Peter Silbernagl: Da gibt es eine ganz einfache Formel: Indem man selbst überzeugt und begeistert ist. Wenn man die eigene Begeisterung weitergeben kann, Begeisterung überzeugend lebt, dann kann man die Menschen auch motivieren ins Theater zu gehen. Denn Theater ist ja nach wie vor ein Nischenprogramm. Wir würden uns ja wünschen, dass alle ins Theater gehen. Dem ist aber nicht so. Wir kämpfen um jede neue Abonnentin und jeden neuen Abonnenten, damit noch mehr Leute an unseren Programmen teilhaben.
Vinschgerwind: Das heißt die Begeisterung, von der Sie da sprechen, spiegelt sich im Theaterprogramm wider, denn schließlich ist es das Programm, das die Menschen draußen erreicht.
Peter Silbernagl: Richtig, aber das Programm selber ist ja immer nur eine Auswahl, ist sozusagen ein Angebot. Den Vorteil, den wir haben, ist, aus einer reichen deutschsprachigen Theaterlandschaft eine Auswahl treffen zu können. Es entscheidet sich dann aber vor Ort, ob die ausgewählten Erfolgsproduktionen gefallen, ob die Themen zünden, ob die Schauspieler überzeugen.
Vinschgerwind: Das Südtiroler Kulturinstitut ist mit seinem Programm – wenn man so will - mobil, Spielorte sind neben Bozen, auch Brixen, Bruneck, Meran und eben Schlanders. Warum?
Georg Mühlberger: Das Südtiroler Kulturinstitut trägt in seinem Namen ein Programm. Wir möchten nach Möglichkeit nicht nur die städtischen Zentren mit unseren Aufführungen bespielen, sondern auch andere Orte, in denen wir Interesse und Voraussetzungen vorfinden.
Vinschgerwind: Das heißt: Wenn die Vinschger nicht nach Bozen kommen, kommen die Bozner in den Vinschgau.
Peter Silbernagl: Nein, so ist es nicht. Früher war unser Institut nur in Bozen und Meran vertreten und dann sind – zu Recht – viele an uns herangetreten und haben den Wunsch geäußert, die ausgewählten Theatergastspiele auch andernorts zu zeigen.
Vinschgerwind: Das Publikum ist vorhanden?
Peter Silbernagl: Absolut. Aber es ist auch kein Geheimnis: wenn man mit einem Programm beginnt, muss man erst einmal einige Jahre Aufbauarbeit leisten, denn Theater besetzt – wie gesagt – immer nur eine Nische. Auch in Schlanders haben wir zuerst bescheidener begonnen; die Entwicklung der Abonnentinnen- und Abonnentenzahl zeigt uns aber, dass immer mehr dazu stoßen und treue Abonnenten werden und wir freundlich in die Runde schauen dürfen, weil wir feststellen, dass es uns gelungen ist, das Kulturhaus zu füllen, auch zur Gänze zu füllen.
Georg Mühlberger: Das Südtiroler Kulturinstitut geht seinem Auftrag nach, aktuelles Theater aus dem gesamten deutschen Sprach- und Kulturraum in Südtirol anzubieten. Es ist ein Angebot, das in den letzten Jahren größere Verbreitung gefunden hat. Wir werden damit auf jeden Fall mit dem Anspruch gefordert, Qualität zu zeigen, und diese Qualität ist es auch, die das Publikum bei der Stange hält.
Peter Silbernagl: Und unsere Kulturarbeit kostet ja auch Geld. Die öffentliche Hand fördert und unterstützt das Südtiroler Kulturinstitut; da liegt es natürlich nahe, dass man südtirolweit aufgestellt ist.
Vinschgerwind: Das Kulturhaus in Schlanders kommt so in den Genuss hochkarätiger Veranstaltungen von Bühnen aus dem deutschsprachigen Raum. Vor diesem Hintergrund, Frau Holzner, was sind weitere Früchte dieser Zusammenarbeit?
Monika Holzner: Sie bereichert sehr unser Kulturangebot und bietet Theaterinteressierten eine große Vielfalt. Diese müssen so keine weite Anfahrt nach Meran oder Bozen in Kauf nehmen, um in den Genuss von hochwertigen Veranstaltungen zu kommen. Zudem entlastet uns diese Zusammenarbeit finanziell und organisatorisch.
Vinschgerwind: Wird dadurch auch neues Publikum angesprochen?
Monika Holzner: Auf unser Stammpublikum können wir zählen, aber je nachdem, welches Stück gezeigt wird, kommen auch andere Interessierte dazu. Erfreulicherweise sind gerade die Veranstaltungen des Kulturinstituts immer ausverkauft. Viele schätzen die Einführung in die Stücke.
Vinschgerwind: Mehr als zehn Jahre gibt es diese Zusammenarbeit bereits. Auf welche Veranstaltung, die Sie nach Schlanders gebracht haben, Herr Silbernagl, sind Sie besonders stolz?
Peter Silbernagl: Es sind so viele.
Vinschgerwind: Eine.
Peter Silbernagl: Ganz spontan das Stück von Sibylle Berg im vergangenen Jahr. Da geht es um einen weiblichen Lebensentwurf. Die Frau ist Mitte zwanzig. Wie lebt sie? Welche Ansprüche hat sie? Und vieles mehr. Sybille Berg hat daraus einen Lebenszyklus gemacht. Das zweite Stück, das wir in dieser Saison zeigen werden, heißt: „Und dann kam Mirna“. Die Frau ist inzwischen Mitte dreißig, hat eine Scheidung hinter sich, hat ein Kind: wie steht sie jetzt in der Gesellschaft da? Sie stellt fest, dass ihre Tochter genauso revolutionär ist, wie sie damals. Die Produktion ist wieder hochkarätig besetzt und stammt aus dem Repertoire des Maxim-Gorki-Theaters Berlin.
Georg Mühlberger: Ja, ich würde mich dieser Wahl anschließen. Ich habe die Aufführung zwar selbst nicht gesehen, die Rückmeldungen aber haben klar gezeigt: Das war ein Volltreffer.
Vinschgerwind: Frau Holzner, als langjährige Kulturreferentin, welche der Veranstaltungen ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Monika Holzner: Mir ist ein anderes Stück gut in Erinnerung geblieben, das in Schlanders auch den Publikumspreis bekommen hat: Die 39 Stufen von Hitchcock, eine Krimikomödie.
Vinschgerwind: Abschließend eine persönliche Frage: Wie oft im Leben spielen Sie selbst Theater?
Peter Silbernagl: Jeden Tag. Man spielt im Leben so viele Rollen. Bevor man aufsteht, wenn man Glück hat, sieht man an seiner Seite eine Gattin, einen Gatten, das ist eine Rolle. Dann geht’s zum Frühstück, dann kommen die Kinder: Da muss man den Vater spielen, eine ganz schwierige Rolle; dann geht man ins Büro und so weiter. Man muss das Leben mit Überzeugung spielen, das ist die Kunst, die Rolle mit Überzeugung zu füllen und das jeden Tag aufs Neue...
Georg Mühlberger: Sagen wir so: Das ganze Leben ist Theater. Das Motto, unter dem die neue Spielzeit steht, weist tiefsinnig darauf hin.
Vinschgerwind: Frau Holzner?
Monika Holzner: Die beiden Herren haben eigentlich alles gesagt.
Vinschgerwind: Als ehemalige Politikerin, Frau Holzner, dürfte diese Frage doch eine Steilvorlage sein...
Monika Holzner (lachend): Auch die politische Bühne ist eine Theaterbühne.
Peter Silbernagl (lachend): Es reicht ein Blick ins italienische Parlament: da gibt es nur brillante Schauspieler.
Abonnement Schlanders
Donnerstag, 27. Oktober 2016 - Kulturhaus „Karl Schönherr“
Lutz Hübner/Sarah Nemitz: „Phantom (ein Spiel)“ - Nationaltheater Mannheim
Dienstag, 22. November 2016 - Kulturhaus „Karl Schönherr“
Sibylle Berg: „Und dann kam Mirna“ - Maxim Gorki Theater, Berlin
Donnerstag, 2. Februar 2017 - Kulturhaus „Karl Schönherr“
Teatro Delusio - Familie Flöz
Freitag, 31. März 2017 - Kulturhaus „Karl Schönherr“
Hans Fallada: „Jeder stirbt für sich allein“ - Altes Schauspielhaus Stuttgart
Beginn: jeweils 20 Uhr
Zu allen Aufführungen in Schlanders wird ein KOSTENLOSER „KULTURBUS OBERVINSCHGAU“ VOM RESCHEN NACH SCHLANDERS UND ZURÜCK an. Voraussetzung dafür ist, dass sich mindestens 7 Personen bis spätestens zwei Tage vor der jeweiligen Aufführung telefonisch beim Tourismusbüro Mals unter 0473 831190 anmelden. Zusteigemöglichkeiten auf der Strecke und Abfahrtszeiten nach Absprache.
Weitere INFOS: www.kulturinstitut.org oder Kulturhaus Schlanders 0473 732 052
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