Lukas Graiss wurde vor 47 Jahren in Morter als Ältester von 4 Geschwistern geboren und lebt auch heute noch zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder dort. Hier fühlt sich Lukas sehr wohl, da es seine Heimat ist und er seine freie Zeit inmitten der Natur, auf den Bergen oder im Wald verbringen darf.
Außerdem ist Lukas der Mesner der Kirche Morter und somit ein wichtiges Mitglied der Dorfgemeinschaft. Bereits sein Vater, welcher leider bereits verstorben ist, hatte dieses wichtige Amt über und somit war es klar, dass nun auch Lukas in seine Fußstapfen trat.
Jeden Tag vor der Fahrt zur Montagearbeit sperrt Lukas die Kirchentür auf, um sie am Abend nach Feierabend wieder zu schließen. Wichtiger Bestandteil dieser ehrenamtlichen Arbeit ist neben der Reinigung, auch das Läuten der Glocken, welches vor allem an Festtagen zur Arbeit eines Messners gehören.
„Was mir besondere Freude macht, ist das Mitsingen in der Kirche“, erzählt Lukas mit blitzenden Augen. „Meist singen eh nit so viele Leute mit und da ich alle Kirchenlieder wirklich auswendig kann, singe ich eben besonders gerne mit.“
Musik war in der Familie Graiss immer schon wichtig. Die Geschwister von Lukas spielten Klarinette, Schlagzeug, und Orgel und somit förderten die Eltern auch Lukas, das Klavierspiel frühzeitig zu lernen.
Da Lukas bereits als Kleinkind plötzlich Anfälle bekam und eine Teillähmung der linken Körperseite erlitt, war es umso wichtiger, dass er lernte diese mit Hilfe des Instrumentes zu stärken. Nebenbei erlernte Lukas das Trompetenspielen und konnte bald mit Hilfe von Singbüchern Noten lesen und auch auswendig viele Musikstücke mit seiner Trompete spielen.
Oft wird Lukas mit seiner Trompete eingeladen, um bei Veranstaltungen der Lebenshilfe oder der Integrierten Volkshochschule sein musikalisches Können vorzustellen. Dabei erfreut er viele Menschen mit seiner perfekt gespielten Trompetenmusik.
In der integrierten Volkshochschule besucht Lukas momentan den Kurs für kreatives Geschichtenschreiben. Geschickt, mit viel Fantasie und großem schreiberischen Können entstehen so Geschichten aus dem alltäglichen Leben von Lukas oder eben auch fiktive Märchen, welche miteinander in der Gruppe erfunden werden dürfen und allen riesigen Spaß bereiten.
„Meine Mutter sagte mir bereits als Kind immer schon, dass ich schreiben solle“, beschreibt Lukas seinen schriftstellerischen Werdegang. „Sie sagte, so bekommt man eine schöne Handschrift und lernt früh, sich schriftlich auszudrücken. Außerdem entspannt mich das Schreiben vollkommen und bereitet mir Freude “, fügt er hinzu.
So hat der junge Mann aus Morter also schon frühzeitig gelernt, Tagebuch zu schreiben und das Geschehen des jeweiligen Tages in Worte zu fassen. Geschichten über die geliebte Arbeit auf dem heimatlichen Bauernhof, wie auch Erlebnisse aus Schule und Familie füllen viele seiner Tagebücher.
Dieses schriftstellerische Können sowie seine schöne Schrift kommt ihm nun bei seiner Tätigkeit als Schriftführer im Verband „People First“ sowie in der Lebenshilfe Schlanders zugute. Dort ist Lukas Mitglied im Ausschuss des „Lebenshilfe –Vorstandes“, welcher regelmäßig zusammenkommt, um wichtige Dinge der Lebenshilfe-Gemeinschaft zu besprechen. Hier gehe es besonders darum miteinander zum Wohle der Menschen mit Behinderung zu arbeiten und miteinander ein gutes Auskommen zu finden, erzählt Lukas. Ihm persönlich sei es sehr wichtig dass Wünsche, Probleme oder Alltägliches sofort besprochen werden, um so ein fröhliches und gutes Miteinander zu gestalten.
Man müsse einfühlsam sein, um andere verstehen zu lernen und auch darüber nachdenken, bevor man urteilt. Niemand soll alleine sein, denn nur für sich alleine sein zu wollen, bedeute Spaltung , sinniert Lukas. Konflikte müsse man sofort ausreden um hier auf dieser Welt miteinander gut leben zu können.
„Einfach a bissl mehr auf die Leute schauen, mehr „Tun als Reden“ und nit einfach warten bis jemand anderer etwas tut… Denn irgendwann ist auch unser irdisches Leben zu Ende und wird in ein göttliches Leben umgewandelt“ , so die berührenden Worte von Lukas, bevor er sich fröhlich auf den Nachhauseweg nach Morter macht.
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