Vom Wind gefunden - Die Überalterung der Gesellschaft, zumindest in den westlichen Industriegesellschaften, ist eine der großen Herausforderungen der heutigen Zeit. Die Anzahl der über 60-Jährigen nimmt zu und die Anzahl der unter 20-Jährigen nimmt ab. Das ist der demografische Wandel, der das Rentensystem, das Gesundheitssystem, den Arbeitsmarkt und die Sozialsysteme total verändern wird. Die Überalterung ist ein Megatrend. Die Menschen werden nicht nur immer älter, dank der guten Gesundheitsfürsorge bleiben die Menschen auch länger gesund, fit und aktiv. Sie verfügen über Wissen, Erfahrung und finanzielle Mittel. Deshalb spricht man von der Silver Society, der Seniorengesellschaft und der Silver Economy, der Seniorenwirtschaft. Die Konzentration der Werbung auf die Jugend und Jugendlichkeit, der Jugendwahn wird sich ändern und ein neues Bild über die Senioren schaffen. Der Megatrend wird auch Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Politik haben. Die ältere Generation wird ein starker Treiber bei der Entschleunigung vieler Lebensbereiche. In einer alternden Gesellschaft wird der Trend in Richtung Achtsamkeit zunehmen und die Lebensqualität stärker in den Mittelpunkt treten. Vielleicht wird es auch zu innovativen Beschäftigungsmodellen und einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen den Generationen führen und den Wirtschaftswandel in Richtung einer Postwachstumsökonomie unterstützen. (hzg)
Vinschgau/Wien - Wir müssen die CO2 Emissionen schnell reduzieren, um das Klima zu stabilisieren. Sonst verlieren wir die Kontrolle und es kommt zu unumkehrbaren Veränderungen. Eine Reduzierung der Emissionen ist noch möglich und kann sogar zu einem lebenswerteren Leben führen, wenn wir in den nächsten 10 Jahren gewaltige Anstrengungen hin zu einer nachhaltigen Lebensweise umsetzen. Dies meinte Helga Kromp Kolb, emeritierte Professorin am Institut für Meteorologie und Klimatologie der BOKU Wien bei einem online Vortrag am 3. Dezember, organisiert von der Umweltschutzgruppe Vinschgau. Neben Kolb referierte auch Harald Frey vom Institut für Verkehrswissenschaften der TU Wien zum Thema „Klimakrise und nachhaltige Mobilität“. Frey meinte, dass der Verkehr neben der Industrie und der Landwirtschaft die treibende Kraft der CO2 Emissionen ist. Wir müssen den Autoverkehr reduzieren, den Fußgänger und Radfahrer stärken und die öffentlichen Verkehrsmittel ausbauen. Am besten gelingt das, indem man die Strukturen ändert. In den letzten Jahrzehnten wurden riesige Infrastrukturen für den Autoverkehr errichtet. Alle anderen Verkehrsteilnehmer wurden geschwächt. Dadurch entstand eine Abhängigkeit vom Auto. Der Ruf nach immer neuen Straßen, neuen Umfahrungen, noch mehr Parkplätzen und noch mehr Platz für das Auto ist allgegenwärtig. Um aus der Abhängigkeit vom Auto los zu kommen, müssen wir die Strukturen ändern, dann wird sich das Verhalten automatisch ändern, meinte Frey. Wir müssen öffentliche Räume wieder für die Menschen zurückgewinnen, Straßen zu Spielstraßen und Bewegungsstraßen umfunktionieren. Die Chancengleichheit für den öffentlichen Verkehr muss erhöht werden. Deshalb soll die Parkgarage für das eigene Auto genauso weit entfernt sein wie die Bushaltestelle. Auch die Elektromobilität ist keine Lösung. Die Emissionen werden zwar reduziert, aber nicht der Flächen- und der Ressourcenverbrauch und auch nicht die Zahl der Unfälle. Helga Kromp Kolb meinte in ihrem Vortrag, dass wir unsere Ernährung verstärkt auf eine vegane bzw. vegetarische Ernährung umstellen sollten, Flächen besser nutzen und zu einer Kreislaufwirtschaft umstellen müssen. 73 % der Kleidung landet im Müll, genauso wie viele andere Produkte. Diese Wegwerfmentalität muss sich ändern. Wir müssen auf Verzichtbares verzichten und uns fragen: was brauchen wir wirklich? (hzg)
Schlanders/Landesberufsschule - Ein einzigartiger Übungsparcours für automatisierte Robotik steht den Schüler:innen in der Landesberufsschule Schlanders seit kurzem zur Verfügung. Fachlehrer für Metalltechnik Peter Klotz hat das innovative Trainingsprogramm ausgetüftelt.
von Magdalena Dietl Sapelza
Die Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Metalltechnik an der Landesberufsschule in Schlanders im Fach „Robotik“ haben seit kurzem die Möglichkeit kleine Roboter zu bauen und diese entsprechend der Aufgabenstellung und der Programmierung auf der Übungsfläche zu bewegen. „Die Bautechnik der Roboter lässt sich originalgetreu im Maßstab 1 : 1 auf den realen Maschinenbau übertragen. Auch das Trainingsgelände ist dem Maßstab gerecht gebaut“, erklärt Fachlehrer Peter Klotz. Die Erstellung des Übungsparcours samt Roboter-Prototypen hatte Klotz im Zuge seiner Eignungsprüfung als Fachlehrer in Angriff genommen und unzählige Stunden investiert. Die Richtlinien für den Bau des Trainingstisches entsprechen genau den Vorgaben der World Robot Olympiad WRO (internationaler Roboterwettbewerb für Kinder und Jugendliche mit dem Ziel, sie für MINT-Themen wie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu begeistern.) Man könne nun interaktive Übungen originalgetreu planen, umsetzen und trainieren, so Klotz. Die Schüler:innen starten mit dem Bau von einfachen Fahrgestellen, bauen dann weiter zu automatisierten Robotern aus, entsprechend der Leistung, die vorgesehen ist. Die Schüler:innen üben also im Kleinen was sie dann realistisch im Maschinenbau umsetzen. Die Einzelteile für die kleinen Übungsroboter liefert eine spezielle Lego-Technik, die auf Robotikbestandteile spezialisiert ist. „Es geht jedoch in keiner Weise um das Lego-Spielen, sondern um die Software und die ausgetüftelte Programmierung, die dahintersteckt“, unterstreicht Direktorin Virginia Tanzer.
Der Robotik-Übungs-Parcours schafft für die künftigen Fachkräfte in den Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit, sich unter fast realistischen Bedingungen auf ihre Berufswelt vorzubereiten, die laufend automatisierter wird. Der innovative Übungs-Parcours in der Metallfachschule ist eine zukunftsweisende Initiative, die ihren Teil dazu beiträgt, den steigenden Ansprüchen der Wirtschaft Rechnung zu tragen. Und nicht zuletzt macht es den Schülern Spaß, die ihrerseits auch selbst neue Ideen entwickeln und sie umsetzen. Interessierte sind gerne eingeladen, sich den Parcours in der Landesberufsschule anzuschauen und auch auszuprobieren.
Partschins - In einer öffentlichen Gemeinderatssitzung klärte die Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer die Gemeinderät:innen über den Gemeindeentwicklungsplan auf. „Wir brauchen künftig weniger Neubauten, wir werden mit Bestehendem arbeiten müssen“, fordert Kuenzer.
von Erwin Bernhart
Ein anderes Denken sei bei der Umsetzung des Gemeindeentwicklungsprogrammes notwendig: ein verantwortungsvoller Umgang mit der Fläche. Der Bodenverbrauch müsse nachhaltig sein. Die für Raumordnung zuständige Landesrätin Maria Kuenzer ließ die Gemeinderät:innen von Partschins in die Zukunft und in die Wichtigkeit des Gemeindeentwicklungsprogrammes blicken. Die Gemeinde sei verpflichtet, den Leerstand, also ungenutzte Kubatur, zu erheben - mit Wertschätzung und Respekt gegenüber den Besitzern. Denn es sei gut, wenn Leerstand genutzt würde, bevor man neue Ressourcen verbrauche. Das neue Denken sei, dass sich die Gemeinde die Frage stellen müsse, wie viel neue Fläche bzw. neue Kubatur gebraucht werde und wie viel Leerstand es in der Gemeinde gebe. Man solle auch ungezwungen darüber diskutieren, ob Eigentum immer an erster Stelle stehen solle. Über langfristige Mieten auch von Seiten der Gewerbetreibenden könne und solle man nachdenken. Im neuen Raumordnungsgesetz seien auch Mischzonen vorgesehen. Ziel sei es damit, die Bereiche Wohnen und Arbeiten stärker zusammenzuführen. In einer Mischzone könne die Gemeinde bis zu 40 % gewerbliche Tätigkeit vorsehen. Die Flächenwidmung sei alleinige Zuständigkeit der Gemeinde.
Kuenzer forderte die Gemeindeverwalter auf, sollten sich diese an das im Raumordnungsgesetz vorgesehene Gemeindeentwicklungsprogramm heranwagen, die Bevölkerung miteinzubinden. Mit klaren zeitlichen Rahmen (etwa maximal 3 Treffen), mit klaren von der Gemeinde festgelegten Themen, etwa beim Wohnen, beim Verkehr, beim Ensembleschutz. Es solle dabei kein Kräftemessen der Verbände werden, aber die Bürgerexpertise sei wichtig.
Kuenzer legte den Gemeinderät:innen nahe, das Programm innerhalb einer Legislatur abzuschließen. Sonst könne es so ergehen, wie in Klausen, die als Pilotgemeinde alles richtig gemacht aber nicht abgeschlossen habe und mit dem politischen Wechsel alles wieder in Zweifel gezogen werde. Lana habe sich als Pilotgemeinde dauernd beschwert, aber selbst nichts getan, rügte Kuenzer. Fazit: Sollten die aktuellen Verwalter der Gemeinde Partschins willens sein, sich an das Gemeindeentwicklungsprogramm heranzuwagen, dann wäre es sinnvoll, rasch zu beginnen.
Im Auftrag des Landesamtes für Wildbachverbauung West werden derzeit Arbeiten zur Erhöhung der Hochwassersicherheit im Vetzanerbach in Goldrain durchgeführt. Aufgrund der Gefahrenzonenplanung und der Unwetter von vor zwei Jahren war es nötig, Schutzvorkehrungen im Bereich des Schießstandes in Goldrain durchzuführen, erklärt Bauleiter Roland Schweitzer, stellvertretender Direktor des Amtes für Wildbach- und Lawinenverbauung West. In dieses Baulos werden 200.000 Euro investiert.
von Albrecht Plangger - Letzthin ist in der Kammer - parteiübergreifend im Schatten von Green-Pass, Corona-Booster Impfung und dem Haushaltsgesetz 2022 - ein Ermächtigungsgesetz für die Menschen mit Beeinträchtigung verabschiedet bzw. auf den Weg gebracht worden. Mit diesem Gesetz wird die Regierung dazu ermächtigt, mit finanziellen Mitteln aus dem Wiederaufbaufond (Recovery Plan) die Inklusion von Menschen mit Beeinträchtigung in der Gesellschaft voranzutreiben und auch Italien auf europäischen Standard zu bringen. Betroffen sind in Italien mehr als 3 Mio. Menschen und deren Familien. Viel Lob gab es parteiübergreifend für die Lega Ministerin Erika Stefani, die in dieser Regierung das ganz spezielle „Ministero per le disabilità della Repubblica Italiana“ übernommen hat. In der Parlamentsdiskussion steht sonst der Super Green Pass an oberster Stelle. Die Zustimmung ist groß und für halbwegs normale Weihnachtsfeierlichkeiten zeigen die Leute gern 10-20 mal am Tag ihren Super Green Pass. Der Ministerpräsident Draghi marschiert aber unbeeindruckt durch !! Auch das Parlament und die Kommissionen „trotzen „und können sich auf keinen gemeinsamen Nenner bringen .Dafür müssen nun die Parlamentarier nicht nur bis zum Heilig Abend, sondern sicher auch zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten. Dann vielleicht finden sich die Kompromisse. Drei König ist keine Option. Endlich ist auch die EU Richtlinie zu den erneuerbaren Energien (RED II) von der Regierung genehmigt worden, welche den „ökologischen Übergang“ von der Kohle zu erneuerbaren Energien nun enorm beschleunigen soll. Man erwartet sich 90.000 neue Arbeitsplätze und 100 Milliarden Investitionen von privater Seite. Leider gibt es immer noch kein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Regierung und Lokalkörperschaften bei der Umsetzung des Aufbaufonds. Die Regierung will alles zentral verwalten. Da wird Ministerpräsident Draghi einlenken und den Regionen und Gemeinden mehr Vertrauen entgegen bringen müssen.
Noch bis zum 11. Dezember können Organisationen des Dritten Sektors um finanzielle Unterstützung vom Staat ansuchen, wenn sie aufgrund der Pandemie ihre Tätigkeit verringern oder einstellen mussten.
Die sogenannten "ristori del terzo settore" sind Unterstützungsgelder für den Dritten Sektor, und zwar für Organisationen mit bestimmten Tätigkeiten, die 2020 aufgrund der Corona-Pandemie ihre Tätigkeiten verringern oder einstellen mussten. Die Gelder stammen aus einem staatlichen Fonds, der mit Gesetzesverordnung Nr. 137/2020 eigens dafür vorgesehen wurde. Noch bis zum 11. Dezember läuft die Ausschreibung für die Zuschüsse.
Um einen Zuschuss zu erhalten, müssen Organisationen bereits vor dem 25. Dezember 2020 in die Register der ehrenamtlichen Organisationen, der Vereine zur Förderung des Gemeinwesens oder als Onlus eingetragen gewesen sein und auch noch zum Zeitpunkt des Ansuchens in diesen Registern eingetragen sein. So steht es in der entsprechenden Durchführungsbestimmung.
Vorgesehen ist außerdem, dass die Gelder aus dem Fonds, gleichmäßig unter den antragstellenden Organisationen aufgeteilt werden. Nur für Organisationen, die laut ihrer letzten genehmigten Jahresabschlussrechnung über Einkünfte von mehr als 100.000 Euro verfügt haben, wird der Zuschuss um 30 Prozent erhöht. Das Höchstausmaß der gewährten Beiträge beträgt 5000 Euro.
Das Gesuch muss über die Plattform des Ministeriums für Arbeit und Sozialpolitik gestellt werden. Der Zugang zu dieser Seite ist mittels aktiviertem SPID oder elektronischer Identitätskarte des gesetzlichen Vertreters oder der gesetzlichen Vertreterin möglich.
Informationen zu den Ansuchen gibt es auf der Webseite des Ministeriums für Arbeit und Sozialpolitik.
san
In einem Treffen der Südtiroler Landesregierung mit den Partnern des wirtschaftlichen und sozialen Lebens war man sich einig: Alle sind jetzt gefordert, um einen Lockdown zu vermeiden.
Die aktuell kritische Corona-Infektionslage, die Impfkampagne des kommenden Wochenendes als große Chance und einige Klärungen zum sogenannten Super-Green-Pass: Das waren am heutigen Samstag (4. Dezember) die Inhalte eines Online-Treffens von Vertretern der Südtiroler Landesregierung, allen voran Landeshauptmann Arno Kompatscher und Gesundheitslandesrat Thomas Widmann mit dem stellvertretenden Covid-Einsatzleiter des Südtiroler Sanitätsbetriebes Patrick Franzoni, mit den Sozialpartnern sowie Verbänden und Vereinen, welche die "Vereinbarung zum Schutz des gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens in Südtirol" mittragen (LPA hat berichtet).
Aufruf: Impfen lassen und Regeln einhalten
Einig war man sich beim Treffen über die wichtigste Botschaft an die gesamte Bevölkerung: Jetzt ist der Einsatz von allen gefordert! Nur so lasse sich die Überlastung der Krankenhäuser und der in der Folge drohende Lockdown vermeiden. Entsprechend gelte es nun, möglichst viele Menschen zum einen von der Impfung als erfolgreichstem Weg aus der Corona-Krise zu überzeugen und zum anderen zur Einhaltung der geltenden Regeln, vor allem der allen bekannten AHA-Regeln (Abstand, Händewaschen, Atemschutz) zu bewegen.
Massenimpfung als große Chance gesehen
Landesrat Widmann berichtete, dass die Infektionszahlen weiter steigen und daher auch die die Auffrischungsimpfung (sogenannte Booster-Impfung) sehr wichtig ist.
Entsprechend groß die Hoffnung, dass sich und die in ganz Südtirol geplante Massenimpfung am kommenden Wochenende (Freitag, 10. bis Sonntag, 12. Dezember) in Anspruch nehmen. Der Aufruf geht an alle: für die nicht Geimpften zur Erstimpfung, für die anderen zur Zweit- oder – sofern die letzte Impfung bereits mehr als fünf Monate zurück liegt – zur Auffrischungsimpfung. Wie der stellvertretende Einsatzleiter Franzoni berichtete, laufen die Vorbereitungen dazu auf Hochtouren: Er nannte diese Initiative "eine große Chance für alle Südtirolerinnen und Südtiroler, sich unkompliziert impfen zu lassen".
Super-Green-Pass kommt automatisch
Kompatscher erläuterte den Gesprächspartnern die Verordnung Nr. 37 und welche Regeln somit ab Montag, 6. Dezember gelten werden. Wichtig dabei auch der Hinweis, dass die genesenen und geimpften Bürgerinnen und Bürger im Zuge der Einführung des Super-Green-Pass selbst nicht aktiv werden müssen: Dieser 2G-Pass wird vom System automatisch angepasst. All jene, die bisher nicht geimpft waren, erhalten den Super-Green-Pass am 15. Tag nach der Erstimpfung.
Unterstützung der Vereinbarung weiterhin möglich
Die oben erwähnte Vereinbarung und alle unterstützenden Verbände und Vereine sind auf dem entsprechenden Internetportal des Landes Südtirol einsehbar. Der Beitritt ist dort auch für neue Partner weiterhin möglich, welche sichtbar einen konkreten Beitrag leisten wollen.
gst
Rund 100.000 Impfdosen stehen ab dem 10. Dezember an drei Tagen für Südtirols Bevölkerung bereit. 39 Impfzentren und rund 50 Apotheken beteiligen sich an der landesweiten Aktion.
Möglichst viele Menschen möglichst rasch impfen: Dazu findet in Südtirol am 11. und 12.Dezember in 39 Impfzentren, in den teilnehmenden Apotheken bereits ab dem 10. Dezember, eine landesweite Impfaktion statt. Unter dem Motto "Südtirol impft" werden zusätzliche Angebote für die Erst-, Zweit- und Drittimpfung geschaffen. "Impfen hilft", zeigte sich Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der heutigen Vorstellung überzeugt. Darum sei man in Südtirol, ähnlich wie in ganz Europa und im restlichen Staatsgebiet, darum bemüht, zusätzliche Impfmöglichkeiten anzubieten: "Wir fahren die Kapazität in den Impfzentren dauerhaft hoch, zudem bieten wir weitere Möglichkeiten für eine rasche Impfung. Es geht nun darum, zeitnahe Möglichkeiten zu schaffen und der Bevölkerung anzubieten." Damit könnte man zwar keine Garantien abgeben, aber: "Die Wahrscheinlichkeit für ein halbwegs normales Weihnachtsfest steigt damit an", sagte Landeshauptmann Kompatscher.
Impfmöglichkeiten von 8 bis 20 Uhr
Konkret wird es am Wochenende vom 10. bis 12. Dezember ein zusätzliches Impfangebot in insgesamt 39 Impfzentren des Südtiroler Sanitätsbetriebes und der Gemeinden geben. Dabei stehen rund 100.000 Impfdosen allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung. Am Samstag, 11. Dezember und Sonntag, 12. Dezember wird in den Impfzentren geimpft, bereits ab Freitag hingegen beteiligen sich rund 50 Südtiroler Apotheken an der Aktion. An allen drei Tagen wird von 8 bis 20 Uhr geimpft, zum Einsatz kommt dabei überwiegend der Impfstoff "Moderna", der aufgrund der guten Wirksamkeit als Booster-Impfstoff von wissenschaftlicher Seite her klar empfohlen wird. Am Samstag, 11. Dezember und Sonntag, 12. Dezember sind Impfungen am Vormittag (von 8 bis 14 Uhr) nur mit Vormerkung möglich. Die Bevölkerung wird eingeladen, möglichst online vorzumerken, auch um die Wartezeiten gering zu halten. Die Vormerkungen sind online über das Vormerkungsportal Sanibook ab diesem Samstag, 4. Dezember um 0:00 Uhr oder telefonisch unter der Nummer 0471 100 999 (Samstag, 4. Dezember und Sonntag, 5. Dezember von 10 bis 16 Uhr sowie wochentags von 8 bis 16 Uhr) möglich. An den Nachmittagen (11. und 12. Dezember) werden offene Impfzugänge ohne Vormerkung jeweils ab 14 Uhr in den Impfzentren angeboten.
"Wir hoffen, dass die Bevölkerung das Angebot zahlreich wahrnimmt und als Gelegenheit für eine schnelle Impfmöglichkeit nutzt“, führte der Koordinator des Projektes, Patrick Franzoni aus. Dass ein Infektionspotential in Südtirol vorhanden sei, untermauerte Gesundheitslandesrat Thomas Widmann mit einigen Daten: Rund 170.000 Südtirolerinnen und Südtiroler seien seit über fünf Monaten geimpft und würden somit von einer Booster-Impfung profitieren. Zudem seien 150.000 Menschen noch komplett ungeimpft. "Niemand kann sich vor dem Virus verstecken, früher oder später begegnet ihm jede und jeder von uns, sehr wahrscheinlich schon diesen Winter. Wir können aber selbst entscheiden, ob wir dem Virus geschützt oder ungeschützt entgegentreten wollen", führte der Landesrat aus. Die Aktion solle es allen ermöglichen, sich in Kürze, nicht erst in einigen Wochen impfen zu lassen.
Aktion baut auf bewährte Zusammenarbeit
Die Abwicklung einer so großangelegten Aktion, unterstrich Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, sei vor allem auch eine organisatorische Herausforderung: Es müssen die Anzahl der Impfstandorte und das notwendige Personal berechnet werden, außerdem muss festgelegt werden, wer welche Aufgabe zu übernehmen hat. Es gibt wieder eine Steuerungsgruppe, in der alle Organisationen vertreten sind, um im Vorfeld die Entscheidungen besprechen und die notwendigen Informationen weitergeben zu können. Es ist aber auch die Mithilfe vieler gefragt, um die Abläufe der Impfungen vor Ort zu organisieren und koordinieren. Auch diesmal werden neben dem Personal des Sanitätsbetriebes und der Gemeinden die Mitglieder der Freiwilligenorganisationen, wie jene des Weißen Kreuzes und des Roten Kreuzes sowie der Freiwilligen Feuerwehren, wichtige Aufgaben übernehmen. Landesrat Schuler bedankte sich schon im Voraus "für die gute Zusammenarbeit und für die Bereitschaft, auch an diesen Wochenendtagen zum Wohle der Südtiroler Bevölkerung im Dienst zu stehen".
Auch die Gemeinden hätten die Aktion ausnahmslos mitgetragen und unterstützt, führte Gemeindenverbandspräsident Andreas Schatzer aus. "Es ist unsere Aufgabe, die Bürgerinnen und Bürger von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen. Denn: Impfen ist der derzeit wirksamste und gesundheitsschonendste Weg aus der Pandemie", ist Schatzer überzeugt. Durch die Impfaktion bestehe eine niederschwellige Impfmöglichkeit, die ohne lange Anfahrtswege in Anspruch genommen werden könne. Aus Überzeugung beteiligen sich auch die Südtiroler Apotheken an der Aktion: "Wir sind eine wichtige Anlaufstelle in dieser Pandemie und wollen diese Rolle auch jetzt wahrnehmen", führte Matteo Paolo Bonvicini, Präsident des Verbandes der Südtiroler Apothekeninhaber federfarma, aus. Bisher konnten rund 50 Apotheken zur Teilnahme überzeugt werden, in den nächsten Tagen wird eine detaillierte Liste der Impfpunkte in den Apotheken verfügbar sein. Auch in den Apotheken werde es möglich sein, sich für einen Impftermin vorzumerken.
Die aktuelle, angespannte Situation und die bevorstehende Einstufung als gelbe Zone habe dazu bewogen, eine Aktion dieser Art in die Wege zu leiten, führte der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebes Florian Zerzer abschließend aus: "Vor einem Jahr hatten wir 33 Intensivpatienten, 273 Patienten auf der Normalstation und 143 Patienten, die in Privateinrichtungen untergebracht waren. Heute sind die Zahlen wesentlich besser, was zeigt: Die Impfung wirkt!" Man sei zuversichtlich, dass das Impfangebot gut wahrgenommen werde und sich die Bemühungen bezahlt machen. Schließlich sei dies eine Chance für die Bevölkerung, auf unkomplizierte Weise einen zeitnahen Impftermin wahrnehmen zu können, hob Zerzer hervor. Informationen zur Impfaktion sowie zu den bereits bestehenden Impfangeboten gibt es unter online unter www.coronaschutzimpfung.it.
ck
Mals-Obervinschgau - Paul Thöni ist 95 und Thöni ist Schul-Urgestein im Oberen Vinschgau. Kürzlich hat Thöni seine Erinnerungen über die Entstehung der Schulen im Obervinschgau seiner Nichte Elisabeth Scarpatetti diktiert und uns zukommen lassen. Wir drucken Thönis Vermächtnis vollinhaltlich ab.
Die Lateinmittelschule
Nach meiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft im Jahre 1947 musste ich feststellen, dass fast alle öffentlichen Stellen von auswärtigen Beamten besetzt waren.
Es hatte sich gegenüber der faschistischen Zeit kaum etwas geändert, und der Unmut der Bevölkerung war nicht gering – vor allem wegen der sprachlichen Barriere.
Aber wegen des gewaltigen Ausbildungsdefizites wären wir nicht imstande gewesen, diese Leute zu ersetzen. Denn zumindest der Abschluss einer staatlichen Mittelschule war die Voraussetzung. Sekundarschulen gab es aber nur in der Stadt, und diese waren für unsere Leute nicht leicht zugänglich. Wie war da Abhilfe zu schaffen?
Mir kam schließlich der Gedanke, man müsste versuchen, den Spieß umzudrehen. Nicht die Schüler sollten in die Stadt zur Schule, sondern umgekehrt, die Stadtschulen sollten ins Tal. Wohl ein frommer Wunsch, denn die Wirklichkeit war anders. Man traute uns nicht zu, eine Schule aufzubauen.
Das Problem wurde ich nicht mehr los, und es begann ein jahrelanger Kampf um eine Lösung: unermüdliche Aufklärungsarbeit- Pläne, Rückschläge…
Unser hartnäckiges Streben führte dann doch zum Ziel. Im Jahre 1958 konnten wir eine Außenstelle der Latein- Mittelschule von Meran in Mals eröffnen. Passende Räumlichkeiten standen uns in der Ferrari- Villa zur Verfügung.
Landesweit war das die erste Sekundarschule außerhalb der Stadt, und sie wurde gleich ein Gegenstand der Bewunderung und des Neides.
Aber recht bald erreichte uns eine unliebsame Überraschung. Wegen des großen Nachholbedarfs kamen viel mehr Meldungen als ursprünglich erwartet. Das Ferrari- Haus, unser ursprünglicher Sitz, wurde zu klein und auch zusätzliche Lehrer mussten gesucht werden. Diese nicht einfachen Probleme konnten dann schließlich überwunden werden, und wir konnten zeitgemäß mit dem Schulbeginn loslegen. Die Schulbehörde überwachte uns mit Argusaugen und zeigte sich sehr skeptisch. Aber unsere Lehrer arbeiteten mit jugendlichem Schwung und voller Begeisterung, und so gelang es uns schließlich, die Gemüter zu beruhigen.
Etwa nach dem ersten Jahr stellte sich die Frage, was mit den Absolventen unserer Schule zu geschehen habe, und es begann nun ein hartes Ringen um eine Oberschule. Mit Billigung des Schulamtes konnte die Gemeindeverwaltung beim Staat im Jahre 1963 (Wiederholung 1966) um die Errichtung einer Oberschule ansuchen.
Auch hier hatten wir schließlich Glück und konnten 1967 eine Außenstelle der kaufmännischen Lehranstalt von Meran eröffnen. Das war nun der Beginn unserer Oberschule, die eine gewaltige Entwicklung durchmachte.
Die Einheitsmittelschule
1963 überraschte uns eine grundlegende Schulreform Italiens. Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein. Alle Schüler im Alter von elf bis vierzehn Jahren wurden nun zum Besuch dieser Schule verpflichtet. In Mals sollte die Mittelpunktschule des Obervinschgaus entstehen. Es war sicher eine große Sache, denn allen Bevölkerungsschichten sollten nun die gleichen Bildungschancen geboten werden. Wir wurden europaweit bewundert.
Aber- wie so oft in Italien- waren die Voraussetzungen nicht geschaffen, und es entstand ein furchtbares Durcheinander. Wir kämpften mit vielen Problemen (Raumfrage, Lehrermangel, Zubringerdienst, Unterbringung und Ausspeisung).
Am bedrückendsten war der Lehrermangel. Es begann der demütigende, beschämende „Lehrermarkt“. Um die „frisch geschlüpften“ Maturanten wurde gekämpft. Diese wurden als Hilfslehrer eingestellt.
Das erste Schuljahr brachten wir dennoch mit Ach und Krach über die Bühne.
1964 mussten wir dann Außenstellen errichten: St. Valentin für die Gemeinde Graun, Prad für deren Gemeinde und Stilfs. Es folgten dann doch einigermaßen ruhige Jahre. Wir erhielten neue Schulgebäude in St. Valentin und in Mals.
Das Malser Schulhaus war sehr funktionell und bekam sogar eine moderne Turnhalle- die erste dieser Art im Tale.
Der nächste Schlag traf uns dann 1970 mit der Eröffnung des riesigen Michael Gamper- Heimes.
Unser neues Schulhaus war viel zu klein, und wir mussten ringsherum Noträume auffinden. Auch die Oberschule platzte aus allen Nähten.
Die Errichtung einer Außenstelle in Glurns 1971 brachte keine Lösung. (Taufers, Glurns, Schluderns)
Wie war Abhilfe zu schaffen? Im Dorf gab es keine Möglichkeit, neue Gebäude zu errichten.
Ich kam schließlich zum Schluss, man müsste die Sekundarschulen außerhalb des Ortes ansiedeln. Durch einen Besuch der neuen Uni in Regensburg wurde ich in diesem Gedanken bestärkt. „Was die Regensburger im Großen fertiggebracht haben, könnten wir im Kleinen auch versuchen!“
Wir planten die Errichtung eines Schulzentrums außerhalb von Mals.
Meine bewährten Mitarbeiter und Unterstützer in Mals ließen sich davon begeistern. Auch den Schulamtsleiter David Kofler und den Landesrat Anton Zelger konnte ich schließlich davon abbringen, die üblichen Flickarbeiten nicht zu finanzieren- zu Gunsten einer endgültigen Lösung.
Um unnütze Widerstände zu meiden, begannen wir in aller Stille eifrig zu arbeiten. Es galt zunächst, einen passenden Baugrund zu finden. Dieser sollte folgende Eigenschaften haben:
• Er sollte groß genug sein, um beide Sekundarschulen zu fassen und deren Ausbau und jegliche Erweiterung zu garantieren.
• Es sollten keine immer noch „ackernden“ Bauern beeinträchtigt werden.
• Wegen der vielen Fahrschüler sollte der Grund in der Nähe des Bahnhofes sein.
Das Glück war uns hold. Wir konnten dann doch ein passendes Areal ausmachen.
Unsere schulfreundliche Gemeindeverwaltung winkulierte das Areal gleich für Schulzwecke.
Einige widrige Umstände verzögerten das Ganze etwas. Aber schließlich wurde der Bau der Mittelschule in Angriff genommen, und wir konnten 1983 umziehen. Bald folgte auch die Oberschule, die dann -etappenweise- ausgebaut wurde.
Nun war das leidliche Raumproblem endlich gelöst. Die Grundschule erhielt das freigewordene Mittelschulgebäude und verblieb somit im Ort.
Tüchtige und umsichtige Leiter der Oberschule (wie ein Max Bliem) konnten ihren Betrieb ausbauen und für die Weiterentwicklung sorgen.
Zum Abschluss möchte ich anmerken, dass wir immer viel Glück hatten. Wir genossen bald das Vertrauen und Wohlwollen unserer Schulbehörde und der Landesverwaltung. Vor allem hatten wir immer weitblickende, schulfreundliche Vertreter unserer Gemeindeverwaltung, ohne die wohl vieles nicht möglich gewesen wäre.
Ihnen schulden wir großen Dank!
Als letzter noch lebender Zeitzeuge, der den Anfang und die ganze Entwicklung miterlebt hat, freue ich mich darüber, dass ich zur Schulentwicklung im Obervinschgau beitragen durfte.
Paul Thöni
Mals, im Oktober 2021