Tartsch
Es war ein Freudentag für die Tartscher: Der spätgotische Flügelalter aus der St.-Veit-Bichlkirche hat nun wieder seine im Jahre 1958 gestohlenen Hauptfiguren! Niemand hat nach über fünfzig Jahren an ein solches Wunder geglaubt.
Der kostbare Flügelaltar aus der Werkstatt des Meisters Ivo Strigel (1430 bis 1516) in Memmingen wurde laut Inschrift auf der Rückseite des Altars im Jahre 1514 hergestellt und war für eine heute nicht mehr feststellbare Kirche im Engadin bestimmt, von wo er um 1580 nach Tartsch kam. 1939 wurde er nach Trient „entführt“ und nach dem 2. Weltkrieg in das Bozner Stadtmuseum überstellt. Nach vielen Interventionen des damaligen Tartscher Kuraten Ignaz Stocker gelang es, den Altar an seinen angestammten Platz in der Bichlkirche zurückzuführen. Groß war das Entsetzen, als in der Nacht vom 27. auf den 28. August 1958 die drei Hauptfiguren (Maria mit Kind, die beiden Churer Diözesanpatrone Luzius und Florinus von Matsch) gestohlen wurden. Trotz aller Bemühungen konnten sie nicht ausgeforscht werden. 2010 wurden sie in einem Münchner Auktionshaus entdeckt. Dem Einsatz des Landeskonservators Leo Andergassen ist es zu verdanken, dass die Statuen aus der Versteigerung herausgenommen wurden und in einer Privatverhandlung von der Pfarrgemeinde Tartsch zurückgekauft werden konnten.
Restaurator Karl Volgger gelang es in mustergültiger Weise, die sich in schlechtem Zustand befindlichen Statuen und den gesamten Altarschrein zu restaurieren. Neben den Hauptfiguren erstrahlen nun in altem Glanz auch die Figuren der beiden Flügel: links der hl. Johannes der Täufer, rechts Mutter Anna selbdritt. Die Figuren der drei Felder in der Predella stellen das letzte Abendmahl dar.
Im Rahmen eines festlichen Dankgottesdienstes am 30. Juni 2012, gehalten von Dekan Stefan Hainz, dem aus Tartsch gebürtigen Naturnser Dekan Rudolf Hilpold und dem Tartscher Pfarrer Jakob Aufderklamm, dankte der Pfarrgemeindevorsitzende Josef Plattner allen Institutionen (Landesdenkmalamt, Stiftung Südtiroler Sparkasse) und den vielen privaten Spendern für ihren Beitrag zur Restaurierung des Altars, der nun in der Michaelskapelle neben der Pfarrkirche sicher verwahrt ist.
Andreas Folie