„Vinscherwind“: Welches Bildungsverständnis steckt hinter den Angeboten der IVHS?
Juliane Stocker: Grundsätzliches Ziel der IVHS ist es, Menschen mit und ohne Behinderung den Zugang zur Erwachsenenbildung und zur Allgemeinbildung sowie zum lebenslangen Lernen zu ermöglichen. Das Bildungsprogramm der Integrierten Volkshochschule Vinschgau soll dazu beitragen, die persönliche Lebenssituation zu bereichern und die individuelle Lebensqualität durch Bildung zu verbessern. Dies versuchen wir durch individualisierte, lebensnahe und bedürfnisorientierte Lernangebote. Ein weiteres, wesentliches Anliegen der IVHS ist es, die Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung zu fördern. Lernen wird als soziale Tätigkeit verstanden.
Welche Aktionen belegen dieses Verständnis?
Neben den vielen Einzelangeboten ist dies die Initiative „Verantwortung übernehmen“, die im Rahmen der Aktionstage „Politische Bildung“ heuer gestartet wurde. Eine erfolgreiche Tagung im Lebenshilfezentrum in Schlanders war ausschlaggebend, um das Thema Selbstbestimmung und politische Bildung für Menschen mit Behinderungen zu vertiefen. Ein weiteres innovatives Angebot ist „Independent Guides“. Die TeilnehmerInnen erwarben Grundkenntnisse und Fertigkeiten und wurden dazu befähigt, die Geschichte und Kultur des Obervinschgaus auf eine individuelle Art und Weise zu vermitteln. Dieses im deutschsprachigen Raum innovative und einmalige Angebot wurde in Zusammenarbeit mit der Churburg umgesetzt und wird in den nächsten Monaten auf die Geschichte der Stadt Glurns ausgedehnt. Der Start einer Schreibwerkstatt richtet sich an interessierte Personen mit und ohne Behinderung, die Schreiben als Abenteuer und Experiment empfinden und sich über ihre Texte und Ideen in der Gruppe unter fachlicher Anleitung austauschen wollen. Dies ist ein weiteres neues Angebot.
Wie ist die Resonanz auf die Angebote bisher?
Die Integrierte Volkshochschule konnte sich in den letzten drei Jahren im Vinschgau etablieren. Ihr Erfolg hängt wesentlich von einem engagierten Netzwerk, in dem die Lebenshilfe Vinschgau, die sozialen Dienste der Bezirksgemeinschaft, der Arbeitskreis Eltern Behinderter, die Arbeitsgemeinschaft für Behinderte und das Pädagogische Beratungszentrum Schlanders vertreten sind, ab. Zusätzlich garantieren über 30 ReferentInnen und AssistentInnen die Qualität der angebotenen Inhalte. Im Jahr 2010 haben insgesamt 633 Personen mit und ohne Behinderung 1312 Weiterbildungsstunden absolviert.
„Vielfalt ist unsere Stärke“ nennen sich die neuen Herbst/Winter Angebote! Welche Bereiche umfassen die Kursangebote und wo finden sie statt?
Den Löwenanteil bilden Angebote im Bereich der Kunst und Kreativität. Dann folgen in fast gleichem Umfang Angebote in Sport und Bewegung, Kultur und Natur, Gesundheit und schöner Leben, Musik und Tanz und der neue Bereich Selbstbestimmung. Die gesamten Angebote sind im Internet unter www.gwr.it/kursliste abrufbar oder am Bahnhof Spondinig in Druckform erhältlich. Die Kurse werden dezentral organisiert, d.h. sie finden von Reschen bis Naturns statt. Uns ist es wichtig, die Menschen vor Ort zu erreichen, lange Anfahrtswege zu vermeiden und die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln zu ermöglichen. Anmeldungen nimmt die Genossenschaft für Weiterbildung und Regionalentwicklung in Spondinig entgegen.
Interview: Ludwig Fabi
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau