waren Quilts, mit ihren kleinen Quadraten und ihren oft bunten Farben, schon immer. Inzwischen sind sie so verschieden wie die Künstlerinnen, die sie gearbeitet haben. Von den strengen geometrischen Formen ist nicht mehr viel geblieben. Vor 20 Jahren hat die Autodidaktin Kleinstein mit traditionellen Quilts begonnen. Sehr schnell ließ sie diese Art Quilten hinter sich und begann zu experimentieren. Daraufhin sind Arbeiten entstanden, die ihre Leidenschaft für Natur und Farben widerspiegeln. Daraus entwickelte sich ein ganz eigener Stil und die Ausdruckskraft in den Arbeiten wurde immer feiner und ruhiger, harmonisch in den Farben und reduzierter in den Darstellungen. Heute verwendet sie ausschließlich handgefärbte Stoffe aus Baumwolle, Seide und Leinen. Von Anfang an liebte sie das Handquilten. Inzwischen näht sie fast nur noch händisch. So werden tausende von Teilen von Hand bestickt und später intuitiv zu einem Ganzen zusammengefügt. Sie liebt die Langsamkeit des Handnähens. Was andere vom Zeitaufwand her abschreckt, ist für sie Meditation. So entwickelte Kleinstein während der Jahre einen ganz eigenen Stil in der Umsetzung des eigentlich Traditionellen. Daraus entstehen in unverkennbarer Art außergewöhnliche Quilts. Eine sehenswerte Auswahl ist in den mittelalterlichen Räumen von Altfinstermünz ausgestellt. (aw)