Notwendig gemacht haben die energetische Sanierung der Mittelschule Schlanders die enormen Heizkosten und die ständigen Rohrbrüche. Im vergangenen Jahr machten allein die Heizkosten die Summe von 32.500 Euro aus. Viele Sanierungskonzepte hat die Mittelschule in den vergangenen über 50 Jahren nicht gesehen. Einmal, in den Jahren 1999 und 2000 wurde das Gebäude unwesentlich erweitert (Mensa, Bibliothek, Lehrerzimmer) und teilweise saniert. Einer Generalsanierung unterzogen und energetisch auf die Höhe gebracht, wurde das Gebäude nie. Nur die Rohrleitungen wurden damals – vor zwölf Jahren – allesamt gegen neue ausgetauscht. Und: die Mensa gebaut. Die ist mittlerweile zu klein geworden. Mit der 5-Tage-Woche sei man vor eine neue Herausforderung gestellt worden, sagt die zuständige Referentin Monika Holzner-Wunderer. 40 Grundschüler und 140 Mittelschüler besuchen am Dienstag und am Donnerstag die Mensa in Schlanders. 425 Oberschüler müssen am Montag und am Mittwoch – aufgeteilt auf die Mensa, das Bürgerheim, das Gamperheim und verschiedene Schlanderser Gastbetriebe - verköstigt werden, rund 100 Berufsschüler kommen täglich dazu. Das nur am Rande erwähnt.
Im Jahr 1960 plante der Bozner Architekt Luis Plattner die Mittel- und die Grundschule. Das Areal oberhalb des Stainerparkplatzes sollte er bespielen. Es war jenes Grundstück von dem man glaubte, dass es genügend Platz und Kapazitäten für spätere Jahre bieten würde. Plattner hat ein – an Buchstaben angelehntes – Konzept entworfen, die Mittel- und Grundschule – ein Ensemble - aus einem längs gerichteten und einem L-förmigen Flügel wurden mit dem Turnhallentrakt zwei Jahre später zu einem Z verbunden. Horizontal verlaufende Holzlamellen sollten als traditionelle Motive die Fassade gestalten. Dieser architektonische Charakter blieb bei der energetischen Sanierung der Mittelschule unangetastet, die Architektursprache dieselbe. Verantwortlich dafür war der Schlanderser Architekt Stefan Marx. Alle Fassaden erhielten einen außen liegenden 18 Zentimeter dicken Vollwärmeschutz, auf Dämmplatten aus Mineralschaum fiel die Wahl der Projektverantwortlichen. Mineralschaum hat mehrere Vorteile: Einerseits spricht der ökologische Aspekt für dieses Material und natürlich der hervorragende Dämmwert, andererseits ist er atmungsaktiv und nicht brennbar. „An insgesamt über 1.800 Quadratmetern Fläche ist außen Wärmedämmung angebracht worden“, sagt der Planer und Bauleiter Gerhard Janser. Beim Dach übernimmt hingegen eine 23 Zentimeter dicke Steinwolle-Schicht die Dämmung, hier sind insgesamt 1.700 Quadratmeter Fläche gedämmt worden. Ein energie- und natürlich kostenschonendes öffentliches Gebäude steht nun am Ende der thermischen Gebäudesanierung. Die Wärmeeinsparung, sagt Janser, liege bei 150.000 kWh, das entspricht einer Reduzierung von Energiekosten um 65 Prozent. Zusätzliches Plus: Auf dem sanierten Dach produziert eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 85,5 kwp insgesamt pro Jahr über 88.000 kWh Strom.
In einer Rekordzeit von nur drei Monaten ist die energetische Sanierung der Mittelschule Schlanders über die Bühne gegangen. Flexibilität hieß das Zauberwort. „In Spitzenzeiten arbeiteten rund 30 Arbeiter gleichzeitig am Bau. Viele Arbeiten mussten nahtlos ineinander übergehen, alles zu koordinieren war die größte Herausforderung“, resümiert Ulrich Linser vom Generalunternehmen Baumänner. Die 290 Schülerinnen und Schüler, die derzeit - aufgeteilt auf 15 Klassen - an der Mittelschule unterrichtet werden, lernen nun in einer wesentlich angenehmeren Atmosphäre. Direktor Reinhard Zangerle: „Die Lernatmosphäre im Inneren mit der Akustik hat sich gebessert.“ Janser bestätigt: „Mit der energetischen Sanierung ist das ganze Gebäude schwerer und deshalb akustisch träger geworden, dadurch ist die Behaglichkeit angestiegen.“ Gekostet hat die energetische Sanierung samt Nebenspesen 1,8 Millionen Euro. Davon, sagt die Referentin Monika Holzner Wunderer, „bekommen wir 1,3 Millionen als vergünstigtes Darlehen aus dem Rotationsfonds.“
Gerhard Janser, Planer und Bauleiter:
„Die Realisierung der Arbeiten in dieser kurzen Zeit gelang nur durch die hervorragende Zusammenarbeit von Auftraggeber, den Planern, den beteiligten Firmen und der Schule selbst.“
Reinhard Zangerle, Direktor des SSP Schlanders:
„Es ist wichtig, dass die Gemeinde Schlanders diesen Schritt gemacht hat. Es ist natürlich so, dass eine Sanierung immer Unannehmlichkeiten mit sich bringt, nichtsdestotrotz ziehe ich insgesamt eine positive Bilanz. Lobend erwähnen möchte ich die Mitarbeit der Verwaltung und der Schulwarte. Sie alle haben die Energien gebündelt und sich gegenseitig unterstützt.“
Hubert Telser, Bauleiter und Sicherheitskoordinator:
„Das Umsetzen der Arbeiten in dem Umfang und in der kurzen Zeit wie bei der Sanierung der Mittelschule Schlanders mit Installation der PV-Anlage war nur durch die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten am Bau möglich. Angefangen bei der Gemeindeverwaltung, bei der Schulleitung, bei den Technikern und vor allem bei den ausführenden Firmen. Als Sicherheitskoordinator und Bauleiter ist es ein toller Erfolg, wenn das Bauwerk termingerecht übergeben,- und die Arbeiten ohne Schaden an Personen zum Abschluss gebracht werden können.“
Monika Holzner Wunderer Referentin für Schule und Kultur:
„Ich möchte mich für das Verständnis in den ersten Schulwochen bedanken. Das Schulpersonal musste Einschränkungen im Schulbetrieb hinnehmen und das Reinigungspersonal hatte einen Mehraufwand zu bewältigen. Das Schwierigste bei dieser energetischen Sanierung war sicherlich die Koordination.“