Helmuth Holzner:Ich heize mit Gas und einem gemauerten Ofen.
Vinschgerwind: Herr Eberhart?
Christian Eberhart: Ich heize mit einer Pelletheizung, einem gemauerten Ofen und einem Herd.
Vinschgerwind: Der Herbst steht vor der Tür. Wie sollte in die Heizsaison gestartet werden?
Hanspeter Schwemm: Ablagerungen, Staub und Asche sollten aus dem Brennraum entfernt und die Verbrennungsanlage gewartet und gereinigt werden.
Vinschgerwind: Wie heizt man richtig? Fünf Tipps.
Helmuth Holzner: Kleines Material, also Spanlen zum Anfeuern nehmen.
Richard Schupfer: Keine Reisiger.
Johannes Tappeiner: Genormte Anzündhilfen verwenden und kein Zeitungspapier.
Christian Eberhart: Den Raum lüften. Regelmäßig, kurz und oft. Dann kommt wieder Sauerstoff in den Raum und die Verbrennung ist eine bessere.
Hanspeter Schwemm: Den Brennstoff von oben nach unten verbrennen. Die größeren Holzscheite kommen nach unten geschichtet und die Spanlen mit der Anzündhilfe werden darauf gesetzt. Mit diesem System optimiere ich meine Verbrennung. Somit brennt der Holzstock von oben nach unten, das führt zu einer verbesserten Verbrennung, zu einer erhöhten Energieausbeute und zu einer verminderten Rauchentwicklung. Das funktioniert eigentlich bei jeder Feuerstelle einwandfrei und ist optimal. Also: Man sollte das Holz gitterähnlich aufschichten, mit genügend Abstand dazwischen. Es ist wichtig, dass das Holz luftumspült und nicht in sich verkeilt ist, denn nur so kann eine saubere Verbrennung gelingen und ein optimaler Wirkungsgrad der Anlage erzielt werden. Entgegen alter Gewohnheiten sollen Holzspäne und Anzündhilfen nicht unter, sondern auf das geschichtete Holz gelegt werden. Dadurch verbrennt das Holz sauber, sprich schadstoffarm.
Vinschgerwind: Wie erkenne ich eine saubere Verbrennung?
Christian Eberhart: Es bildet sich wenig Rauch, die Flammen sind hell und wenn das Holz abgebrannt ist, bleibt eine feine weiße oder hellgraue Asche in der Verbrennungsanlage zurück. Voraussetzung für eine saubere Verbrennung ist der Brennstoff sprich das Holz. Dieses sollte im Idealfall mindestens zwei Jahre lang getrocknet sein. In dieser Zeit sollte das Scheitholz an einer belüfteten und regengeschützten Stelle aufgeschichtet werden und zwar so, dass Luft durchströmen kann. In einem Keller zum Beispiel kann kein Holz trocknen. Das ist einfach sehr wichtig, denn davon hängt der Heizwert ab. Je feuchter das Holz, umso niedriger ist sein Heizwert. Außerdem ist feuchtes Holz zu verbrennen nicht nur unrentabel, sondern auch schädlich. Es bilden sich vermehrt Ruß und schädliche Emissionen werden ausgestoßen, abgesehen vom Rauch.
Hanspeter Schwemm: Das ist richtig. Wichtig ist auch die Dimensionierung der Scheite. Wenn ich beispielsweise aus einem Holzprügel mit einem Durchmesser von 15 Zentimetern vier Scheite hacke, dann verbrennen die vier Scheite viel sauberer und besser, als der große Holzprügel. Es wird – und das sehe ich immer wieder - viel zu großes Holz gehackt und daraus entstehen Verbrennungsprobleme.
Richard Schupfer: Ja, klein gespaltenes Holz liefert viel mehr Heizleistung und vielfach wird das aus reinem Unwissen außer Acht gelassen. Der Holzprügel verbrennt nicht richtig, stinkt und mottet vor sich hin.
Vinschgerwind: Was darf nicht verheizt werden?
Johannes Tappeiner: Behandeltes Holz, Spanplatten, Altholz, Papier, Verpackungsmaterialien und natürlich Plastik und andere Abfälle dürfen nicht verheizt werden. Das ist jetzt vor allem im Herbst wieder ein großes Thema.
Christian Eberhart: Viele werfen Papier oder Taschentücher den ganzen Sommer über in den Herd oder Ofen. Wenn es jetzt kalt wird, wird alles zusammen mit Holz angezündet und es gibt die größten Rauch- und Geruchsbelästigungen. Zudem werden Feinstaub und gefährliche Schadstoffe freigesetzt.
Richard Schupfer: Papier gehört auf den Recyclinghof und nicht in den Ofen oder Herd. Müll im Allgemeinen gehört in keine Feuerungsanlage, das reduziert die Lebensdauer und kann bis hin zu einem Kaminbrand führen. Mich fragen viele: Was soll ich tun, wenn es beim Nachbar stinkt und raucht. Für Reklamationen dahingehend sind nicht wir Kaminkehrer die richtige Anlaufstelle, sondern die Gemeinde. Die Leute müssen sich schon eines bewusst sein: Wenn ich Müll verbrenne, dann entweichen die Schadstoffe nicht alle über den Kamin, sondern bleiben zu einem Teil im Raum. Ich schade also mir, meiner Familie und meinem Umfeld. Asthma, Allergien und chronische Kopfschmerzen kommen laut Studien von Müllverbrennungen.
Vinschgerwind: Sind ein Herd oder ein Ofen heute noch zeitgemäß. Stichwort Klimahaus.
Richard Schupfer: Das ist ein heißes Thema. Energetisch kann die Antwort nein lauten. Was aber das Raumklima betrifft, die ein Ofen mit seiner angenehmen Strahlungswärme verbreitet, dann ist das durch nichts zu übertreffen. Ein Ofen muss heutzutage nicht mehr primäres Heizsystem sein, er hat aber nach wie vor Wohlfühlcharakter. Und er kann in der Übergangszeit Wärmespender sein. Ich rate Bauherren auf alle Fälle einen Kamin vorzusehen.
Hanspeter Schwemm: Die Argumentation einiger Architekten, dass ein Kamin ästhetisch nicht mehr zum Design eines modernen Gebäudes passt, ist schlicht falsch. Denn ein Ofen bietet immer Komfort.
Vinschgerwind: Stichworte Kamin und Zuluft. Was gilt es zu beachten?
Christian Eberhart: Besonders bei den neuen Gebäuden, den Klimahäusern ist eine Luftzufuhr von außen sehr wichtig. Die Gebäudehüllen sind dicht und es kann keine Luft mehr durch Türen oder Fenstern hereinströmen. Es muss jedenfalls dafür gesorgt werden, dass ausreichend Verbrennungsluft vorhanden ist.
Hanspeter Schwemm: Im Aufstellungsraum ausreichend Frischluft sein muss. In welcher Form, das ist egal. Es muss in jedem Fall eine automatisierte Belüftung sein, ob das ein Rohr direkt ist oder mittels einer Unterdruckklappe in der Mauer, ist egal. Es ist jedenfalls nicht ausreichend das Fenster zu öffnen.
Richard Schupfer: Es muss permanent Frischluft zugeführt werden.
Hanspeter Schwemm: Wir haben oft ein Problem bei Sanierungen. Auf Frischluft wird da kaum oder gar nicht geachtet und wenn Fenster gewechselt werden, die Gebäudehülle isoliert wird und das alte Heizsystem bleibt, dann passiert es gerne, dass die Abzugshaube den Rauch vom Herd oder vom Ofen herauszieht. Das birgt eine erhöhte Gefahr von Kohlenmonoxid-Vergiftungen in sich.
Richard Schupfer: Und das wissen viele nicht: Gerade bei einer Sanierung ist auf die Zuluft-Öffnung zu achten. Und da appelliere ich an die Planer, die das vielfach außer Acht lassen. Sollte man in der Heizperiode vermehrt unter Kopfschmerzen oder Migräne leiden, könnte dies ein Hinweis einer möglichen Kohlenmonoxid-Vergiftung sein. Man kann dies von seinem Kaminkehrer auch kontrollieren lassen und die komplette Heizanlage samt Frischluftzufuhr überprüfen lassen.
Helmuth Holzner: Aufzupassen ist bei Dachsanierungen. Brennbare Isolierungen werden oft zu nah an den Kamin gelegt oder der alte Kamin wird nicht mitsaniert. Wenn man ein Dach saniert, dann sollte man unbedingt den Kaminkehrer kontaktieren und um Rat fragen. Der Kamin muss beim Sanierungskonzept mitberücksichtigt werden.
Hanspeter Schwemm: Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen: Bei jeder Sanierungsarbeit des Gebäudes gehört eine Kontrolle des Kamins und der Feuerstelle dazu. Wir kommen erst vor Ort, wenn alles schon fertig und Probleme da sind und sind dann der schwarze Peter.
Vinschgerwind: Die Wartung und Reinigung von Öfen und Heizsystemen. Gibt es hier gesetzliche Prüfungsintervalle?
Johannes Tappeiner: Es gibt gesetzliche Überprüfungs- und Reinigungsintervalle für alle Heizanlagen. Für Festbrennanlagen gilt die Reinigungspflicht drei Mal jährlich, für ölbefeuerte Anlagen zweimal jährlich und für Gasanlagen einmal jährlich.
Vinschgerwind: Unabhängig vom Gesetzgeber ist eine regelmäßige Überprüfung und Wartung empfehlenswert. Warum?
Hanspeter Schwemm: Ein Herd oder Ofen, kurz eine Verbrennungsanlage ist wie ein Auto und braucht regelmäßig Pflege und Wartung. Ich empfehle mindestens einmal im Jahr alle Anlagen reinigen und überprüfen zu lassen. Der Betreiber muss sich im Klaren sein, wenn etwas passiert und er die Reinigung nicht durchführen hat lassen, ist dies strafbar.
Christian Eberhart: Unabhängig vom Gesetzgeber ist eine regelmäßige Überprüfung und Reinigung eine Investition in den Brandschutz, in den Umweltschutz und in die Gesundheit. Weiteres ist hier anzuführen, dass auch in Zonen, wo eine Fernheizung besteht, eine einmal jährliche Überprüfung und Reinigung der Kamine, Herde und Öfen unerlässlich ist.
Hanspeter Schwemm: Zudem bringt eine saubere Heizanlage wiederum mehr an Heizleistung und spart Energie ein. Das heißt, wir sparen Brennstoff und Geld. Auch können wir so defekte Anlagen leichter finden und Kohlenmonoxid-Unfälle, die meist tödlich enden, vermeiden.
Vinschgerwind: Letzte Frage. Sicherheit am Dach. Ein Thema, das bei Bau- und Hausherren kaum bekannt ist ...
Johannes Tappeiner: 85 Prozent aller Häuser hier im Vinschgau haben keine Sicherheitseinrichtungen auf dem Dach. Für jeden Handwerker aber vor allem für uns Kaminkehrer ist dies aber Voraussetzung, um in Sicherheit auf dem Dach oben arbeiten zu können. Die Haftung - das muss man klar sagen - liegt beim Hausbesitzer. Sollte ein Unfall passieren, so wird er strafrechtlich zur Verantwortung gezogen. Das heißt jeder Hausbesitzer, der keine Sicherheitseinrichtungen auf dem Dach oben hat, müsste nachrüsten.
Richard Schupfer: Das ist ein ganz wichtiges Thema. Im kommenden Jahr werden wir Kaminkehrer auch eine Sensibilisierungskampagne dahingehend starten.
Interview: Angelika Ploner
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