Albrecht Plangger: Das ist mir nicht so wichtig. Diese Entscheidung trifft eher der größere Bezirk in der Runde.
Vinschgerwind: Die SVP des Vinschgaus und des Burggrafenamtes haben eine jahrzehntelange Vereinbarung, dass jeweils ein Kandidat für die Kammer und einer für den Senat vorgesehen ist. Also soll das Burggrafenamt entscheiden, wofür Sie als Kandidat vorgesehen sind?
Plangger: Wenn das Burggrafenamt sagt, ich solle für den Senat kandidieren, habe ich kein Problem damit. Wenn alles normal bleibt, bleib’ ich dort, wo ich bin. Wo ich die Abläufe mittlerweile kenne, tue ich mich leichter, etwas zu bewegen.
Vinschgerwind: Würde Sie persönlich der Senat reizen?
Plangger: Sicher, weil man mit weniger Leuten besser arbeiten kann. Wenn man in einer Kommission beispielsweise mit 10 bis 15 Leuten sitzt, dann spielt man eine Rolle. In einer Kommission mit 30 bis 40 Leuten, von denen - wie es zur Zeit bei mir ist - die meisten Verfassungsrechtler sind, läuft nichts.
Vinschgerwind: Welche Frau wird mit Ihnen in die Wahlschlacht ziehen?
Plangger: Da hab’ ich noch keine Ahnung. Im Wahlkreis sind zusätzlich zum Burggrafenamt mit Jenesien, Sarntal, Andrian, Terlan und Mölten noch 5 Gemeinden aus dem Bozner Bezirk mit insgesamt mehr als 10.000 Einwohnern dabei, die werden bei der Kandidatenaufstellung auch mitreden wollen.
Vinschgerwind: Sie sind nicht nur in eigener Sache wegen der Parlamentswahlen unterwegs. Als SVP-Bezirksobmann haben Sie auch die lokale Partei auf die Landtagswahlen im kommenden Herbst 2018 vorzubereiten. Sepp Noggler dürfte als Fixstarter nominiert sein. Wer wird die Frau an seiner Seite sein?
Plangger: Das hängt viel von den Frauen selbst ab. Eine große Rolle bei der Nominierung werden die SVP Frauen im Vinschgau spielen. Die werden Vorschläge bringen.
Vinschgerwind:Fest steht, dass der Vinschgau mit zwei bindenden Kandidaten starten wird. Vorwahlen gibt es wohl keine.
Plangger: Es können sich ja mehrere Kandidaten bzw. Kandidatinnen melden. In der letzten Zeit ist das eher unwahrscheinlich geworden, das heißt aber nicht, dass sich das noch ändern kann. Schließlich hat der Landeshauptmann bzw. der Parteiobmann noch insgesamt 13 Kandiaten im Land zu ernennen. In jedem Bezirk wird nach Kandidaten Ausschau gehalten, die der Partei Stimmen bringen sollen und die auch eine reale Chance haben, gewählt zu werden.
Vinschgerwind: Man wird also im Vinschgau mit zwei bindenden und einem von Bozen zugewiesenen Kandiaten in die Wahl gehen?
Plangger: Das steht noch nicht fest. Es ist in der Landes-Partei ausgemacht, dass der Kandidat oder die Kandidatin, die der Landeshauptmann ernennt, gleich unterstützt wird, wie die anderen.
Vinschgerwind: Man hat den Eindruck, dass Sie sich auf lokalem Politparkett mit bestimmten Themenfeldern wohler fühlen als in Rom. Zum Beispiel haben Sie die Trasse der TERNA im Oberland maßgeblich mitverhandelt. Die Ternaleitung, also die Stromverbindung zwischen Österreich und Italien, steht fest. Aber der Vinschgau hat nichts davon.
Plangger: Das weiß ich schon. Ich habe mich in die Geschichte hineingekniet. Die Ternaleitung würde sicherlich auch gegen unseren Willen kommen. Man hätte halt mit Rekursen die Sache verzögern können, aber aufhalten konnten wir die - aus meiner Sicht - nicht.
Vinschgerwind: Die Landesregierung steht dem Terna-Projekt sehr wohlwollend gegenüber.
Plangger: Das Land und die Terna haben viele Ebenen der Zusammenarbeit und auch eine entsprechende Kooperationsabmachung. Wenn wir den Vinschgerzug 2019-2020 elektrifizieren wollen, dann werden wir die Terna brauchen, damit das neue Umspannwerk in Latsch dann auch steht und in Betrieb ist.
Vinschgerwind: Ist das wirklich so?
Plangger: Terna ist in ganz Italien in einer Machtstellung, die gut und schlecht Wetter macht. Da muss man die Zusammenarbeit suchen. Ich habe gesehen, dass das unteriridsche Projekt über den Reschen das einzige ist, welches demnächst italienweit realisiert wird. Da reden wir lieber bei der Trasse im Verhandlungswege mit.
Vinschgerwind: Haben Sie das Gefühl, dass man mittlerweile eine gute Trasse ausgewählt hat?
Plangger: Im Oberland schon. Ich glaube schon, dass wir da das Maximale herausgeholt haben. In der Gemeinde Mals wäre ich persönlich bei der Trasse unterhalb der Staatsstraße geblieben. Es gibt Beispiele dafür: In Bormio hat man 2014 vier Kilometer der Hauptstraße entlang quer durch bewohntes Gebiet unterirdisch verlegt. Und für die MEMC hat man vor 9 Jahren eine ähnliche Trasse vom Kraftwerk in Oberlana durch Lana geführt. Die 220 Kilovolt-Leitungen sind heute so isoliert, dass nichts passieren kann. Etwas Besseres als die Leitung unterhalb der Staatsstraße zu verlegen, gibt es nicht. In Mals hat man sich diese Option nun offen gelassen. Da muss man mit den Leuten von Mals nach Bormio oder nach Lana fahren und mit den Anrainern dort reden.
Vinschgerwind: Ein anders Thema: Mittlerweile ist ein Traum, den Sie als damaliger Bürgermeister von Graun auch gehabt haben, Wirklichkeit geworden - die Fusion der beiden Skigebiete Schöneben und
Haideralm.
Plangger: Ein Traum ist Wirklichkeit geworden, ja. Ich gratuliere den Akteuren. Ich habe sie in meinen 20 Jahren als Bürgermeister nicht zusammengebracht. Jetzt muss der skitechnische Zusammenschluss noch kommen.
Vinschgerwind: Welche Rolle soll eine mögliche Verbindung Langtaufers-Kaunertal Ihrer Meinung nach spielen?
Plangger: Meine Meinung ist, dass bei uns in der Gemeinde zuerst mit einer Sprache geredet werden muss, also eine einzige Gesellschaft. Über diese Gesellschaft kann dann die Verbindung zum Kaunertal angegangen werden. Das Kaunertal, ein Anschluss und kein Skigebiet in Langtaufers, kann für uns immer ein Thema sein, da wir verkehrstechnisch so nahe liegen. Zuerst muss die Verbindung St. Valentin - Schöneben realisiert werden, dann kann diesselbe Gesellschaft auch einen Schritt weiter gehen. Einen Schritt nach dem anderen, nicht beide Schritte gleichzeitig.
Vinschgerwind: Die Schritte parallel zu setzen geht Ihrer Meinung nicht gut?
Plangger: Das funktioniert nicht, das ist meine persönliche Meinung. Man muss alles daran setzen, dass die Fusion und die skitechnische Verbindung zwischen Haid und Schöneben so schnell wie möglich kommt.
Vinschgerwind: Sie sind und waren stark involviert im eigenständigen Vinschger Weg in Sachen Stromverteilung. In der Gemeinde Ihres SVP-Bezirksobmannstellvertreters Helmut Fischer steht die Entscheidung an, an wen man das Latscher Stromnetz abtreten soll. Was raten Sie den Latschern?
Plangger: Die Gemeinde Latsch wird das tun, was für sie am besten ist. Da sollten wir nicht zu viel dreinreden. Die gute Zeit für die Gemeinde-Sonderbetriebe ist auch steuerrechtlich vorbei. Es braucht jetzt sicherlich eine gute Übergangslösung. Ich hoffe, dass langfristig das Stromverteilungsmodell für den ganzen Vinschgau im Auge behalten wird.
Vinschgerwind: Aktuell setzen Sie sich massiv für die Anstellung von Postboten im Vinschgau ein.
Plangger: Wir tun, was wir können. Im Juli war ein Wettbewerb bei der Post, von dem ich gar nichts gewusst habe. Aus dem Wettbewerb sei dann nichts geworden. Diesmal sind wir für eine Veröffentlichung eingetreten. Als Partei haben wir eine Veranstaltung im Vinschgau organisiert, zu der 25 Interessierte gekommen sind. Pensionierte Briefträger haben den Beruf positiv vorgestellt, die damit verbundenen Interaktionen mit Postämtern usw. Es war auch eine Postgewerkschafterin dabei. Wenn auch die Entlohnung zu Beginn nicht besonders attraktiv ist, so ist mit dem 13. und 14. es doch möglich, mit diesem Beruf eine Familie zu ernähren. Im Bezirksbüro waren wir bei den italienischen Ansuchen behilflich. Was wir tun konnten, haben wir getan. Nun hoffen wir, dass es ein paar neue Anstellungen gibt und dass der Personalengpass bei den Briefträgern behoben werden kann. Danach müssen wir uns um die Postämter kümmern. Auch dort herrscht Personalmangel und es stehen weitere Pensionierungen an. Nun müssen wir vor allem jene, die nach bestandenem Wettbewerb provisorisch angestellt werden, weiter betreuen, damit sie auch bleiben. Wir müssen auch den politischen Rahmen so setzen, dass eine Fixanstellung nach einer angemessenen Probezeit auch machbar sein wird. Eine Anstellung von 3 Monaten zu 3 Monaten (wie in Italien oft üblich) ist in Südtirol bei Vollbeschäftigung keine Option und niemandem zumutbar, vor allem nicht jenen, die jetzt vielleicht ihre Arbeit kündigen müssen, um den Briefträgerberuf zu ergreifen. Hier ist die lokale Politik gefragt.
Vinschgerwind: Ist diese Initiative eigenständig im Bezirk gewachsen oder auf Geheiß des Landeshauptmannes?
Plangger: Eigenständig im Bezirk. Auch aus dem Ärger heraus, dass man nicht gewusst hat, dass im Juli ein Wettbewerb war, das muss ich schon sagen. Der Vinschgau hat das größte Problem bei der Postzustellung. Das Abkommen mit dem Land garantiert Sonderleistungen der Post, dass nämlich die Post jeden Tag kommt und auch andere Dienste machen kann. Der Postdienst ist für die Lebensqualität am Berg und in der Peripherie etwas sehr Wichtiges.
Vinschgerwind: Noch ein Thema: Sie haben sich für die Aufrechterhaltung der Dienste im Krankenhaus eingesetzt. Mal ehrlich: Wann wird die Geburtenstation in Schlanders geschlossen?
Plangger: Die bleibt offen. Das könnte man sich nie leisten. Wir haben die Ausnahmeregelung nur erhalten, weil wir nachweisen konnten, dass die Gefahr auf der Straße für Mutter und Kind zwischen Langtaufers und Meran größer ist, als die Mehr-Qualität der Geburtenstation in Meran, welche evtl. mehr Spezialisten und bessere Fallzahlen als Schlanders haben wird. Der Sanitätsbezirk muss auf Grund der großen Distanzen im Einzugsgebiet die Gefahr auf der Straße bestmöglichst minimieren und somit alles für die Aufrechterhaltung der Geburtenstation in Schlanders tun. Alles, im Notfall sogar Personal aus Bozen.
Vinschgerwind: Ein Krankenhaus - zwei Standorte. Was sagen Sie dazu?
Plangger: Wir haben das Prinzip lange bekämpft. Mittlerweile haben wir es in Teilen akzeptiert, weil die Landesregierung begründete Ausnahmeregelungen erlassen kann. Wenn also z.B. in einer Abteilung die Situation so komplex ist, dass es notwendig ist, einen Primar auch in Schlanders zu haben, wird es Ausnahmeregelungen geben müssen. Etwa in der Chirurgie. Wir sind der Meinung, dass es in der Chirurgie einen eigenständigen Primar bräuchte.
Vinschgerwind: Zurück zu Ihrer Kandidatur. Wie wird’s dem Albrecht Plangger gehen, wenn sein Mentor, der Karl Zeller, nicht mehr in Rom sein wird?
Plangger: Zeller war im Senat, ich in der Kammer. Er hat auf Grund seiner Erfahrung und seiner langjährigen Kontakte eher die größeren Sachen gemacht, ich eher die kleineren. Es wird nun wohl so sein, dass wir „Älteren“ nun vermehrt auch höhere Politik machen und uns um die Kontakte bemühen müssen. Grundsätzlich ist es aber richtig, dass in der „ganz hohen“ Politik mit einer Sprache gesprochen wird und nicht „zu viele Köche am Werk“ sind.
Interview: Erwin Bernhart
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