Ins Moos steckte er Papierfiguren, die er auf Sperrplatte aufgeklebt und mit dem „Labsagl“ ausgeschnitten hatte. Als Vorlagen dienten die Zeichnungen des Künstlers Josef Bachlechner, die im „Raimmichlskalender“ abgedruckt waren. Die Figuren waren für ihn kleine Kostbarkeiten. „Ma hot si selm nichts leistn kennt“, sagt er. Die kleine Bauerschaft und das Zubrot, das die Mutter mit Näharbeiten verdiente, reichten gerade so, um über die Runden zu kommen. Eine Kostbarkeit für ihn war auch die Schokolade, die ihm ein schwerbewaffneter deutscher Soldat reichte, der von einem trockenen Wasserwaal aus die Kreuzung nach Glurns bewachte. Es war nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1943. „Deis isch mei erschte Tschugglad gweesn“, erinnert er sich. „Gebm hot er miar di Ration epper, weil i ihn gonz drschrockn oungschaug hon.“ In der Schule beeindruckten die NS-Propagandafilme, die von großartigen Siegen der Deutschen erzählten. Doch schon bald verstummten diese. Der Krieg hatte nichts als Not und Elend gebracht. Überall herrschte Arbeitslosigkeit. Peter Paul suchte lange nach einer Lehrstelle als Schlosser und fand schließlich eine in Bozen. Lohn gab es während der Lehre keinen. Die 10.000 Lire für die Unterkunft im Heim berappte seine Mutter. Erst nach fast zwei Jahren übernahm der Lehrmeister die Kosten, und es gab hie und da auch ein Trinkgeld. Als Geselle verbesserte sich die Lohnsituation und Peter Paul blieb noch ein Jahr in Bozen. Dann wurde er zum Militärdienst gerufen. Nach der Ausbildung in Toblach kam er nach Bruneck. Er teilte sich den Schlafsaal mit 30 Alpini. Eines Morgens standen Wachen vor der Tür. Die Südtiroler durften den Raum nicht verlassen. Der Grund: Das Alpini-Denkmal in Bruneck, der „Kapuzinerwastl“ war verunstaltet worden. Doch schon bald kamen sie wieder frei. Waffen durften sie daraufhin keine mehr in die Hand nehmen, was sie nicht sonderlich störte. „Miar hobm in der Kält norr a nimmer braucht Woch schiabm“, lacht er. Nach den 18 Monaten Militärdienst fand Peter Paul als Schlosser Arbeit in Schlanders. Ein Jahr später zog es ihn in die Schweiz. In Sedrun war er zwei Jahre beim Bau der Staumauer beschäftigt. Es folgten Baustellen im Tessin und in Basl. Nachdem anfangs der 1960er Jahre die Ansiedlung der Firma HOPPE bevorstand, absolvierte Peter Paul eine Ausbildung im Muttersitz des Unternehmens in Stadtallendorf. Doch bevor er in Schluderns anfangen konnte, verdiente er sich noch einige Franken in Zernez. 1964 heiratete er Herta Marseiler (Jg.1941). Sie zog zu ihm in sein Elternhaus. 1965 begann Peter Paul bei HOPPE als Schlosser. Froh war er, dass er nun täglich bei seiner Familie sein konnte, der schon bald drei Kinder angehörten. In der Dorfgemeinschaft brachte er sich als aktiver Feuerwehrmann ein. Schon bald stieg er zum stellvertretenden Betriebsleiter auf. Später leitete er als Betriebsleiter 10 Jahre lang die HOPPE-Produktionsstätte in Müstair. Nach deren Auflassung kehrte er wieder ins Schludernser Werk zurück, wo er bis zu seiner Pensionierung 1994 tätig war. Dann genoss er seinen Ruhestand. Mittlerweile hat ihm das Leben eine neue Aufgabe zugeteilt. Mit viel Geduld umsorgt er seine Frau.
Peter Paul hat nicht nur als Schlosser eine gute Hand, sondern seit jeher auch bei Holz- und Bastelarbeiten. Der Krippenbau war und ist seine große Leidenschaft. Er fertigte viele Krippen an, in unterschiedlichen Formen immer im Tiroler Stil. Später, als er es sich leisten konnte, kaufte er die ersten holzgeschnitzten Bachlechner Figuren und zwar die Hl. Familie. Jedes Jahr kamen weitere Figuren dazu. 1985 investierte er sogar eine HOPPE-Prämie. „Di drei Kini hobm 900.000 Lire kostet“, erinnert er sich. Mittlerweile ist Peter Pauls Krippe gut gestückt. Einige Figuren hat er sogar selbst nachgeschnitzt.
Nach Lichtmess legt er die mit Schutzfolien umwickelten Figuren behutsam in die große Holztruhe, die er für diesen Zweck gezimmert hat.
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