Im Schützenspiel, hier Gregorispiel genannt, gehen Kinder in Kleidern verschiedenster Berufe, ausgestattet mit den ortsüblichen Gegenständen, durch das Dorf und bekommen dafür eine Belohnung. Besonders deutlich wird in diesem traumhaften Erinnerungsbild das Scheibenschlagen, ein Brauch, auf den sich der Großteil der hier gezeigten Gegenstände bezieht und denen der Künstler eine unerwartete Deutung gibt.
Handgroße, runde Holzscheiben geben dem Brauch den Namen. Mancherorts sind sie auch quadratisch und reich verziert. Die durchbohrten, auf eine Schnur aufgefädelten Birken- oder Fichtenholzstücke werden zum Austragungsort gebracht. Auf einem langen Stock aufgespießt, werden sie einzeln in das Feuer gelegt. Dann lässt der junge Mann die Stange mit der glühenden Scheibe kreisen, bis sie hell aufleuchtet. An einem Brett abgeschlagen, schwebt die Scheibe in weitem Bogen in die nächtliche Tiefe, begleitet von Sinnsprüchen, Glückwünschen, Prophezeihungen, immer auf eine Person bezogen: „Geht sie gut, hat er‘s gut, geht sie schlecht, hat er‘s schlecht“, wird dabei laut verkündet. Diesen Schicksalsbrauch ruft sich der Künstler in Erinnerung in leuchtenden, glühenden Farben. Vor düsterem Hintergrund.
Die Botschaft des Bildes beginnt sich zu wandeln. Schrecklicher Fanatismus steckt in diesen Gestalten, schreiende Gewalt und Blindheit. Falsche Führer steigen auf wie feurige Scheiben, wie hölzerne Götter, die funkensprühend verglimmen.
Der Ausrufer wird plötzlich ein Kriegsherold, der um sich die Jugend versammelt, ihnen Waffen gibt. Sie um eine Fahne schart. Kinder spielen Krieg, mit Stahlhelm. Die umgestürzte Fahne wird getreten, die Trommel ruft in ein Irgendwo. Menschen werden irregeführt.
Auch Karl Plattner war Kriegsteilnehmer. Er wurde nachdenkend. Wissend, dass die Verführung ganz unerwartet beginnt, schon in frühester Jugend.
Hans Wielander
Bilder und Texte entommen aus:ARUNDA 89 2015
52 Pioniere in Wort und Bild
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