Einem dreimaligen Anklopfen mit dem Bischofsstab an der Kirchentür, um Einlassgewährung bittend, folgte die Türöffnung durch den für die Seelsorgeeinheit Partschins, Rabland und Plaus zuständigen Pfarrer Josef Schwienbacher. Den Konsekrator Muser und die Kirchengemeinde willkommen geheißen hat die Präsidentin des Pfarrgemeinderates Astrid Kainz. Die bischöfliche Weihe des Taufwassers war dann Voraussetzung für die Weihe und Besprengung des Kirchenraumes. Die erweiterte Frauensinggruppe Plaus begleitete die gesamte Zeremonie und die darin eingebettete heilige Messe musikalisch. Nach baulichen Erklärungen versenkte Bischof Muser eine Reliquie des kürzlich selig gesprochenen Josef Mayr-Nusser in einer dafür vorgesehene Bodennische vor dem Altar. Der Altarraum wurde gesegnet und anschließend der Altar mit Chrisamöl geweiht, ebenso die 12 Apostelkreuze. Das Weihrauchopfer auf dem Altar schloss die Altarweihe ab. Im Anschluss an die Messe wurde die Übergabe der Kirche durch Unterschriften des Bischof, der Pfarrgemeinderatspräsidentin Astrid Kainz, des Plauser BM Jürgen Klotz und des amtierenden Pfarrers Josef Schwienbacher besiegelt.
Die Weihe der Katakomben, wo auch die Leichenkapelle untergebracht ist, erfolgte im Anschluss und unter den Klängen der Bürgerkapelle Naturns unter der Leitung von Dietmar Rainer auch die Weihe des erweiterten Friedhofes.
Ein großes Fest für die Gemeinde Plaus.
Warum und wie ist eine neue Kirche im kleinen Dorf Plaus entstanden?
Die Chronik für die jetzige Monika-Kirche ist lang und der Weg war beschwerlich. Dies schildert Heinrich Kainz, langjähriger Pfarrgemeinderatspräsident, langjähriges Gemeinderatsmitglied und beim Kirchenbau selbst engagierter Projektsteurer.
1994 Im Zuge der Erstellung des neuen Bauleitplanes der Gemeinde Plaus mit Gültigkeit von 10 Jahren wurde erwogen, den Widumsanger zu verbauen. Dabei sollte eine Friedhofserweiterung und eventuell eine Erweiterung der alten Ulrichskirche mitgedacht werden. Der Keim für einen Kirchenneubau war damit gelegt, zumal eine Erweiterung der Ulrichskirche nicht in Frage kam. Der Friedhof setzte die Grenzen und auch das Denkmalamt lehnte dieses Ansinnen ab.
1995 wurde der Meraner Architekt Stefan Pur mit der Erstellung eines Bebauungsvorschlages beauftragt. Der Vorschlag wurde vom Pfarrgemeinderat abgelehnt.
1999 Der Pfarrgemeinderat beauftragt das Architekturbüro D3 aus Bozen mit der Erstellung einer Machbarkeitsstudie für die Verbauung des Widumangers. In diese Studie soll die Überlegung einer Kirchen- und Friedhofserweiterung mitgedacht werden.
2000 Ein Gesamtkonzept für die Erweiterungszone Widumanger, für die Sanierung des alten Widums, für die Erweiterung des Friedhofes und auch für den Neubau einer Kirche liegt vor und wird im November 2000 mit einem Rundschreiben der Bevölkerung vorgestellt.
2001 Im Frühling wird aus diesem Gesamtkonzept der Kirchplatz verwirklicht. Die Diözese ermutigt die Pfarrgemeinde, am Kirchenprojekt festzuhalten.
2002 Die Verbauung des Widumangers und die Sanierung des Widums werden konkret.
2003 Ein Vorprojekt für eine neue Kirche erhält Unterstützung vonseiten des Bischöflichen Ordinariates in Bozen und des Denkmalamtes. LH Luis Durnwalder sichert mündlich eine Mitfinanzierung von Seiten des Landes zu.
2004 Das Vorprojekt und eine positive Meinungsumfrage werden im Gemeindeblatt vorgestellt. Das Projekt wird in den neuen Bauleitplan eingearbeitet.
2006 Mitteilung aus Rom: Die Finanzierungsmittel für Kirchenneubauten von Seiten der italienischen Bischofskonferenz CEI sind für das Jahr 2006 aufgebraucht.
2007 Ein weiteres Ansuchen an die CEI kann nicht eingereicht werden, weil kein Ausführungsprojekt mit Kostenermittlung vorliegt.
2008 - 2010 Stillstand
2010 Ein erstes Treffen mit drei interessierten Architekten. Ziel: Entwurf für einen Kirchenbau mit Friedhofserweiterung und technische Räume im Untergeschoss. Alle drei Projekte konnten die Fachjury, den Gemeinderat und den Pfarrgemeinderat nicht zur Gänze überzeugen.
2012 BM Jürgen Klotz regt einen Aufbahrungsraum im Untergeschoss an. Es kommt Bewegung in die Sache. Ein zweiter Wettbewerb wird mit 5 Architekten ausgelobt.
2013 Im Jänner entscheidet das Preisgericht, dass der Entwurf des Naturnser Architekten Erwin Gerstgrasser den Wettbewerb gewonnen hat. Im März wird das Siegerprojekt der Bevölkerung vorgestellt. Im April wird die Bevölkerung von der Gemeindeverwaltung befragt, ob die Gemeinde den Bau der unterirdischen Leichenkapelle mit 300.000 Euzro mitfinanzieren soll. Knapp zwei Drittel der Bevölkerung stimmen für die Verwirklichung des Siegerprojektes und damit für die Mitfinanzierung von Seiten der Gemeinde.
Eine Woche nach dem Volksentscheid stimmt der Diözesane Priesterrat dem Bau der Kirche in Plaus zu.
Im Mai wird das Projekt der italiensichen Bischofskonferenz in Rom vorgestellt.
2013 Die Landesverwaltung sagt die fianzielle Unterstützung des Bauvorhabens in der Höhe von 600.000 Euro zu.
Im August wird das Kirchenbaukomitee ernannt: Pfarrer Josef Schwiebacher, LA Arnold Schuler, BM Jürgen Klotz, Heinrich Kainz und Andreas Thuile (ab 2015 Urban Rinner). Ein Wettbwerb zur künstlerischen Gestaltung der neuen Kirche, im Besonderen des Presbyteriums, läuft. Es beteiligen sich 10 Künstler. Im November 2013 geht aus diesem Wettbewerb der Rittner Kunstschmied Franz Messner hervor.
2014 Die italiensiche Bischofskonzferenz CEI gibt ihr „nulla osta“ für die Erstellung des Ausführungsprojektes
2015 Das CEI sagt per Dekret 617.000 Euro für die finanzielle Unterstützung zu.
2016 Im März wird mit Nr 3/16 die Baukonzession von der Gemeinde ausgestellt.
Der Spatenstich erfolgt im Frühjahr. Am 21. Juni segnet Bischof Ivo Muser die Baustelle.
Die Kirchenmauern beginnen zu wachsen. Die Plauser sehen der Entstehung der Kirche zu, schwanken in ihrem Urteil.
2017 Im April segnet Bischof Ivo Muser den Grundstein auf der unfertigen Baustelle. Viele Plauser begleiten diesen Akt.
2017 Am 27. August konsekriert Bischof Ivo Muser die neue Kirche, den Altar, den Tabernakel, die Leichenkapelle und den erweiterten Friedhof.
Bis kurz vor der Einweihung wird fieberhaft geabeitet.
Und nun ist die Kirche gebaut, eingeweiht und sie wird schon für Messen genutzt und die werden rege besucht.
Heirich Kainz sitzt in einer Kirchenbank. Kainz ist die Plauser Konstante in einer 22-jährigen Kirchenbauodyssee. Leute in Plaus haben ihn in der Vergangenheit des Öfertern gefragt, wofür man eigentlich eine neue Kirche benötige. Die Ulrichskirche, sagt Kainz, sei 600 Jahre alt, der Turm noch älter. Vor 150 Jahren habe man die Kirche erweitert. 60 enge Sitzplätze sind vorhanden. Damals habe Plaus an die 100 Einwohner gehabt. Heute zählt Plaus mehr als 700 Einwohner, Tendenz steigend. Die neue Kirche biete 150 bequeme Sitzplätze. Dass es dann an den Plausern selbst liege, die Kirche mit Leben zu füllen, sei klar, sagt Kainz.
Das Denkmalamt habe darauf geachtet, dass das neue Kirchendach die Traufenhöhe der alten Ulrichskirche nicht überschreite. Die Dominanz der alten Kirche solle erhalten bleiben. Architekt Gerstgrasser habe mit seinem Projekt eine Einheit, ein Ensemble geschaffen. Durch die Platzgestaltung hat auch die alte Kirche, an der äußeren Kirchenmauer gesäumt von Luis Stefan Stechers Totentanz, an Kraft gewonnen. Als Projektsteurer habe er darauf geachtet, dass die Kosten nicht explodierten, dass mit den Firmen Termine koordiniert wurden, dass die Arbeiten vorangingen. Die Bauleitung hatte Heike Pohl von Pohl&Partner mit Manuel Christandl über. Sie haben die wöchentlichen Besprechungen mit den Firmen und Handwerkern geleitet. Die „Baumänner“ aus Kastelbell haben die Baumeisterarbeiten übernommen, die Natursteinarbeiten und die Natursteinböden, den speziellen Außenputz und auch die aufwändigen Akustikwände. Ansonsten habe man die Arbeiten den einzelnen Firmen übergeben.
Besonderes Augenmerk habe man, so Kainz, auf die Lichtführung und auf die Akustik gelegt. Viele Kirchen habe man besucht, mit vielen Pfarrern gesprochen. Vor allem die Klagen über mangelnde Akustik habe man sehr ernst genommen. Mit Lichtraum2 habe man einen kompetenten Partner gefunden, und mit dem Schweizer Maurice Lanfranchi einen für die Akustikberechnungen zuständigen Fachmann.
„Beide - die Akustik und die Beleuchtung - sind absolut gelungen“, freut sich Kainz. Tatsächlich hört man jedes Wort von der Kanzel auch in den hintersten Reihen, auch ohne Mikrophon. Und die Beleuchtung ist in der neuen Monikakirche eine spezielle.Allein durch die Oberlichten der Architektur kommt indirektes und sich dauernd änderndes Tageslicht in den Innenraum. Dimmbare LED Leuchten können Wände ausleuchten, die Deckenleuchten machen den Innenraum feierlich. Oberhalb der Decke befinden sich - unsichtbar - Tonnen von Stahl, kunstvoll und sicher verschraubt von der Metallfirma Vanzo.
Die goldumrandete Lichtkuppel oberhalb des Altars sorgt für ganz eigenes Tageslicht und lässt zusätzlich zu den Oberlichten die Decke schweben. Die Lichtkuppel wurde auf Anregung von Franz Messner (der anfangs 2017 gestorben ist und dessen Arbeit seine Kinder die Architekten Verena und David Messner weiterbegleitet haben) ins Spiel und wurde von den Lichtplanern sehr begrüßt.
Einen speziellen Effekt spielt das bunte Glaskreuz an der Altarwand. Die Plauser Künstlerin Evelin Kuppelwieser hat die Farb- und Glasauswahl getroffen. Kuppelwieser hat auch die von den Plauser Grundschulkindern gemalten Bilder als Collage auf Glas rechts der Seitentür gestaltet. Das drei mal drei Meter-Bild mit der weinenden Monika und ihrem berühmten Sohn, den hl. Augustinus, umgeben von einer lachenden Kinderschar und einem Blumenmeer ist ein Blickfang.
Das Patrozinium der hl. Monika ist in Südtirol einmalig und als Patronin vor allem der Mütter könnte die neue Kirche in Plaus zu einer Pilgerstätte werden. Den sakralen Raum zu besuchen und dessen Wirkung zu erfahren, lohnt sich allemal.
Wie ergeht es Heinrich Kainz nach so vielen Strapazen und nachdem die Kirche endlich fertiggestellt ist? „Ich bin sehr berührt über die positiven Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Ich bin beeindruckt von der Architektur, vom schönen Bezugspunkt. Es wurde etwas geschaffen, was Plaus gebraucht hat“, sagt Heinrich Kainz erleichtert.
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