Montag, 01 Februar 2016 00:00

„War gerne Kulturhauspräsident“

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s22 2733Martin Trafoier war fünf Jahre lang Präsident des Kulturhauses Schlanders. Vor kurzem war Hofübergabe. Die ehemalige Kulturreferentin Monika Holzner Wunderer übernimmt die Leitung. Der Vinschgerwind hat mit Trafoier die vergangenen Jahre Revue passieren lassen und in die Zukunft geblickt.

Interview: Magdalena Dietl Sapelza  |  Foto: Angelika Ploner

Vinschgerwind: Herr Trafoier, vorab eine persönliche Frage: Das Kulturhaus Schlanders ist für Sie…..


Martin Trafoier: Ein Teil meines Lebens gewesen und geworden.

Vinschgerwind: Die Rolle des Präsidenten war Ihnen auf den Leib geschneidert. Ihre Nachfolge tritt die ehemalige Kulturreferentin Monika Wunderer an. Wunschkandidatin?
Ich bin wirklich sehr froh, dass Monika Holzner Wunderer dieses Amt übernommen hat. Ich muss sagen, mir haben die fünf Jahre sehr viel Spaß gemacht,  und ich habe das auch gerne getan. Aber die Arbeit in Schule und Kulturhaus  ist gerade jetzt, wo in der Schule die Fünftagewoche eingeführt worden ist, eine Aufgabe, die sich nicht mehr so leicht kombinieren lässt. Weil ich mich wieder für fünf Jahre hätte verpflichten müssen,  habe ich den Wunsch vieler, dass ich weitermachen sollte, ausgeschlagen. Und ich bin sehr froh, dass Frau Monika Holzner Wunderer das macht, weil sie zum einem in den vergangenen fünf Jahren fast an jeder Verwaltungsratssitzung  als Vertreterin der Gemeinde teilgenommen hat und somit das Kulturhaus sehr gut kennt. Zum anderen kennt sie auch die Abläufe in der Gemeinde sehr gut. Denn die Gemeinde ist ja die Trägerin des Kulturhauses und auch der größte Finanzgeber. Es ist wichtig, dass die Kommunikation zwischen Gemeinde und Kulturhaus stimmt.

Vinschgerwind: Lassen wir die vergangenen fünf Jahre im Kulturhaus Revue passieren. Wer oder was hat bleibende Eindrücke bei Ihnen hinterlassen?
Also, da gibt es ganz viele Dinge, die ich aufzählen könnte. Beginnen wir mit dem letzten Neujahrskonzert der Camerata Salzburg. Ein ganz tolles Erlebnis war das Theaterstück „Unerhört“ für Gehörlose und Hörende. Wenn ich daran denke, dass wir Artisten  aus Australien hier hatten oder Hip Hop Musiker aus Chicago, dass irische Tänzer zu Gast waren oder das Burgtheater Wien, das Thalia Theater  Hamburg, so erfüllt mich das mit Freude.

Vinschgerwind: Muss ein Präsident manchmal selbst oft Theater spielen?
(lacht) Wir spielen ja alle in unserem Leben bestimmte Rollen. Ich spiele ja auch bei der Theaterbühne Kortsch Theater, und ich kann sagen, Theater  liegt mir irgendwie. Auch meine Rolle  als Kulturhauspräsident habe ich sehr, sehr gerne und, ich hoffe, auch überzeugend gespielt.

Vinschgerwind: Gab es Momente, in denen Sie sich dachte: Ich bin im falschen Film. Wenn ja, welche?
Ja, solche Momente hat es auch gegeben. Und zwar hat das mit der Bürokratie zu tun, zum Beispiel mit dem Vergabeportal. Es müssen ja alle öffentlichen Aufträge über das Vergabeportal verteilt werden. Es ist vorgekommen, dass die Filmverleiher  verpflichtet werden sollten, jeden Film in dieses Vergabeportal einzugeben. Nun muss man aber wissen, dass es für ganz Italien für einen bestimmten Kinofilm nur einen Verleiher gibt. Den James Bond oder  Star Wars hat nur eine Verleihfirma im Programm.  Diese Firmen haben  aber gesagt: das tun sie nicht, denn wenn sie jeden Film für jede Aufführung in ganz Italien hätten eingeben müssen,  wären sie eine Woche lang nur damit beschäftigt, den Film in irgendein Portal einzuspeisen. Wir konnten dann eine Lösung finden, so dass Kinofilme wie Theater und Konzerte nicht über das Portal  vergeben werden müssen. Da habe ich mir schon gedacht: Ich bin im falschen Film, weil es eine Zeit lang so ausgesehen hat, als ob man Kinofilme  nicht mehr nach Schlanders hätte holen können.
Die Bürokratie steht manchmal dem Hausverstand im Weg und dann kommt  es vor, dass man über Bagatellen streiten muss. Zum Beispiel hat mir der  Vizesekretär der Gemeinde Schlanders einmal gesagt, als ich wieder einmal  mit einem Anliegen in sein Büro gekommen bin, ich sei „sein Sargnagel“. Zum Abschied habe ich ihm dann zum Spaß drei große Nägel überreicht.

Vinschgerwind: Ihre beeindruckendste Begegnung?
Ich habe in diesen fünf Jahren  viele große beeindruckende Künstlerinnen und Künstler kennengelernt, zum Beispiel letzthin Frau Christine Kaufmann oder den Trentiner Tänzer Riccardo Meneghini, Philipp Hochmair, der bei den Vorstadtweibern mitspielt und der mit dem Thalia Theater in Schlanders war, oder auch Musiker und Dirigenten wie zum Beispiel von der Kammerphilharmonie St. Petersburg. Es waren, wie gesagt, viele beeindruckende Begegnungen mit vielen besonderen Menschen. Mit einigen bin ich immer noch in Kontakt.

Vinschgerwind: Musik, Theater, Kino, auf welche Veranstaltung, die Sie nach Schlanders geholt haben, sind Sie besonders stolz?
Beim Film ist es dem Verwaltungsrat durch die Zusammenarbeit mit dem Kino in Kaltern gelungen, aktuelle Filme schnell nach Schlanders zu holen: z.B. der neue James Bond oder Star Wars  sind  beide einen Monat nach Erscheinen in Deutschland auch schon in Schlanders gezeigt worden. Was das Theater anbelangt, so freut es mich, dass es gelungen ist, Felix Krull mit dem Münchner Volkstheater, oder Musicals wie Sunset Boulevard oder die Oper Rigoletto bzw. das Sorbische National Ensemble in den Vinschgau zu holen.

Vinschgerwind: Wie lauten die Kriterien, nach denen die  Veranstaltungen nach Schlanders geholt werden?
Das Kulturhaus Karl Schönherr ist ein für alle offenes Haus. Uns als Kulturhausverwaltung ist es wichtig, dass wir ein Programm bieten, das alle Bevölkerungsschichten anspricht. Es sollen natürlich auch qualitativ hochstehende Angebote dabei sein. Das Haus hat auch dank der Vorgängerverwaltung viele gute Kontakte zu Konzert- und Theateragenturen. Außerdem pflegen wir gute Kontakte zum Südtiroler Kulturinstitut, den Vereinigten Bühnen Bozen usw. In den vergangenen fünf Jahren habe ich mir auch einige Male im Ausland Aufführungen angeschaut, um einen Eindruck zu bekommen, was geboten wird. Und es gibt, wie gesagt, viele bewährte Kontakte. Es kommt fast jeden Tag ein Angebot für Konzert- und Theater, das wir dann prüfen.

Vinschgerwind: Zahlen zum Kulturhaus Schlanders.
Das Kulturhaus ist wirklich eine Erfolgsgeschichte. Es finden im Jahr so an die 350 bis 400 Veranstaltungen statt. Dazu zählen Theateraufführungen, Kinofilme, Konzerte, Bälle, Vorträge, Ausstellungen und vieles mehr.  Das Haus ist sehr gut ausgelastet. Es kommen im Jahr 40.000 bis 50.000 Besucher ins Kulturhaus. Sehr gut läuft im Moment das Kino. Zum Beispiel „Honig im Kopf“ haben 1.595 Leute gesehen.

Vinschgerwind: Rote oder schwarze Zahlen?
Das Kulturhaus schreibt nur schwarze Zahlen. Das hat damit zu tun, dass wir sowohl von der Gemeinde, vom Land, von der Raiffeisenkasse Schlanders, der SEL, der Stiftung Südtiroler Sparkasse und von vielen Betrieben und Privatpersonen des Vinschgaus unterstützt werden.

Vinschgerwind: Können Sie uns den Jahresumsatz nennen?
Wir sind Teil des Gemeindehaushaltes und verwalten für das Kulturhaus einen jährlichen Betrag von ca. 400.000 bis 450.000 Euro.

Vinschgerwind: Was machen Sie jetzt mit Ihrer Zeit?
 Das ist eine schöne Frage (lacht), die ich wirklich als Kompliment empfinde. Impliziert wird, dass ich mein ganzes Leben lang nur Kulturhauspräsident gewesen bin. Ich habe das fünf jahre gemacht, habe aber zuvor auch schon  ein ausgefülltes Leben gehabt. Ich bin wirklich sehr sehr gerne Lehrer. Ich habe in der Schule einiges zu tun,  und ich habe jetzt  noch mehr Zeit für meine Freunde und Bekannten (lacht) Ich weiß aber nicht, ob diese das am Ende als Drohung verstehen.

Vinschgerwind: Die angelaufene Saison verspricht wieder einige Kultur-Highlights?
Ja, es kommen mit dem Südtiroler Kulturinstitut wieder vier großartige Theateraufführungen nach Schlanders. Wir werden im Herbst brasilianische Artisten zu Gast haben und im März die Theater-Aufführung „Am Horizont“, in dem es um Alzheimer geht.  Wir planen eine Ausstellung mit Markus Daniel, Konzerte, Kino auf dem Kulturhausplatz. Im Dezember gibt ist ein Weihnachts-Musical, „Mahalia“, mit Gospel-Songs und vielleicht gelingt es uns sogar, das Musical „Evita“ in Schlanders zeigen zu können.

Vinschgerwind: Die Zusammenarbeit mit Frau Monika Holzner Wunderer wird weitergehen?
Ja, die geht weiter. Ich habe den Wechsel vor kurzem als Hofübergabe beschrieben, wo der Altbauer nicht total verschwindet, sondern im Hintergrund mithilft, wenn er gebraucht wird. Was das Programm betrifft, haben wir im Verwaltungsrat entschieden, dass wir das noch einige Zeit gemeinsam machen.
Es ist mir ganz wichtig zu betonen, dass die Zusammenarbeit im Verwaltungsrat immer bestens funktioniert hat. Wir haben zügig, unkompliziert, störungs- und reibungsfrei gearbeitet.

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