Das Verhältnis zu meiner Mutter war schon immer schwierig. Als Mädchen konnte ich nur schwer etwas recht machen und hatte das Gefühl, dass egal, was ich tat, es nie genug war. Nach außen waren wir eine Vorzeigefamilie, alles musste immer perfekt sein. Bis heute interessiert sie sich nicht wirklich für mich, sondern sorgt sich nur darum, was die Leute sagen könnten. Die obligatorischen Besuche am Wochenende werden für mich immer unerträglicher. Am liebsten würde ich den Kontakt ganz abbrechen. Was meinen Sie dazu?
Elisabeth Hickmann:
Das ist ein heikles Thema, das Sie ansprechen, da gerade die Beziehung zu den eigenen Eltern vom Glaubenssatz geprägt ist, sie zu ehren. Und daher fühlt man sich auch im Erwachsenenalter sehr schnell schuldig und hat Gewissensbisse, wenn man ihren Erwartungen nicht gerecht wird. Ein echter Teufelskreis aus überhöhten Erwartungen, Enttäuschungen, Abstand suchen, beleidigt sein und erneut Kontakt suchen wiederholt sich ständig. Wie aussteigen? Übernehmen Sie vorrangig für sich selbst Verantwortung. Seien Sie liebevoll und mitfühlend mit sich selbst und gestehen Sie sich die Enttäuschung und den Ärger Ihrer Mama gegenüber ein. Verletzungen gehören zum Leben. Es ist entscheidend, vor den eigenen Gefühlen nicht davonzulaufen und um des lieben Frieden Willens zu verbittern.
Vertrauen Sie zudem darauf, dass das Leben nach vorne geht. Die Beziehung auf Biegen und Brechen verbessern zu wollen geht oftmals auf Kosten der eigenen Entwicklung. Prüfen Sie Ihre eigenen Wertvorstellungen und handeln Sie entsprechend. Um Ihre Frage zu beantworten: Ja, Abstand kann sinnvoll sein, um sich selbst nicht zu verleugnen und sinnloserweise wie Don Quijote gegen Windmühlen zu kämpfen.
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