2009 war es soweit und sie absolvierte die vierte Oberschulklasse in Straßburg, in Frankreich. Weit weg von zu Hause zu sein hat ihr nichts ausgemacht, erzählt sie, Angst hat sie sowieso keine gehabt. Durch ihre Offenheit und Kontaktfreudigkeit war es für sie nie ein Problem, Anschluss zu finden und sich wohlzufühlen.
Franziska ist die älteste Tochter von Leonhard und Gerda Wellenzohn - sie führen den biologischen Huterhof in Schlanders. Mit der Landwirtschaft habe sie nie etwas am Hut gehabt, sagt sie, aber trotzdem sei sie froh, auf einem Bauernhof aufgewachsen zu sein, als Kind bedeutete das für mich Abenteuer jeden Tag. „Wir haben Pferde, Hühner und einen riesigen Hof, langweilig wurde mir und meinen zwei kleineren Geschwistern nie.“ Auch heute freut sie sich immer wieder, für ein paar Tage auf Besuch nach Schlanders, auf ihren elterlichen Bauernhof, zurückzukommen. Auf die Unterstützung ihrer Eltern konnte Franziska immer zählen, trotzdem ist es ihr wichtig, finanziell selbst für ihre Reisen aufzukommen. Dies bestreitet sie mit verschiedenen Praktika, Neben- und Sommerjobs in aller Welt
Nach ihrem Abschluss am sprachlichen Realgymnasium in Schlanders zog es Franziska nach Australien, wo sie für ein Jahr reiste und als Kindermädchen und auf Farmen arbeitete. „Ich hatte wirklich keine Ahnung, was ich nach der Matura machen sollte, ich glaube, das geht vielen so. Dieses Jahr Auszeit hat mir deshalb gutgetan um herauszufinden was ich später machen will“. Eins war sicher, in Schlanders zu bleiben und hier zu arbeiten, konnte sie sich nicht vorstellen. Deshalb zog sie nach Wien, um Translationswissenschaften und Politikwissenschaften zu studieren.
In Wien hat sie sich von Beginn an wohl gefühlt, doch im Laufe ihres Bachelorstudiums hat es sie trotzdem für ein ganzes Jahr ins europäische Ausland - nach Hongkong - verschlagen. Eine tolle Erfahrung war das, sagt Franziska, sie würde es immer wieder tun. In Hongkong hatte sie die Möglichkeit, ihr Englisch zu vertiefen, eine neue Welt zu entdecken und viele asiatische Länder zu bereisen.
Nachdem sie aus Hongkong zurückgekehrt war und ihre Bachelorstudien in Wien abgeschlossen hatte, ging sie nach Brüssel um das ORF-Korrespondenzbüro bei der Berichterstattung über das EU-Geschehen zu unterstützen. Dort arbeitete sie ganz nahe bei Merkel, Juncker und Co. und durfte u.a. auch unseren Landeshauptmann interviewen. Ihre Leidenschaft zur lateinamerikanischen Musik zog sie dann für ein paar Monate nach Kolumbien, wo sie freiwillig für eine Nichtregierungsorganisation (NRO), arbeitete. „Unsere Aufgabe dort war es, Jugendliche aus schwierigen Familiensituationen, zu unterstützen und ihnen zu helfen eine Zukunftsperspektive zu finden“, erzählt sie. „Ein tolles Land, tolle Leute, die viel Temperament haben und von denen man viel lernen kann – wie zum Beispiel Salsatanzen!“, lacht sie.
Dank ihrer Reisefreudigkeit beherrscht sie heute so einige Sprachen. Neben ihrer Muttersprache Deutsch spricht sie außerdem fließend Französisch, Spanisch, Englisch und Italienisch. „Ich liebe Sprachen, es fiel mir immer relativ leicht eine Sprache zu erlernen, in der Schule schon und auch später im Studium und in der Arbeitswelt,“ sagt sie.
Zurzeit lebt Franziska in Paris, wo sie ein Masterstudium in Internationaler Wirtschaftspolitik absolviert und ihre Masterarbeit sogar der Landwirtschaft widmet. Ganz hat sie ihre Wurzeln also doch nicht verloren. Ihr Interesse für Politik und Internationale Entwicklung möchte sie auch in Zukunft in der Arbeitswelt umsetzen, wo ihr auch ihre Sprachkenntnisse und Auslanderfahrungen sicher zugutekommen werden. So viel zu Reisen und an verschiedenen Orten zu leben ist ohne Frage eine tolle Sache, trotzdem wird es mit der Zeit anstrengend, immer umzuziehen verrät sie. Vor allem wenn man in einer Großstadt wie Paris lebt, schätzt man erst richtig die Ruhe, die man in Schlanders hat. Da kann man einfach zu Fuß seine Freunde besuchen und muss nicht erst eine Stunde mit der Metro fahren.
Auf die Frage, ob sie sich jemals vorstellen könne wieder hier zu leben, schmunzelt sie nur und meint, dass sie natürlich das Gefühl verspüren würde, irgendwann sesshaft zu werden, doch für das Dorfleben fühle sie sich noch zu jung. „Momentan will ich dort sein, wo alles passiert!“, sagt sie überzeugt.
{jcomments on}