Martell - 100 Jahre nach seiner Ausrottung in den Alpen ist im Martelltal die zweite Freilandbrut eines Bartgeiers geglückt. Das Wiederansiedelungs-Projekt zeigt Erfolge. Der Bartgeier findet im Martelltal einen geeigneten Lebensraum und ein gutes Nahrungsangebot vor.
Durch menschliche Verfolgung war der Bartgeier mit dem Abschuss des letzten Vogels 1930 in den Alpen restlos ausgerottet worden. Er war im Volksmund als „Lämmergeier“ verschrien und wurde deswegen verfolgt, ist jedoch ein reiner Aasfresser.
Der Nationalpark Stilfserjoch ist am internationalen Gemeinschaftsprojekt von Zoos und Schutzgebieten, mit dem Ziel der Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen, beteiligt. Vor 30 Jahren hatte man ausgehend vom Alpenzoo Innsbruck mit der Vermehrung dieses besonderen Greifvogels in Zoos und Zuchtstationen begonnen. Die ersten Freilassungen von jungen Bartgeiern aus diesen Aufzuchten waren 1986 erfolgt. 1997 kam es zur ersten erfolgreichen Natur-Brut eines Bartgeier-Paares in den französischen Seealpen, 1998 brütete das Paar „Braulio“ im Nationalpark Stilfserjoch.
Zwischen 2000 und 2008 wurden im Nationalpark Stilfserjoch in fünf Freilassungsaktionen insgesamt elf junge Bartgeier aus Zuchtstationen in einer künstlichen Horstnische im Marteller Schludertal ausgewildert. „Die wirkliche Sensation entdeckten unsere Parkförster aber im Winter 2014/15, als ein Bartgeier-Paar im Hintermartell brütete. Der ‚Hintermartell’ benannte Junggeier flog am 20. Juli 2015 erstmals aus seinem Horst aus und war der erste Südtiroler Bartgeier aus einer Naturbrut seit circa 100 Jahren“, berichtet Hanspeter Gunsch, Direktor des Landesamtes für den Nationalpark Stilfserjoch. Auch im vergangenen Winter gab es wieder Grund zur Freude: 2016 ist wieder das Jungtier eines Bartgeier-Pärchens im Martelltal geschlüpft. Es ist die zweite geglückte Freilandbrut eines Bartgeiers in Südtirol.
„Die Begegnung mit einem frei fliegenden Bartgeier ist ein eindrückliches Erlebnis und nun auch im Gebiet des Nationalparks Stilfserjoch wieder möglich“, freut sich Landesrat Richard Theiner anlässlich einer Bartgeier-Pressekonferenz am 17. Juni 2016 in Martell.
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