Schlanders - Auf Einladung der Schützenkompanie „Priester Josef Daney“ Schlanders referierte der 90-jährige Franz Matscher in der Bibliothek Schlandersburg über Vinschger Politiker, welche die Südtirolpolitik mitgestaltet haben. Matscher ist nicht nur Ehrenmitglied der Schützenkompanie Schlanders, er hat auch Verwandte in Schlanders, ist in Meran geboren und im Zuge der Option 1943 nach Graz ausgewandert. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften war er im Auswärtigen Dienst, auch als Generalkonsul in Mailand tätig, später Universitätsprofessor und von 1977 bis 1998 Richter am Europäischen Gericht für Menschenrechte. Für Matscher reicht der Vinschgau von der Töll bis nach Nauders und deshalb zählt er zu den Vinschger Politikern nicht nur Karl Tinzl, Hans Dietl und Alfons Benedikter, sondern auch die beiden Landeshauptleute von Tirol, Hans Tschiggfrey aus Nauders und Eduard Wallnöfer, gebürtig aus Schluderns. Der Schlanderser Rechtsanwalt Karl Tinzl (1888 – 1964) war nach dem Ersten Weltkrieg Abgeordneter in Rom, ab 1943 kommissarischen Präfekten und ab 1953 wiederum Abgeordneter in Rom. Er war an der Gründung der SVP beteiligt und SVP Obmann. Als Mitglied der 19er Kommission war er wesentlich an der Ausarbeitung des Autonomiestatuts beteiligt. Die beiden Paketgegner Hans Dietl (1915 -1977) und Alfons Benedikter (1918 – 2010) waren aufrechte Tiroler, aber kompromisslos und stur. Beide haben die Südtiroler Nachkriegspolitik sehr stark geprägt. Dietl hat das Los von Trient eingeleitet, Benedikter muss als einer der Architekten der Südtiroler Autonomie und als Vater der Raumplanung und des Landschaftsschutzes bezeichnet werden. Beide haben am Ende ihrer langen politischen Karriere die SVP verlassen. Der in Nauders geborene Hans Tschiggfrey (1904 -1963) war von 1957 bis 1963 Landeshauptmann von Tirol. Dieses Amt übernahm daraufhin Eduard Wallnöfer (1913 – 1989), der es insgesamt 24 Jahre lang von 1963 bis 1987 ausführte. Beide haben sich für Südtirol engagiert. (hzg)
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