In der Publikation, die mit Fotos von Christjan Ladurner illustriert ist, beschreibt Kronbichler den Lebensalltag und die Denkweisen von 21 Südtiroler Bergbäuerinnen und Bergbauern. Es ist kein Abgesang auf eine untergehende Welt, sondern die Darstellung einer zukunftsorienten Welt, getragen von Naturverbundenheit, Unabhängigkeit, Freiheit und Zufriedenheit. Die Portrait zeigen gelungene Beispiele von Menschen, die es schaffen, auf ihren Höfen gut über die Runden zu kommen. Viele haben einen klugen Weg eingeschlagen.Mit naturnaher Bewirtschaftung und kleinem Fuhrpark leben sie glücklich und zufrieden.
In seinen ergänzenden Ausführungen zum Buch nahm sich Kronbichler bei der kritischen Betrachtungen der Südtiroler Landwirtschaftspolitik kein Blatt vor den Mund. Diese ist für ihn teilweise völlig verfehlt. „Die Landwirtschaftsförderung ist in Wirklichkeit eine Landwirtschaftsmaschinen-Förderung. Zuerst verschulden sich die Bauern, dann vereinsamen sie und dann kommen sie möglicherweise noch unter ihren Traktor“, so formuliert es Kronbichler überspitzt. „Die Funktionäre haben den Bauern ihre Würde genommen und sie zu Jammerern gemacht“, so Kronbichler. Man sollte den Bauern nicht mit Maschinen sondern mit Menschen helfen. Da seien Förderungen anzusetzen. Viele hätten den Umgang mit Mitarbeitern verlernt. Hart in`s Gericht geht Kronbichler mit dem aufgeblasenen Verwaltungs-Apparat im Lande. „Der Bauernbund und seine Parallelorganisationen, wie die einzelnen Viehzuchtverbände, haben über 200 Angestellte, die alle erhalten werden müssen.“ Die öffentliche Hand, das heißt die Steuerzahler, zu denen die Bauern nur bedingt zählen, berappe alles, so Kronbichler. Die Bauern zählen mittlerweile zur Minderheit in der Bevölkerung. Noch herrsche in der Mehrheit ein gewisser Konsens, noch habe man Achtung vor den Bauern, doch das Ganze drohe zu kippen. Die Bauern müssten aufpassen. Der unkontrollierte Einsatz von giftigen Pestiziden, die Ausbringung von stinkender Gülle, die mangelnde Kompromissbereitschaft anderen Wirtschaftszweigen, wie zum Beispiel dem Tourismus gegenüber, könnten zu Stolpersteinen werden. „Wenn Konsortialwege durch Schranken versperrt werden, kommen jeden Tag zehn neue Bauernfeinde dazu“, warnt Kronbichler. Die vielen Zuhörerinnen und Zuhörer (Bauern waren wenige darunter) nahmen viele Denkanstöße mit nach Hause. Die neue Glurnser Initiative „Lesung im Wirtshaus“ getragen von Bildungsausschuss, Bibliothek und Stadtrat ist gut angekommen und kann weitergehen. (mds)
{jcomments on}