Leserbriefe - Meinungen 7-19

geschrieben von Ausgabe 7-19

Lieber aw,
man kann über unser Bildungssytem viel Negatives sagen, ohne falsch zu liegen, aber dass Schüler/innen nicht die intellektuelle Basiskompetenz erlernen würden, um zwischen rationalen und irrationalen Argumenten unterscheiden zu können, ist eine infame Behauptung. Wenn Schüler/innen eine historische Quelle, einen literarischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Text (um einige wenige Beispiele zu nennen) lesen und Aufgaben dazu bearbeiten, geschieht das ja nicht nur um des Inhalts willen, sondern um genau die oben genannten Kompetenzen zu schulen. Wahrscheinlich haben Sie eine Schule besucht und fühlen sich damit (wie viele andere) dazu berufen und befähigt, das gesamte Bildungssystem zu beurteilen - und das von jemandem, der die Schlagzeile „Taucher bergen abgesoffenes (!!!) Segelboot“  (VW, 30.10.2018) verfasst hat. Ihr/ Deutschlehrer/in hätte Ihnen wahrscheinlich gesagt, dass eine solche Formulierung in keinem Universum medientauglich ist, aber das fällt wahrscheinlich in das Arsenal an „unnützem Wissen“, das man in der Schule vermittelt bekommt. Man kann letztlich den Esel nur zum Wasser führen, trinken muss er selbst. Das betrifft sowohl die Schüler/innen, die aus der Schule Kompetenzen mitnehmen, oder eben nicht, als auch Menschen, die mal Urteile in die Welt hinausschreiben, deren einzige Begründung darin liegt, dass sie einer weit verbreiteten Meinung entsprechen (siehe auch Fake-News, siehe eigener Untertitel).
Schüler/innen können sehr wohl nützliche Kompetenzen aus der Schule mitnehmen, NEBEN einem Arsenal an Wissen, über dessen Nutzen oder Unnutzen sich schon beruferene Leute Gedanken gemacht haben. Ich nenne Albert Einstein: „Die höhere Schule hat Wissen zu vermitteln, ohne Rücksicht auf die unmittelbare Brauchbarkeit des Vermittelten.“
Verena Noggler

Gedanken zur Pestiziddebatte
Seit Monaten verfolge ich nun die heiße Debatte über die Ausbringung von chemisch-synthetischen Pestiziden und deren Auswirkungen auf Mensch und Tier in Südtirol und bin es leid die verhärteten Positionen zu sehen. Mir fehlt bei der ganzen Debatte, wie bei den meisten Debatten, welche neue Denkweisen und Änderungen mit sich bringen, der gemeinsame Nenner. Man kann jetzt sagen, es gibt keinen gemeinsamen Nenner, denn alle Beteiligten haben andere Interessen und bekanntlich steht jeder sich selbst am nächsten. Doch in meinen Augen gibt es sehr wohl einen gemeinsamen Nenner: das Allgemeinwohl...der Versuch, gegenwärtig jeden Tag so zu handeln, dass die Zukunft eine bessere wird.
Da man einerseits mit Sicherheit sagen kann, dass Pestizide schädlich für Mensch und Umwelt sind (siehe Verpackungsbeilage), etwaige Grenzwerte wenig bis gar keine Sicherheit über das Gegenteil geben und ein flächendeckender biologischer Anbau zwar ein richtiger Schritt, aber auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, würde ich vorschlagen, dass sich alle Fachkundigen an einen großen Tisch setzen und sich Gedanken machen, was wir politisch tun können, um gesunde, vielfältige Lebensmittel in und für Südtirol zu produzieren.
Benjamin Schupfer, Rabland

Apokalypse now
März 2018, Fahrt durch den Apfel-Vinschgau: soweit das Auge reicht, Betonpfeiler mit dünnen Apfelstämmchen, bis an den Fuß der Berge. Helle Wolken, die vom Boden aufsteigen, die ersten Spritzungen. Wie mit einem Hammerschlag wird mir klar: Das ist erst der Anfang! Das kann im Laufe des Vegetationsjahres nur mehr werden. Somit war die Idee, wie ich es gerne mache, nämlich im Urlaub von einem Ort zum anderen zu wandern und mit Bus oder Zug zurückzufahren, schon gestorben. Denn auf so einem Weg würde mich sicher irgendwann mindestens eine solche Spritzung einholen, ohne Fluchtweg. Als Ärztin denke ich in Kategorien wie: Was ist Bio-Logisch und was ist schädlich? Es beklemmt mich die Frage, wie es den Bewohnern dieses Tales wohl geht. Sind da wirklich alle einverstanden? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. Diese Pestizide landen auf dem Boden, auf dem Obst, jedoch auch weit entfernt, in Gärten, Tälern, auf den Bergen. Sie werden wieder heruntergewaschen, bis ins Grundwasser und gelangen so erneut in die Kreisläufe. Sie werden im Urin der Anwohner festgestellt. Und es sind viele verschiedene Pestizide. Auf das Urlaubsgebiet Apfel-Vinschgau, das seine Versprechen so gar nicht mehr einlöst, werde ich schweren Herzens verzichten.
Alexandra Obermeier, Ärztin, München

Ötzi ist ein Vinschger!
Bereits vor 8 Jahren habe ich eine Pressemitteilung zum Thema „Ötzi“ geschrieben. Schon damals war der Platzmangel im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen vorhersehbar. Jetzt wird immer noch um einen neuen Standort in oder um Bozen diskutiert. Und wiederum wiederhole ich meine Forderung von damals: Bringt den Ötzi in den Vinschgau! Durch langobardisch/fränkische Fundstätten, römische Siedlungen und karolingische Kostbarkeiten reichlich gesegnet, bietet der Vinschgau wohl den idealen Standort für ein neues Ötzi-Museum.
Während sich die Gemeinde Bozen und die Landesregierung für eine neue Bleibe in Bozen nicht oder scheinbar nur schwer einigen können, würde sich für den Vinschgau mit Leichtigkeit ein geeigneter Platz finden.
Mit über 280.000 Ötzi-Besuchern pro Jahr könnte auch der schwächelnde Tourismus im Vinschgau gut leben und der „Mann von Hauslabjoch“ wäre wieder zu Hause!
Stecher Peppi, Hirschenwirt Mals

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