Spezial-Landwirtschaft: Die Vinschger Milchviehalmen

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Von Angelika Ploner

Die Vorbereitungen für den kommenden Almsommer sind angelaufen. Einige Almen im Vinschgau stehen noch ohne Pächter, Sennin oder Senn da. Jedes Jahr gibt es einen großen Wechsel. 2019 etwa gab es bei der Hälfte der Vinschger Milchviehalmen einen Personalwechsel. Doch der Reihe nach.
Die Almwirtschaft spielt im Vinschgau eine große Rolle. Mit vereinten Kräften und auch unter Zuhilfenahme von EU-Förderprogrammen und Landesmitteln ist es gelungen, die Vinschger Sennalmen in den letzten drei Jahrzehnten nahezu vollständig aufrecht und funktionsfähig zu erhalten. Gebäude und Einrichtungen wurden saniert, Senner und Hirten fortgebildet. Deshalb ist auch die Qualität der Käse eine ausgesprochen gute. 29 Milchviehalmen gibt es zwischen Graun und Schnals, landesweit gibt es rund 70. Das heißt nicht ganz die Hälfte der bewirtschafteten Milchviehalmen sind im Vinschgau zu finden. Bei den Vinschger Milchviehalmen handelt es sich um Agrargemeinschaften im Eigentum von öffentlichen Körperschaften oder in Form von Gemeinschaftsbesitz. Rund 75 Prozent werden mit Angestellten bewirtschaftet, der Rest in einer Art Pachtverhältnis. 2019 wurden insgesamt 1.470 Kühe und 280 Milchziegen aufgetrieben. Blickt man auf die vergangenen 25 Jahre, so sind die Alpungszahlen gleich geblieben. Aber: Über 17 Prozent der Kühe kommen mittlerweile von außerhalb des Vinschgaus. Und auch der Wechsel beim Alppersonal ist - wie eingangs erwähnt - auffällig. Als Sennin oder Senn bewerben sich zunehmend Personen, die nicht mehr - wie früher - aus dem lokalen, bäuerlichen Ambiente stammen, sondern vielfach mit ganz verschiedenem gesellschaftlichen und beruflichen Hintergrund. Oft auch junge Leute und nicht von Südtirol stammend. Markus Joos, vom Bezirksamt für Landwirtschaft West: s40 tab„Wir haben auch einen zunehmenden Frauenanteil als Senninnen.“ Die Gesamtproduktion auf den Vinschgauer Almen 2019 (siehe Grafik) war hoch: rund 125.000 Kilogramm Käse und 15.000 Kilogramm Butter wurden hergestellt. Das sind durchschnittlich 95 Kilogramm Käse und 10 Kilogramm Butter pro Kuh und Sommer. Auf rund der Hälfe der Milchviehalmen findet auch ein Aufschank statt, wertvoll für Wanderer und Ausflügler. Die touristische Nutzung ist demnach auch für den Tourismus von enormer Bedeutung. Die durchschnittliche Weidedauer betrug 83 Tage im vergangenen Jahr. Noch 2018 waren es fünf Tage mehr gewesen. Der verzögerte Alpungsbeginn hat sich natürlich auch auf die Gesamtproduktion niedergeschlagen. „Die Gesamtproduktion“, sagt Joos, „lag deshalb um rund 10 Prozent niederer im Vergleich zum Jahr 2018.“ Zwischen 1,5 und 2,5 Millionen Euro auf Landesebene werden pro Jahr an Fördermitteln für die bauliche und strukturelle Verbesserung aufgebracht. Dazu kommen noch die jährlichen Flächenzahlungen in Form von Alpungs- und Betriebsprämien, womit insgesamt auch die gesellschaftspolitische Bedeutung und Wichtigkeit der Almwirtschaft und Almsömmerung unterstrichen wird.

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