Kleiber
Im Italienischen heißt der Kleiber „picchio muratore“. Und dieser Name gibt die Eigenart des Kleibers wieder, das Einflugloch der benützten Spechthöhle auf seinen Körperdurchmesser zu verkleinern. Der Kleiber, zu Deutsch auch Spechtmeise genannt, ist ebenfalls wie die Spechte ein Höhlenbrüter, der als Standvogel ganzjährig in unserer Klimazone verweilt. Er bewohnt vor allem Laubwälder und erreicht seine größte Dichte in Kastanienhainen. Dort gibt es in den alten und großkronigen Bäumen mit Hochstämmen für den Kleiber das reichste Angebot an Bruthöhlen. Der Verbreitungsschwerpunkt des Kleibers reicht bis ca. 1.500 Meter Meereshöhe, er kommt aber auch in größeren Höhen in Lärchen-Beständen und Zirben-Wäldern noch vor. Im Martelltal ist die Vogelart bis auf 2.300 Metern MH nachgewiesen worden.
Nahrungsanpassung
Im Frühjahr und im Sommer ernährt sich der Kleiber vor allem von Insekten und Spinnen, die er manchmal auf kopfunter kletternd unter den Baumrinden hervorstochert. Ab dem Spätsommer nimmt der Kleiber auch Samen von Koniferen, Haselnüsse und Samen von Laubbäumen an. Eine ähnliche saisonale Anpassung in der Ernährung von Insekten im Sommerhalbjahr zu öl- und fetthaltigen Samen im Winter gibt es bei den Meisen. So schaffen es diese Vogelarten, bei uns den Winter als insektenlose Zeit zu überstehen. Der Kleiber trommelt nicht wie die Spechte, hackt aber an Nussschalen, um sich deren Samen als Nahrung zu erschließen.
Maurermeister
Der Kleiber ist in seinem Körperbau zu klein, um sich eigenständig eine Nisthöhle aus einem Baumstamm zu schlagen. Er nimmt daher aufgelassene Spechthöhlen als Brutstuben an. Dabei mauert er das Einflugloch mit Erde bis auf seinen Körperdurchmesser zu. Diese, vor allem auch evolutionsgeschichtlich interessante Anpassung, dient vordergründig zwei Zwecken:
• das eingeengte Einschlupfloch verhindert den Zugriff von Fraßfeinden auf die Brut;
• es verhindert auch, dass Mietkonkurrenten in die Bruthöhle eindringen und diese dem Kleiber für die Aufzucht der eigenen Jungen streitig machen. Der Star etwa ist ein wichtiger Höhlenkonkurrent für den Kleiber. Er ist gegenüber einer Kleiber-Mauer, die etwa nach einem Tag getrocknet ist, bereits machtlos. Gegenüber dem Buntspecht allerdings nutzt die Vorsorge des Kleibers nichts. Der Specht meißelt ohne Probleme das verkleinerte Flugloch auf. Buntspechte gehören somit zu den potentiellen Feinden einer Kleiber-Brut, den sie nehmen auch Junge heraus.
Der deutsche Name Kleiber kommt von „kleben“. Die Klebearbeit des Kleibers beginnt im Inneren einer einmal ausgewählten Bruthöhle und zwar über dem Flugloch. Das Kleben ist vorwiegend Aufgabe des Weibchens. Ein Klumpen feuchter Erde wir im Schnabel eingetragen, an die Höhlenwand gedrückt und dann mit kräftigen Schnabelhieben breitgehämmert. Auch alle Fugen, Unebenheiten, Kanten, Ritzen und Spalten innerhalb der Bruthöhle oder auch eines künstlichen Nistkastens werden verklebt und geglättet.
Brutzeit und Fütterungszeit
Unser Mitarbeiter und Fotograf Walter Anselmi konnte beobachten, dass das Einflugloch in die Bruthöhle in seinem Durchmesser während der verschiedenen Phasen der Brut in seinem Durchmesser sogar mehrfach verändert wird. Wenn das Gelege voll ist und das Kleiber-Weibchen die Eier erbrütet, wird das Flugloch auf einen winzigen Spalt verengt, durch den das Männchen das Weibchen von außen mit Nahrung versorgt. So wird das Eindringen von Fraßfeinden und Nestkonkurrenten verhindert. Sind die Jungen einmal geschlüpft, wird das Flugloch wieder erweitert, damit die Eltern zur Fütterung problemlos ein- und ausfliegen können. Übrigens, Kleiber machen nur eine Jahresbrut und legen dabei zwischen 5-9 Eier, welche weiß sind und rötliche und bräunliche Flecken und Punkte aufweisen.
avimundus Schlanders
Alles über die Vogelarten Südtirols erfahren Sie in unserem Informationszentrum avimundus in Schlanders. Diese Struktur des Nationalparks Stilfserjoch und der Gemeinde Schlanders befindet sdich in der Kapuzinergasse am Beginn der Fußgängerzone im Zentrum von Schlanders. Die Naturwissenschaftlerin Dr. Lucia Villa erwartet Sie gerne. Der Infopoint hält an folgenden Wochentagen für Sie offen:
Dienstag bis Samstag,
10.00 – 12.00 und 15.00 – 18.00 Uhr
Sonntag, Montag und Feiertage: Ruhetag
Der Eintritt ist frei.
Info
An den beiden langen Freitagen, 20. Juli und 3. August 2012 halte ich bei freiem Eintritt im Raum von avimundus in Schlanders jeweils einen Kurzvortrag mit Bildern zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen seit dem Jahre 1986, zum bisherigen Verlauf dieses Projektes zum Artenschutz, den Freilassungen, den Naturbruten und dem heutigen Bestand von Bartgeiern in den Alpen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Die Vorträge beginnen jeweils um 20.00 Uhr.
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau