Maas ist Vizepräsident der Schöneben AG - und er hat mit seiner damals noch hoffnungsvollen Aussage Recht behalten. Denn im Oberland wird gebaut - an vielen Baustellen gleichzeitig. Die skitechnische Verbindung zwischen St. Valentin und Schöneben geht in die Verwirklichung. Ziel ist es, den neuen Verbindungslift und die Seilbahnanlage „Höllental“ heuer noch, also für die Saison 2018/19 zu eröffnen.
Was jahrelang viele im Oberland nicht für möglich gehalten haben, das tritt nun tatsächlich ein.
Für ein besseres Verständnis dafür, ist eine, wenn auch nicht vollständige, Rückblende hilfreich.
Am 8. September 2017 gab es zwei entscheidende außerordentliche Vollversammlungen: Die Gesellschafter der Schöneben AG und jene der Haider AG haben zugestimmt - und zwar in Reschen zu 100 und in St. Valentin zu annähernd 100 Prozent, dass es im Oberland nur noch eine Skiliftgesellschaft geben soll und zwar die Schöneben AG. Schriftlich hat man die Bedingungen genau geregelt, etwa, dass der große Lift in St. Valentin mindestens 15 Jahre lang weiterbetrieben werden muss und dass die skitechnische Verbindung zwischen den beiden Skigebieten gebaut werden wird.
Dieser Schritt der Fusion war und ist für das Oberland zukunftsweisend. Am 1. Dezember 2017 ist die Haider AG aufgelöst worden. Am gleichen Tag noch haben die Schöneben AG und die Haider AG bei der Landesregierung um die Genehmigung des Ausführungsprojektes für die Lifte angesucht.
Der neue Verwaltungsrat mit Andreas Lechthaler als Schöneben-Präsident konnte auf langjährige Vorarbeit zurückgreifen. Denn ein ursprüngliches Verbindungsprojekt wurde von der Landesregierung bereits im März 2010 genehmigt.
Mit der notwendigen und lange schon herbeigeredeten Fusion der beiden Skigebiete war nun die Zeit reif. Das ursprüngliche Projekt sei mit Hilfe der Ämter in Bozen modifiziert worden, so dass kaum mehr Lawinenverbauungen notwendig sind, so dass man den Brutplätzen vom Auerhahn ausgewichen ist und so, dass die Bergstation des Verbindungsliftes skitechnisch sinnvoller platziert werden konnte. Und so, dass der neue „Höllental“-Lift samt Piste eine sinnvolle Ergänzung zum bestehenden Skigebiet in Schöneben ergibt.
Schöneben-Präsident Lechthaler, die Verwaltungsräte Frowin Stecher und Christian Maas und auch Franz Prieth, der die Gemeinde Graun im Verwaltungsrat der Schöneben AG vertritt, sind über die konstruktive Zusammenarbeit der zuständigen Ämter in Bozen voll des Lobes.
Denn das große Projekt im Oberland ist in Bozen genau unter die Lupe genommen worden. Allein die insgesamt 50 Auflagen aus dem Gutachten des Umweltbeirates, die die Landesregierung in ihrem Beschluss vom 6. März 2018 festgehalten hat, zeugen davon. Am 6. März wurde das Ausführungsprojekt und die Regelung der Wasserkonzessionen für die Kunstschneerzeugung von der Landesregierung genehmigt.
Es war der ultimative Startschuss. Denn mit den Arbeiten wurde unverzüglich begonnen.
Dem Vinschgerwind stellen Lechthaler, Stecher, Maas und Prieth das Projekt und dessen Auswirkungen erstmals vor. Mit einer Länge von 4,28 Kilometern wird die neue 10-Gondelbahn für den Transport von Personen rund 12 Minuten brauchen, steigt man in die 10-Gondelbahn Höllental (1,36 km) um, ist man in insgesamt 18 Minuten am höchsten Punkt von Schöneben angelangt und hat 834 Höhenmeter hinter sich. Die neue 2,4 km lange Höllentalpiste verspricht wunderbar zu werden und auf einer 3,6 km langen Piste gelangt man von Schöneben zurück auf die Mittelstation des Verbindungsliftes (sh. Bild unten). Lifte, Pisten und Beschneiung werden insgesamt 27 Millionen Euro kosten. Nach Abzug der zugesagten Förderungen von Seiten der Landesregierung für Einzelbereiche werden rund 12 Millionen Euro von der Schöneben AG zu stemmen sein.
Der Businessplan, den sich die Schöneben AG von der international im Bereich Unternehmens- und Managmenberatung agierenden KPMG aus dem schweizerischen Zug machen hat lassen, sagt neben anderem, dass die Schöneben AG diese Finanzierung innerhalb 15 Jahren abtragen kann. Die Voraussetzungen dazu: gleichbleibende Gästefrequenzen, Preissteigerungen im Inflationsbereich und zeitgleich werden sämtliche notwendigen ordentlichen und außerordentlichen Investitionen in beiden Skigebieten bedient. „Wir wollen uns nicht dem Vorwurf aussetzen, Träumer zu sein“, sagt Präsident Lechthaler.
Mit diesem bodenständigen Businessplan konnten sowohl kritische Aktionäre als auch LH Arno Kompatscher und LR Richard Theiner auch von der ökonomischen Seite des Vorhabens überzeugt werden. Abgesehen vom strategischen Vorstoß, die beiden Skigebiete zu verbinden und auch neue Pisten zu erschließen.
Keine Frage ist für die Verwaltungsräte, dass beide Skigebiete damit eine Aufwertung erfahren. In der kurzen Projektbeschreibung heißt es unter anderem: „Die Attraktivität des Gesamtskigebietes wird durch die Verbindung enorm gesteigert, da die Verbindung eine erhebliche quantitative und qualitative Erweiterung darstellt. Dadurch ist es der Schöneben AG möglich, sich strategisch zu positionieren und seine Position im nationalen und internationalen Wettbewerb zu verbessern und die wirtschaftliche Zukunft zu sichern.“ Und: „Durch die Verbindung der beiden Skigebiete können Stärken des Skigebietes Schöneben im Winter durch die Stärken des Skigebietes Haideralm im Sommer optimal ergänzt werden, so dass ein sehr attraktives Ganzjahresangebot entsteht.“
Der Wink in die Zukunft wird so sein, dass die nicht mehr zeitgemäßen Lifte nach dem Bau der Liftverbinung abgebaut werden. Veraltete und nicht mehr zeitgemäße Liftanlagen wird es demnach auf der Haideralm nicht mehr geben.
Was macht der Bau der Verbindungsbahn mit dem Oberland? Was geht in den Tourismustreibenden vor? „Die Aufbruchstimmung tut uns gut“, sagen die Verwaltungsräte.
Mit „uns“ meinen die Verwaltungsräte mehr als sich selber. Denn im Oberland ist tatsächlich Aufbruchstimmung zu beobachten. Lange Zeit war die „Villa Waldkönigin“ in St. Valentin in der Gemeinde Graun als 4-Sterne-Betrieb allein. „Mittlerweile sind es vier 4-Sterne-Betriebe“, sagt Schönebenpräsident Andreas Lechthaler. Und mehrere Ansuchen für qualitative und quantitative Erweiterungen liegen bei der Gemeinde auf. Im Oberland bewegt sich im Tourismussektor einiges.
„Die Spirale nach unten ist vor allem in St. Valentin unterbrochen“, sagt der Haider Frowin Stecher.
Zudem habe man ausschließlich Vinschger Betriebe - mit Ausnahme des Lift- und Beschneiungsbauers - mit der Ausführung der Arbeiten bei den Liftanlagen, bei den Pisten und bei den Gebäuden beauftragt.
Auch ist die Zusammenarbeit mit Nauders und auch mit den umliegenden Skiliftgesellschaften in der „2-Länder-Skiarena“ wieder im Lot.
Wenn’s um die Wurst geht, dann hält das Oberland zusammen, sagt Franz Prieth. Die Konkurrenz liege nicht innerhalb der 2-Länder-Skiarena, sondern in den größeren Skigebieten außerhalb derselben. Und in dieser Umgebung stellt sich die Schöneben AG neu auf.
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