Das Naturnser Thermalwasser

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Alexander Angerer ist Arzt in Naturns.Er verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und praktiziert mit Akupunktur,Naturmedizin,Entgiftungs-,Entsäuerungs- und Revitalisierungskuren auch einen gezielt präventiven Ansatz. „Wasser war für mich Neuland, hat mich aber sofort in den Bann gezogen.“ Alexander Angerer ist Arzt in Naturns.Er verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und praktiziert mit Akupunktur,Naturmedizin,Entgiftungs-,Entsäuerungs- und Revitalisierungskuren auch einen gezielt präventiven Ansatz. „Wasser war für mich Neuland, hat mich aber sofort in den Bann gezogen.“

Naturns - Hochkonjunktur hatte die Badekultur auch in Südtirol solange, solange das Kaiserreich Bestand hatte. Zeugnis davon finden sich heute zwischen Buchdeckeln und in der Erinnerungskultur, etwa Bad Kochenmoos in Staben, etwa Bad Egart auf der Töll, etwa Stinkabrunn in Laas. Die Zeit des Heilwassers ist wieder da. Aktuell in Naturns.

von Erwin Bernhart

Was für ein Bild: Oben trohnt die Bergsteigerlegende Reinhold Messner im beschaulichen Schloss Juval - auf einem geschichtsträchtigen und verzauberten Hügel - und genau darunter innerhalb des Berges entspringt eine Quelle, die Magisches verspricht. Eine zufällige wie erstaunliche Kombinati0n.
Die Tunnelbohrung in Staben Ende der 90er Jahre hat eine Quelle freigegeben, die 2016 vom italienischen Gesundheitsministerium als Thermalwasser anerkannt und mit Siegel und Stempel zertifiziert ist. Diese Anerkennung ist aufgrund der rein chemischen Zusammensetzung des Wassers und auf vehementes Betreiben der damaligen Gemeindeverwalter unter BM Andreas Heidegger erfolgt.
Aber was kann dieses Wasser? Was hat es für Wirkungen? Wie kann man das Wasser anwenden? Welche Therapien sind mit dem Wasser aus der Quelle „Kochenmoos II“ möglich?
Die Naturnser sind mutig. Noch bevor solche Fragen durch Studien belegte Antworten gefunden haben, hat sich die Gemeinde 2019 die Wasserkonzession gesichert und man hat sich das Wasser aufgeteilt - zwischen Gemeinde, sprich öffentliches Interesse und 10Hotels in Naturns. Die Zuleitung haben die Hotels finanziert. Die beteiligten Hotels nutzen teilweise seit 2022 das Wasser intern, das für alle zugängliche und soeben umgebaute Erlebnisbad stellt ein eigenes Becken mit Thermalwasser zur Verfügung. Geplant ist im obersten Stockwerk des Schwimmbades ein Thearpiezentrum, ein Rheuma-Zentrum, in welchem Schmerzlinderung durch Thermalwasserbäder erfolgen soll. Die begleitenden Therapeuten in diesem Rheuma-Zentrum sind Franz Christanell und Alexander Angerer. Angerer weiß um die Wirkung des Naturnser Thermalwassers. Denn er hat in den vergangenen Jahren eine von der Universität Pisa begleitete wissenschaftliche Studie mit Rheuma-Patienten durchgeführt.
Der Vinschgerwind trifft den „Wasser-Doktor“ im 5-Sterne-Hotel Preidlhof von Klaus Ladurner in Naturns. Angerer arbeitet nebenbei dort bereits seit 15 Jahren als Mediziner für die Hotelgäste. Seit zwei Jahren ist Angerer so etwas wie die medizinische Speerspitze in Sachen Naturnser Thermalwasser. Die Nachfrage sei im Hotel bereits da, obwohl man die Therapie noch nicht aktiv bewerbe, sagt Angerer.
Mit dem ersten Wort bricht sich Begeisterung Bahn, wenn Angerer über die Wirkung des Naturnser Thermalwassers befragt wird. „Man wollte in Naturns verstehen, wie das Wasser angewendet s7 segnung therme naturns 1werden könnte“, sagt Angerer. Von der Gemeinde Naturns gemeinsam mit dem Tourismusverein habe er den Auftrag bekommen, eine wissenschaftliche Studie zu begleiten und deren Ergebnisse Aufschluss über einen der möglichen Verwendungszwecke in therapeutischer Hinsicht geben sollte. Das Studiendesign, also den genauen Ablauf, die Zeitfestlegungen und die Fragestellungen an die Patient:innen hat Angerer von zwei Ärzten der Universität Pisa erhalten. Derzeit ist Angerer dabei, die Finalisierung der Studie mit der medizinischen Professorin und Thermalexpertin Manuela Scaramuzzino in Pisa abzuklären.
Die Wirkungsweise des Naturnser Thermalwassers sollte bei 40 Rheuma-Patient:innen erforscht werden. Die Rheuma-Liga Südtirols hat die Patient:innen vermittelt. Das Studiendesign: An 12 Tagen am Stück sollten die Patient:innen ein sprudelndes Thermalbad von täglich 20 Minuten bei rund 38 Grad Celsius nehmen, mit nachgelagerter Ruhephase. Eine vorhergehende Anamnese und eine genau bemessene Befragung nach der Therapie sollten Aufschluss darüber geben, welche Wirkungsweise die Wassertherapie auf Schmerzen, auf Beweglichkeit der Gelenke und ähnliches hat.
Angerer, der bisher mit Wasser wenig zu tun hatte, sagt: „Da ist für mich eine neue Tür aufgegangen und es ist Erstaunliches passiert. Die Leute haben sich für die kostenlose Teilnahme an der Studie herzlich bedankt und dann haben sie über ihre erfreulichen Erlebnisse berichtet.“ Beeindruckt habe ihn zum Beispiel, dass eine Patientin gesagt hat, dass sie nach der Therapie zwei Monate lang schmerzfrei gewesen sei. „Man muss wissen: Schmerz, einmal mehr, einmal weniger, ist ständiger Begleiter bei Rheuma-Patient:innen und diese Schmerzen sind nicht nur körperlich fühlbar, sondern die beschäftigen auch permanent den Kopf“, sagt Angerer. Andere Parient:innen aus der Studiengruppe berichten Ähnliches, von mehr Geschmeidigkeit in den sonst oft blockierten Gelenken, von eindeutiger Schmerzreduktion. Zwei Monate nach der Behandlung wurde nochmals nachgefragt. „Natürlich klingen die Anfangserfolge mit der Zeit wieder ab“, sagt Angerer.

Schmerzabbau

Die Vorstellung könnte sein, sagt Angerer, dass, bei einem entsprechenden Jahresritual in Form einer Thermalwasser-Therapie, Rheuma-Patient:innen einen Gutteil an Schmerzen abbauen könnte. Weniger Medikamente und damit einhergehend weniger Nebenwirkungen der Schmerzmittel wären die Folge. Angerer hat im Studiendesign 12 Tage am Stück gewählt und eindeutige Besserungen des Befindens bei den Patient:innen ablesen können. Dass es auch weniger Tage am Stück sein könnten, dafür fehlt noch eine entsprechende Studie. Aber das könnten die Rheuma-Patien:innen selbst herausfinden. Auch wurde die Studie mit 38 Grad warmen Wasser durchgeführt. Ob gute Effekte gegen Schmerzen und gegen Gelenkssteifigkeit auch mit geringeren Temperaturen funktionieren könnte? Auch das könnten Rheuma Patient:innen selbst herausfinden können.
Die Studie wurde für die Patient:innen kostenlos im Hotel Preidlhof durchgeführt. Auch weil dort bereits sämtliche Infrastrukturen, wie beheizbare Wanne mit entsprechenden Ruheräumen vorhanden war.
Angerer behandelt in seiner Privatpraxis seine Rheuma-Patienten mit Akupunktur, mit Infusionen, die die Entsäuerung des Gewebes beschleunigen und die Durchblutung von längere Zeit unterversorgtem und chronisch schmerzhaftem oder entzündetem Gewebe fördern. Angerer muss zugeben, dass die Thermaltherapie seine bisherige Erfolgsquote bei weitem übertrifft.
Wenn man weiterdenkt, sagt Angerer, dann kann ein chronisch rheumatischer Gast, der 14 Tage gebucht hat, einen gesamten Therapiezyklus durchführen lassen. Mit dem Vorteil, dass im Hotel noch weitere Behandlungsmethoden flankierend angeboten werden können. Wenn ein solcher Behandlungspfad von den deutschen Krankenversicherungen anerkannt würde ...
Angerer kehrt in die Gegenwart zurück. Das Wasser, das Naturnser Thermalwasser hat seine medizinischen Instinkte geweckt. Hauterkrankungen? Es wäre einer gewissen Logik gefolgt, dass das Thermalwasser einen positiven Effekt auf das größte Organ des Menschen, auf die Haut, hat. „Sulfat kann Neurodermitis, Schuppenflechte und Akne durchaus therapeutisch beeinflussen“, ist Angerer überzeugt. Rückmeldungen der Gäste im Preidlhof bestätigen, dass sich die Haut nach dem Thermalbad unglaublich geschmeidig und fein anfühle. Auch ohne Studien getraut sich Angerer über die positive Wirkung zu reden. Denn bei Akne etwa bewirke Stress ein verstärktes Auftreten. Ein Thermalbad sei mit Sicherheit stressabbauend und das Thermalwasser könne Akne zurückdrängen. „Genial“, sagt Angerer begeistert.
Angerer hat auch in Garmisch die Kurarztausbildung absolviert. Das Naturnser Thermalwasser enthält Bicarbonat und Sulfat. „Das ist eine basische Grundlage“, sagt Angerer. Viele der Erkrankungen werden auf Übersäuerung und auf freie Radikale im Körper zurückgeführt. „In der Medizin müssen wir diese zwei Phänomene auffangen“, sagt Angerer. Sulfat aktiviere Mechanismen, die die schädlichen freien Radikale im Körper einfangen. Sulfat aktiviere auch die Bildung von endogenen Opiaten in der Haut. „Bei der Thermaltherapie passiert was. Einige Patienten haben mir nach dem Bad gesagt, dass sie auf Wolken gehen“, schmunzelt Angerer. Das Naturnser Thermalwasser sei geruchlos.
Eine andere Möglichkeit wäre die Inhalation mit Zielrichtung Allergiebehandlung, wie diese bereits in den Thermen in Meran praktiziert werde.
Eine Trinkkur mit Naturnser Thermalwasser? Auch möglich. Denn eine Studie etwa in Wien habe ergeben, dass eine Trinkkur mit sulfathaltigem Wasser den Cholesterinspiegel senke.

Haut, Atemwege, Allergien, Trinkkur?

Haut, Atemwege, Allergien, Trinkkur - in Naturns ist vieles denkbar, wie das Naturnser Thermalwasser eingesetzt werden könnte. Dazu sind wohl weitergehende wissenschaftliche Studien notwendig, um Anwendungsbereiche auch auf eine wissenschaftliche und evidenzbasierte Grundlage stellen zu können.
Tatsächlich wird im Hintergrund allerhand rund um das Thermalwasser angedacht und vorbereitet. Vielleicht gelingt es, alle zwei Jahre einen Ärztekongress in Naturns veranstalten zu können.
Zurückgekehrt auf den Juvaler Burghügel ergibt sich noch ein erstaunlicher Zufall. Des Burgherren Bruder Hubert Messner ist derzeit Gesundheitslandesrat. Wenn die Naturnser den sanitätsbetrieblichen Sanktus für einen oder mehrere thermaltherapeutische Behandlungspfade erhielten, käme das auch einheimischen (Rheuma)-Patienten zugute. Naturns hat ein Wasser, das Magisches verspricht.

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