Und das, obwohl das Handwerk goldenen Boden hat. Landesrat Philipp Achammer bestätigt: „Ein Umstand, der mich mit Sorge erfüllt, ist der rasante Anstieg der Vollzeitausbildung und die Abnahme der Lehrlinge.“ Nicht jeder sei mit einem Studium gut beraten. Zum Zweiten sind auch die Handwerker selbst schuld am Dilemma. Peppi Nestl vom 5-Sterne-Hotel „Erika“ in Dorf Tirol dazu: „Wir müssen stolz sein auf das Handwerk und unseren Jungen klarlegen, dass im Handwerk die Zukunft liegt. Arbeiten kann Freude und Genugtuung bringen.“ Genau das werde nicht nach außen getragen. Einzig der HGV hätte in den vergangenen Jahren an seinem Image gearbeitet und mit einer Werbeoffensive die Aufmerksamkeit auf die Berufsbilder im Gastgewerbe gelenkt. Mit Erfolg. Heide Zeiringer, die den Meisterwelten Steiermark vorsteht, sieht sich mit dem gleichen Problem in Österreich konfrontiert: „Es ist sehr schwierig, Lehrlinge zu lukrieren. Wir haben genügend ausgebildete Akademiker, im Gegenzug gehen uns die Facharbeiter aus.“
Die höchste Qualifikation im Südtiroler Handwerk ist die Meisterausbildung. Rund 100 Menschen absolvieren diese Ausbildung jedes Jahr. Mehr als 11.000 Personen tragen in Südtirol den Meistertitel. „Die Meisterausbildung ist eine 360-Grad-Ausbildung“, betonte Cäcilia Baumgartner, die Direktorin des Landesamtes für Lehrlingswesen und Meisterausbildung. Markus Bernhard, Obmann der Südtiroler Baumeis-ter: „Das Problem der Meisterausbildung ist, dass der klassische Handwerksbetrieb zwischen 2 bis 3 Mitarbeiter hat und sich die Fehlzeiten, die eine Meisterausbildung mit sich bringt, nicht leisten kann .“ Ulrich Wallnöfer von „Pur Südtirol“ bricht eine Lanze für die Meisterausbildung: „Sie verbindet Hausverstand mit Sinnstiftung, zwei Dinge, die heute selten anzutreffen sind und in denen viel Potential liegt.“ Moderatorin Evi Keifl führte durch das erste Meister- und Ausbilderforum, das für die zahlreichen Anwesenden genussvoll ausklang. (ap)