Seit ein paar Wochen zieht sich mein Sohn (16) immer mehr zurück. Suche ich das Gespräch mit ihm, so reagiert er schnell gereizt und möchte, dass ich ihm seine Ruhe lasse. Früher hatten wir einen guten Kontakt und jetzt geraten wir wegen Kleinigkeiten lautstark aneinander. Mir ist bewusst, dass so ein Verhalten in der Pubertät normal ist. Trotzdem verunsichert es mich als Mama, wenn ich so gar keinen Draht mehr zu ihm habe. Außerdem sorge ich mich, dass es früher oder später in der Schule bergab geht. Wie verhalte ich mich am besten?
Elisabeth Hickmann:
Wie Sie selbst sagen ist beides, die impulsiven Gefühlsausbrüche und das Rückzugsverhalten bei Pubertierenden tatsächlich normal. In Familien wird besonders in dieser Zeit mehr und heftiger gestritten. Zudem ist es leichter, sich im familiären Umfeld gehen zu lassen. Und das ist auch gut so. In der Schule, im Verein und im Berufsleben müssen sie funktionieren und den Erwartungen genügen. Das vorrangige Ziel von Jugendlichen ist es, eigene Identität und Selbständigkeit zu erlangen. Daher wollen Sie sich von der Erwachsenenwelt deutlich abgrenzen. Respektieren Sie die Privatsphäre Ihres Sohnes und gestehen Sie ihm zu, verstockt und unzufrieden zu sein. Vertrauen Sie darauf, dass er auf Sie zukommen wird. Studien zeigen, dass Jugendliche beim Thema Schule und Bildung mehr den Eltern als Freunden vertrauen. Löchern Sie Ihren Sohn nicht mit platten Fragen und vermeintlich gut gemeinten Ratschlägen. Denn: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint! Erzählen Sie Belangloses von sich und seien Sie offen, wenn er anfängt, von sich zu erzählen. Genau dann sind Sie gefragt. Nehmen Sie sich in diesen besonderen Momenten Zeit, ihm aufgeschlossen und ohne Vorbehalte zuzuhören, z. B. beim Autofahren, beim Essen oder eben einfach, wenn ihm danach ist. Die Beziehung zu Ihrem Sohn ist im Grunde o. k. und wird daher alle Krisen überdauern.
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