„Pan Begilln isches oam oft braun gongan…“

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Rudolf Frank, genannt „Schloss Rudl“, hat im Juli seinen 80. Geburtstag gefeiert. Er überlebte einmal einen Unfall mit der Mähmaschine und einmal mit dem Einachser: „I hon  selm zwoamol a morts Glück kopp.“ Rudolf Frank, genannt „Schloss Rudl“, hat im Juli seinen 80. Geburtstag gefeiert. Er überlebte einmal einen Unfall mit der Mähmaschine und einmal mit dem Einachser: „I hon selm zwoamol a morts Glück kopp.“

Der „Schlosshof“ in Tella neben der Ruine Rotund hoch über Taufers ist Rudls Zuhause seit er dort
im Juli 1939 auf die Welt gekommen ist. Der Juggeselle führte den Hof auf 1.500 Metern zuerst mit seinen Eltern, dann mit Hilfe seiner Verwandten. Später arbeitete er als Hirte und Senner.

von Magdalena Dietl Sapelza

Rudl kam als Vorletzter von zehn Kindern auf dem „Schlosshof“ zur Welt. Die Familie war kurz zuvor von Matsch dort eingezogen, nachdem sie ihren Hof in Matsch durch einen Brand verloren hatten. Die Familie begann ihr Leben am Hang mit vier Kühen, einigen Jungrindern, Hühnern, einem Pferd und einem Maultier. „Der Muli isch gonz a feiner Zoch gweesn“, meint Rudl. Von klein auf mussten er und seine Geschwister im Stall und auf den steilen Feldern kräftig anpacken. Als kleiner Bub verrichtete er einfache Tätigkeit. Er fütterte Hühner, half beim Ausmisten, beim Brotbacken … doch schon bald übte er sich im Mähen und beim Holzarbeiten „I bin olm a Zaacher gweesn“, sagt er. Die Volksschule in Taufers erreichte er täglich zusammen mit Geschwistern und Kindern von Nachbarhöfen nach einem halbstündigen Fußmarsch. Das „Zwindlhafele“ mit dem Essen, deponierten sie bei den Klosterfrauen und nahmen es dann in der Mittagspause zu sich. Um einiges schneller erreichten sie die Schule im Winter mit dem Schlitten.“Drfiir hoobmer norr hoamwärts länger Orbat kopp“, lacht er. Den zu Späßen aufgelegten Schülern überkam oft der Schlendrian. Manchmal weinte eines der Kinder, weil es mit den Stock gezüchtigt worden war. Es war meist der Pfarrer, den die Schüler verächtlich „Patzen-Mann“ nannten. „Sui hobm olm kennt tian, wos si gwellt hoobm“, ärgert sich Rudl. Die Ruine Rotund vor der Haustür nutzten die „Schlosskinder“ als Abenteuerspielplatz. Sie buddelten im Schutt der geborstenen Mauern, krochen in unterirdische Höhlen und kletterten durch den Mauerriss in den Turm, obwohl ihre Eltern sie ständig vor einer möglichen Einsturzgefahr warnten. „Dr Turn hot oft krocht unt Stoaner sain oibrochn“, erinnert sich Rudl. Erst viel später erfolgten Sicherungsarbeiten im Auftrag des Landesdenkmalamtes. Als Jugendlicher hütete Rudl Ziegen in Rifair und lernte erstmals in der Schweiz auch das Almleben kennen. Nachdem seine Geschwister nach und ausgezogen waren, blieb Rudl mit den Eltern alleine auf dem Hof zurück. Seine Verwandtschaft unterstützte ihn jedoch regelmäßig bei der Feldarbeit, so beispielsweise im Frühjahr beim „Begilln“ der steilen Wiesen. Gemeint ist das Ausbringen eines Mist-Jauche-Wasser-Gemisches mit Hilfe von Rohren, die laufend bewegt werden mussten, um jeden Fleck zu erreichen. „Pan Begilln isches oam oft braun gongan, unt ma hot liab ausgschaug…, fa obn bis untn voll Mischt,“ beschreibt er. Wenn Rudl beim Heueinbringen oder auch beim Kornschneiden Hilfe brauchte, - es war noch vor der Mobilfunkzeit - legte er ein großes Leintuch auf einem Feld aus, das die Schwestern im Tal sehen konnten. Kurz darauf machten sich diese auf den Weg zum Hof und legten Hand an. Rudl schenkte ihnen dafür Käse, den er selbst produziert hatte. Jede Schlachtung am Hof wurden regelmäßig zu einem Familienfest, bei dem „Stich“ gegessen und oft ausgiebig gefeiert wurde. Regelmäßig verbrachten Nichten und Neffen ihre Sommerfrische auf dem Hof und halfen natürlich ebenfalls überall mit. Genauso regelmäßig wie die Sonntagsmesse besuchte Rudl als geselligen Mensch die unterschiedlichsten Veranstaltungen im Dorf, wo er scherzte, tanzte und auch flirtete. „I hon a poor Freundinnen kopp“, verrät er. Eine Frau für’s Leben sei leider nie dabei gewesen. „Di Madlan hoobm nit afn Hof aui gwellt, unt i honn nit kennt oi gehen.“ Nach dem Tod seiner Eltern blieb Rudl allein auf dem „Schlosshof“ zurück und wirtschaftete mit Hilfe der Verwandtschaft weiter. Schließlich übergab er den Hof an seinen Neffen und dessen Familie und behielt nur noch das Wohnrecht. Er entschied, sich in die Arbeitsweise der Jungen nicht einzumischen und wich im Sommer auf die Alm aus. Er hütete Kälber im Avingatal, absolvierte einen Sennkurs in der Fürstenburg, half in der Mangitzalm aus und übernahm dann die Senner-Dienste auf der Rifairer Alm.
Mittlerweile lebt Rudl zurückgezogen in seiner Wohnung im Hof. Hie und da hilft er Verwandten beim „Holzen“, eine Beschäftigung die ihm schon immer zugesagt hat. Das Alleinsein fällt ihm zunehmend schwerer, je älter er wird. Manchmal überkommt ihn Wehmut, wenn er auf sein Leben zurückblickt. „I fühl miar oft minderwertig, weil i olm alloan bliebm bin“, sinniert er, „...obwohl‘ s miar afn Hof olm gfolln hot. Ober in Nochhinein tat i vieles ondersch mochn“. In seinem Haushalt schauen seine Schwestern nach dem Rechten. Er ist froh darüber, denn er schafft nicht mehr alles allein. Und vergesslicher ist er auch geworden. Manchmal geht Rudl ins Dorf, wo er gerne in Gesellschaft ein Gläschen trinkt. Er lebt in den Tag hinein: „I konn gehen wenn i will, konn kemman wenn i will…lei di Tür muaß i olm finden“, scherzt er.

 

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