Seit mehr als 25 Jahren sind mein Mann und ich verheiratet. Vor einem halben Jahr ist herausgekommen, dass er ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte. Für mich war das erst einmal ein Schock. Ich frage mich, was ich falsch gemacht habe, und es fällt mir immer noch schwer, damit zu leben. Er versichert mir heute, dass für ihn klar geworden ist, wie wichtig ich für ihn bin. Macht es überhaupt Sinn, dass wir zusammenbleiben?
Elisabeth Hickmann:
Ihr Schmerz, die Verletztheit und die wiederstreitenden Gefühle aufgrund der Tatsache des Fremdgehens Ihres Mannes sind nur allzu verständlich. Seinerseits bedeutet das eine klare Grenzüberschreitung, die erstmal nicht zu beschönigen, geschweige denn zu rechtfertigen ist. Dennoch zeigt sich dadurch, dass das Leben nun einmal nicht perfekt ist. Affären passieren auch in Beziehungen, in denen die Partner im Grunde zufrieden sind. Seine Beweggründe für die Außenbeziehung müssen tatsächlich nichts mit Ihnen zu tun haben. Ich sehe zunächst einmal keine Veranlassung, warum Sie ihr bisheriges Leben einfach wegwerfen sollten. Das verlangt allerdings vieles von Ihnen und Ihrem Partner ab. Erst einmal braucht es viel Zeit und Gesprächsbereitschaft, um die Verletzungen und Motive des Fremdgehens zu verstehen und für sich einzuordnen. Sehen Sie dabei nicht nur den Schuft, der Ihnen das angetan hat, sondern auch seine guten Seiten. Das, was Sie an ihm über die vielen Jahre schätzen. Und stellen Sie Ihr gemeinsames Leben auf den Prüfstand. Überdenken und verhandeln Sie mit ihm danach darüber, wie es weitergehen könnte. Verantwortung für die eigene Lebensgestaltung übernehmen, sich mutig aufeinander einlassen und in eine gemeinsame Zukunft investieren. Wenn Sie beide das wirklich wollen, dann gelingt es Ihnen. Aus Lebenskrisen kann auch etwas Gutes hervorgehen und Ihre Beziehung stärken. Und dann haben Sie im günstigen Fall eine bessere Ehe als vorher.