Den Gabriel-Grüner-Schülerpreis für Südtirol, den Zeitenspiegel Reportagen 2018 gemeinsam mit dem Bildungsausschuss Mals und dem Südtiroler Wochenmagazin ff verleiht, erhalten Greta Maurer und Lea Schrentewein vom Gymnasium W. v. D, Vogelweide inBozen. Die Jury zeichnete ihre Geschichte „Elf Jahre Einsamkeit” aus, in der die Autorinnen das Leben einer Bergbauern-Familie beleuchten.
Der Preis möchte junge Menschen fördern, die sich für den Beruf des Journalisten interessieren. Er ist mit 1000 Euro dotiert. Zudem bekommt das Gewinner-Team die
Möglichkeit, beim Magazin ff und beim Magazin stern zu hospitieren.
Die Jury: Beatrix Gerstberger, Autorin Gruner+Jahr (Vorsitzende der Jury); Wolfgang Behnken, Art Director; Christoph Borgans, Reporter; Angela Butterstein, Akademie Schloss Solitude; Amrai Coen, Die Zeit; Heiko Gebhardt, Publizist; Peter Grüner, Sozialarbeiter; Anton Hunger, Publizist; Christian Jungblut, Reporter; Ingrid Kolb, Autorin; Georg Mair, Stellv. Chefredakteur ff; Rainer Nübel, Zeitenspiegel Reportagen; Ulrike Posche, Stern.
Ausschnitt aus der Reportage:
Elf Jahre Einsamkeit
Die Sonne scheint stark an diesem ungewöhnlich klaren Tag Anfang November. Fortunat Gurschler, 51, die Sonne im Rücken, steht auf dem schmalen Holzbalkon und blickt zur entgegengesetzten Seite des Tales. „Heutzutage ist ein Bauer ein Angestellter.“
Seit elf Jahren lebt der Bauer nun schon mit seiner Frau Katrin und den drei Kindern auf dem Saxalbhof. Der Bauernhof im Schnalstal auf 1363 Metern Höhe ist einer der letzten unerschlossenen Höfe in Südtirol. Das soll sich nun ändern. Eine lang ersehnte Zufahrtsstraße soll das Leben auf dem Hof wesentlich erleichtern.
Die Straße, die durch das Schnalstal führt, ist eine Furche. Rechts und links hohe Berge. Auf der einen Seite Katharinaberg, gegenüber Karthaus. „Wir sind oft auf dieser Straße gefahren, haben zum Hof hinaufgeschaut und gesagt: Nein, viel zu viel Arbeit.“
Damals waren Katrin und Fortunat auf der Suche nach einer Bleibe. Vom Tal hinaus wollten sie nicht. Es gab keine große Alternativen, zumal Fortunat Vieh unterbringen musste. Die Schafe waren in Unser Frau im Schnals, als er noch Hirte war. Schließlich haben sie den Saxalbhof übernommen. Jänner 2007. Von Hermann Müller. Ledig. Selbstversorger. Lediglich untertags hat dieser Unterstützung von seinem Bruder bekommen. Seine Schwester hat für ihn gekocht und die Wäsche gemacht.
Bis vor einem Jahr haben sie alle zusammengelebt: Katrin und Fortunat mit ihren drei Kindern und der Altbauer. Zwei Schlaganfälle. Er konnte nicht mehr richtig gehen. Jetzt ist er in Katharinaberg. Es wäre unmöglich für ihn gewesen, in diesem Zustand auf dem Bauernhof zu bleiben. Denn der Bauernhof ist nur zu Fuß zu erreichen. Ein steiler Pfad zur Landesstraße hinunter. Ein Fußmarsch von einer Stunde. Einmal ist die Familie erst um halb zwei Uhr nachts nach Hause gekommen. Die Kinder haben im Auto schon geschlafen. Also übernachteten sie alle im Auto.
Das Auto steht jetzt im Dörflein Karthaus. Dort startet ein zweiter Weg zum Saxalbhof. Er erstreckt sich ca. vier Kilometer am Hang entlang. Er geht links am großen Kartäuser-Kloster vorbei, das bis 1782 von Mönchen bewohnt wurde. Nach einigen Minuten ein Schild. Ein Zufahrtsweg wird gebaut. Geplant seit 2011. „Die Straße haben wir uns erkämpfen müssen“, so Gurschler.
Bildungsausschuss Schlanders
{jcomments on}