Spezial: Naturns - Eine Klasse für sich

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Naturns hat sein Profil geschärft und tritt nun als Thermalort bei Meran auf. Mit dem Thermalwasser von Kochenmoos knüpft die Tourismushochburg an eine alte Tradition an und steht einmal mehr für sich.  Selbstredend nimmt der Tourismus in Naturns die Hauptrolle ein – flankiert von der Apfelwirtschaft.

 

Text & Fotos: Angelika Ploner

 

Naturns ist eine Klasse für sich. Erstklassige Hotels reihen sich hier wie Perlen aneinander. Das Angebot – es lässt keine Wünsche offen. Naturns ist zusammen mit Partschins und Rabland ein touristisches Juwel im Vinschgau. Attraktiv, pulsierend, lebendig – so zeigt sich Naturns seinen Besuchern und Einwohnern gleichermaßen. Die Eckdaten zum Tourismus können sich sehen lassen. 573.770 Nächtigungen wurden im vergangenen Jahr 2023 verzeichnet. Die Zahlen sind ein neuer naturns bevölkerungsentwicklungRekord. Dasselbe Bild zeichnet sich bei den Ankünften: 118.445 Ankünfte gab es 2023. Die Aufenthaltsdauer liegt bei 4,8 Tagen. Der wichtigste Gast ist und bleibt der deutsche Gast, gefolgt von Gästen aus der Schweiz und Liechtenstein, Italien, Österreich, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Insgesamt 129 Betriebe, die zusammen auf 3.301 Betten kommen, machen Naturns zu einem starken Tourismusort. Zehn Hotels haben sich zudem zu Thermalhotels zusammengeschlossen. Sie nutzen das Thermalwasser von Naturns in ihrem Hotelbetrieb.

Das Thermalwasser von Naturns. Bereits 1559 wird die Örtlichkeit Kuchinmoos, später Kochlmoos, wegen ihrer Badestätte besucht. Das belegt eine Urkunde aus dem Jahre 1695. Die Schwefel- und Eisenquelle des Bades entspringt westlich von Staben zu Füßen der Burg Juval am Sonnenberg. Die Bauernhöfe rund um diese Quelle leiteten das Wasser in ihre Stuben und wendeten es dort für Trink- und Badekuren an. 1860 wurde ein Badehaus errichtet. Bad Kochenmoos entwickelte sich zu einem Kurort im Vinschgau, bis der Badebetrieb in den 1980er Jahren eingestellt wurde. Fast 20 Jahre lang verwaiste der einstige Badeort. Das änderte sich im Jahr 2000, als man bei den Bauarbeiten des Stabener Umfahrungstunnels in der Gemeinde Naturns durch Zufall auf eine zweite Thermalquelle stieß. Die Entdeckung war eine Sensation. Untersuchungen des Thermalwassers folgten. Das Ergebnis: Laut der medizinischen Hydrologie weist das „kalte Thermalwasser“ eine konstante Temperatur von 17°C auf. Zudem wird es als „leicht mineralisiertes Wasser“, „sulfathaltig“ und „fluoridhaltig“ klassifiziert. 2016 erhielt die Gemeinde das Dekret zur Anerkennung des Thermalwassers. Bestätigt sind medizinisch unter anderem die Linderung von rheumatischen, orthopädischen oder traumatologischen Beschwerden des Bewegungsapparates, Steigerung des Wohlbefinden und Verbesserung der Stressresilienz. Nach sportlicher Aktivität wirkt Naturnser Thermalwasser muskelentspannend, beruhigend und lindernd. Eine schnellere Erholung ist garantiert.

20 Jahre Seilbahn Unterstell. Gesundes Wasser wird in Naturns mit gesunder Bewegung gepaart. Die Seilbahn Unterstell befördert die Gäste in wenigen Minuten auf das Wandereldorado Naturnser Sonnenberg. Am Rande erwähnt: Die Seilbahn Unterstell feiert heuer ein rundes Jubiläum. Die erste Materialseilbahn zum Unterstell-Hof wurde im Jahre 1968 von Alois und Jolanda Götsch erbaut. Die geschlossene Einkabinenbahn wurde damals über sieben Holzstützen geführt und der Tourismus begann zu blühen. Deshalb entschloss man sich im Jahre 1979 zum Neubau einer Pendelbahn mit zwei Kabinen und der dreifachen Förderleistung – der später von Gästen liebevoll genannten „Max & Moritzbahn“. Die Kabinen wurden über sechs Stahlgitterstützen geführt. Der hydraulische Antrieb erlaubte eine sanfte und ruckfreie Fahrt. Mit viel Einsatz von Konrad Götsch, dem Tourismusverein Naturns, der Gemeinde Naturns und der Mithilfe der Landesregierung, konnte im Frühjahr 2004 mit dem Bau der heutigen Seilbahn begonnen werden. Die neue Seilbahn, eine klassische Zweiseilpendelbahn, wird nur noch über zwei gigantische Stahlrohrstützen geführt. Der Antrieb, eine moderne frequenzgesteuerte Technik, wurde an der Bergstation untergebracht. Die videoüberwachte Anlage erlaubt eine lückenlose Kontrolle der ganzen Strecke einschließlich der Talstation. Der Naturnser Sonnenberg selbst - wie auch der Nörderberg - wartet mit unbegrenzten Wandermöglichkeiten auf. Hauptader dort oben ist der Meraner Höhenweg. Mit ihm kreuzen sich viele, gut markierte Wanderwege immer wieder. Zudem gibt es zahlreiche lohnende Einkehrmöglichkeiten - auch vis à vis auf dem Naturnser Nörderberg.

Naturns ist landwirtschaftlich geprägt. Eine bedeutende Rolle kommt in Naturns auch der Obstwirtschaft zu. 309 Mitglieder zählt die TEXEL derzeit. Zum Großteil produzieren diese Äpfel, die in der Obstgenossenschaft TEXEL verarbeitet werden. Vor 16 Jahren - im Juni 2008 - haben die Mitglieder einer Fusion der Obstgenossenschaft Naturns - Plaus und der POG, der ehemaligen Partschinser Obstgenossenschaft zugestimmt. Entstanden ist daraus die TEXEL, deren Einzugsgebiet sich über den gesamten unteren Vinschgau erstreckt. Für die Lagerung der Äpfel dienen zwei Lagerhallen auf der Töll, eine weitere in Plaus sowie der Hauptsitz in Naturns. Die Verarbeitungsprozesse, sprich Sortierung und die Verpackung der Äpfel erfolgen ausschließlich im Betriebssitz in Naturns, wo insgesamt 158 Mitarbeiter beschäftigt sind. 6.551 Waggon Bruttoernte haben die 309 Mitglieder der TEXEL im vergangenen Jahr 2023 eingefahren: 6.548 Waggon Äpfel (65.477.476 kg), dazu gesellen sich 5.470 kg Birnen und 22.630 kg Stein- und Beerenobst. Zusammen bearbeiten die Mitglieder eine Fläche von über 1.161 Hektar: 877 Hektar davon werden nach den Richtlinien der integrierten Produktion bewirtschaftet, 264 Hektar nach biologischen Kriterien. Auch Wein wird am Naturnser Sonnenberg und am Juvaler Hügel gekeltert. Das hat Tradition. Dank ausgezeichneter und innovativer Winzer genießen die Weine hier einen sehr guten Ruf. Die Rieslingtage in Naturns sind Ausdruck von eben jener Tradition hier in Naturns und Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und dem Tourismus

Naturns international. Naturns ist mit den beiden Leitbetrieben Schweitzer Project und Ivoclar naturns größten privaten ARbeitgeberVivadent international verflochten. Die Liechtensteiner Ivoclar Vivadent-Gruppe hat sich im Jahr 1962 - vor genau 62 Jahren - hier angesiedelt. „Ivoclar Naturns beschäftigt zurzeit 280 Mitarbeitende“, sagt Günther Pföstl, der Zuständige bei der Ivoclar Vivadent auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Eine stolze Zahl. Eine umfangreiche Produkt- und Systempalette für Zahnärzte und Zahntechniker bietet Ivoclar Vivadent. Neben der Herstellung von traditionellem Zahnersatz werden in Naturns seit einigen Jahren digitale Frästechnologien entwickelt und Strukturen, wie Kronen und Brücken aus diversen Materialien, auf den Patienten angepasst, digital hergestellt. 33 Standorte hat Ivoclar Vivadent in 25 Ländern. Schweitzer hingegen denkt und entwickelt Handel, erfolgreich und weltweit. 1927 beginnt die Erfolgsgeschichte mit der Gründung der Mercantile durch Leo Schweitzer. 2024 hat Schweitzer 19 Standorte. „Die Mitarbeiteranzahl weltweit beträgt über 800“, sagt Anna Oberhauser, PR-Managerin bei Schweitzer auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Beide international ausgerichteten Unternehmen betonen den Zugang zu ambitionierten Arbeitskräften als Wirtschaftsvorteil. Zu den weiteren großen privaten Arbeitgebern in Naturns zählen Moser Speck. „Die Mitarbeiterzahl schwankt zwischen 99-105 Mitarbeiter, am 31.12.2023 waren es 99 Mitarbeiter“, heißt es dort auf Nachfrage. „Die Firma Obibau hat zur Zeit insgesamt 33 Mitarbeiter“, erklärt Edmund Luner, zusammen mit Dietmar Pircher Geschäftsführer der Firma Obibau. Die Tischlerei Haller in der Handwerkerzone Stein beschäftigt 30 Mitarbeiter. Auch Siwabau hat über 20 Beschäftigte: „Im Moment sind wir 22 Mitarbeiter zwischen Baufirma und Baustoffhandel.“
Die Hotellerie fügt sich nahtlos in die Reihe der größten Arbeitgeber ein. „Der Lindenhof hat ca. 90 bis 100 Mitarbeiter“, sagt Joachim Nischler auf Nachfrage. „Wir beschäftigen 95 Mitarbeiter“, sagt Klaus Ladurner vom Dolce Vita Hotel Preidlhof. Das Dolce Vita Hotel Feldhof „hat aktuell 62 Mitarbeiter“, erklärt Dominik Perathoner auf Nachfrage.

Naturns ist vielseitig. Viele kleinere und mittlere Betriebe – zum Teil Familienbetriebe – sorgen für einen ausgewogenen Unternehmensmix. Sie bilden das Rückgrat der Wirtschaft und zusammen mit den Großen einen starken und vielseitigen Wirtschaftsraum. Viele Betriebe sind schon seit Generationen in Naturns beheimatet und schätzen den Standort – auch wegen der Menschen hier. Tischler, Maurer, Schlosser, Maschinenbauer, Hydrauliker und viele mehr – fast jedes Handwerk ist im Wirtschaftsraum Naturns vertreten. Zusammen garantieren sie wichtige Arbeitsplätze hier in Naturns. Laut WFO, dem Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen haben 679 Betriebe (Stichdatum 23.2.2024) ihren festen Platz im Gemeindegebiet von Naturns.

Der öffentliche Sektor in Naturns. Eine nicht unwesentliche Rolle in Naturns spielt der öffentliche Sektor und mit ihm der Schulsprengel Naturns. Der SSP Naturns ist der größte im Vinschgau. „Unser Schulsprengel umfasst 8 Schulstellen – 7 Grundschulen und 1 Mittelschule – und drei Gemeinden: Naturns, Schnals und Plaus“, sagt Karolina Kuppelwieser, die Schulführungskraft auf Nachfrage vom Vinschgerwind. Und auch das Seniorenwohnheim St. Zeno in Naturns ist ein wichtiger Arbeitgeber. Direktor Stephan Rinner zum Vinschgerwind: „Die rund fünfundsechzig Mitarbeiter in den Bereichen Pflege und Betreuung, Küche und Reinigung, sowie Wäscherei und Verwaltung sind tagtäglich darum bemüht, den fünfzig Heimbewohnern einen angenehmen, abwechslungsreichen Alltag zu ermöglichen.

Die vorwiegend von Frauen besetzten Stellen sind zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil Teilzeitstellen, die gewährleisten, dass Familie und Beruf weiterhin vereinbar bleiben. Einen anderen wichtigen Aspekt stellt die Arbeitsintegration von Menschen mit Beeinträchtigung dar. Die Besetzung dieser Stellen geht über den erforderlichen Schlüssel hinaus. Zwischen den Vereinen des Dorfes und den freiwilligen Helfern findet stets ein reger Austausch statt, der einen wertvollen Bestandteil des Heimalltages darstellt. Die Seniorenmensa, sowie die Kitas sind im selben Gebäude naturns toursimusuntergebracht. Dieses generationenübergreifendes Mit- und Nebeneinander eröffnet allen Beteiligten neue Erfahrungen und erweiterte Horizonte. Im August/September werden zudem neun Seniorenwohnungen mit begleitetem/betreutem Wohnen, 5 Trainingswohnungen für Menschen mit Beeinträchtigung und ein Tagespflegeheim für acht Senioren eröffnet. Eine besondere Aufwertung für das Haus ist der neue Generationenpark. Für das Tagespflegeheim können sich Interessierte im Seniorenwohnheim melden, geboten wird als Entlastung für die pflegenden Angehörigen eine Ganz- oder Halbtagsbetreuung (Vormittag oder Nachmittag).“

Einkaufsmeile Naturns. Vor 21 Jahren, genau im Jahr 2003 wurde der Naturnser Tunnel und damit die Umfahrungsstraße fertig gestellt. Es war ein Quantensprung in vielerlei Hinsicht: die Wohn- und Lebensqualität stieg enorm. Seitdem wird stetig neuer Wohn- und Lebensraum geschaffen. Mit anderen Worten: Es wurde und wird gebaut in Naturns. Unübersehbar.
Naturns hat sich außerdem zu einem breit gefächerten Einkaufsort entwickelt mit zahlreichen attraktiven Boutiquen und Geschäften mit qualitativ hochstehenden Produkten und Markenwaren. Viele Kundinnen und Kunden wissen das einzigartige Angebot zu schätzen und kommen gerne nach Naturns zum Shoppen. Denn Shopping in Naturns ist ein Erlebnis. Es gibt kaum etwas, das es nicht gibt in Naturns: etwa Mode - namhafter vor allem italienischer Marken mit einem Hauch Exklusivität, Schmuck, Schuhe, Taschen, Accessoires, Brillen, Sportmode, dazu natürlich ein qualitätsvolles naturns arbeitsmarktLebensmittelangebot. Die Naturnser Kaufleute haben es geschafft, sich - trotz der Nähe zu Meran - als attraktive Einkaufsmeile zu positionieren, soweit, dass umgekehrt - viele Kundinnen und Kunden von Meran nach Naturns kommen, um einzukaufen. Zu den Geschäften gesellen sich Cafès und Restaurants, die zum kulinarischen Stelldichein laden. Naturns wartet aber nicht nur mit einer Einkaufs- und kulinarischen Vielfalt, sondern auch mit kultureller Vielfalt auf. Der Naturnser Humorsommer sei hier nur stellvertretend für viele Kulturveranstaltungen genannt: Im heurigen Sommer wird dieser zum 23. Mal internationale Größen nach Naturns locken. Zum 16. Mal findet das Naturnser Kinderlachen statt. Man ist rührig hier in Naturns, organisiert Veranstaltungen, lockt mit neuen Angeboten, profiliert sich immer wieder, macht sich aktuell etwa auf den Weg zum Thermalort zu werden. Kurzum: Naturns erfindet sich immer wieder neu. Und ist nicht zuletzt deshalb: Eine Klasse für sich im Vinschgau.

 

Neues Naturparkhaus Texelgruppe feierlich eröffnet

Politische Prominenz NaturnsFeierstunde in Naturns: Das neue Naturparkhaus wurde am 13. Juni) offiziell eröffnet. Auf 600 Quadratmetern führt es Interessierte auf eine spannende Reise durch den Naturpark Texelgruppe. Gebaut und finanziert worden ist das neue Naturparkhaus von der Gemeinde Naturns. Das Architekturbüro AREA Architetti Associati aus Bozen hatte den entsprechenden Planungswettbewerb gewonnen. Die Dauerausstellung dagegen wurde von der Landesabteilung Hochbau und Technischer Dienst in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Natur geplant, errichtet und finanziert. Rund 1,6 Millionen Euro wurden dafür aufgebracht. Die Ausstellung umfasst 600 Quadratmeter, ist dem Thema Wasser – von der Etsch im Talboden bis ins ewige Eis der Gletscher – gewidmet und erzählt viel Wissenswertes über die verschiedenen Höhenstufen des Naturparks Texelgruppe. Kuratiert hat die Ausstellung die Gruppe Gut aus Bozen. „Erwachsene und Kinder können hier selbst Hand anlegen und den Naturpark völlig neu erleben“, sagte die Naturparkhausverantwortliche Annamaria Gapp.
Das neue Naturparkhaus am Bernardin-Astfäller-Platz 1 ersetzt das alte Besucherzentrum aus den 1990er Jahren, das im Gebäude der Mittelschule untergebracht war und nicht mehr den modernen musealen Anforderungen entsprach.

 

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