Eine stolze Zahl, an der sich das Potential im Bereich Sanieren im Vinschgau erahnen lässt. Potential, das noch nicht ausgeschöpft ist, obwohl Sanierungen – Altbausanierungen und energetische Sanierungen – bereits jetzt größtenteils die Auftragsbücher von Architekten und Handwerkern füllen. Und auch in Zukunft füllen werden. Denn das Interesse ist ungebrochen. Angekurbelt auch durch eine Reihe von Fördermaßnahmen. Deshalb nimmt die energetische Sanierung einen deutlich höheren Stellenwert bei den Vinschger Handwerkern ein, als es die Altbausanierung tut. Andreas Nagl, der Bezirksobmann der Handwerker Untervinschgau sieht in der Altbausanierung und der Sanierung alter Dorfkerne allerdings großes Zukunftspotential für die Vinschger Handwerker. Die Handwerker seien fachmännisch jedenfalls dafür gerüstet, sind Erhard Joos (Bezirksobmann der Handwerker Obervinschgau) und Nagl überzeugt. Auch die Vinschger Architekten stehen der Altbausanierung und energetischen Sanierung offen gegenüber. Iwan Zanzotti und Klaus Marsoner, zwei junge Vinschger Architekten sagten in einem Vinschgerwind-Interview: „Am Ende ist eine Sanierung authentischer.“ Eine Sanierung lebe von innen heraus und sei von außen auf Anhieb oft nicht als erfolgreiche Sanierung auszumachen. Bauherren allerdings – so zeigt es die Erfahrung – identifizieren sich am Ende mehr mit einem sanierten Gebäude als einem neu gebauten. In der Vergangenheit haben Vinschger Architekten mit Sanierungen schon öfter aufhorchen lassen: 2010 ging der Preis für energieeffiziente Altbausanierung – vergeben vom Land – gleich zwei Mal in den Vinschgau. Der Glurnser Architekt Jürgen Wallnöfer gewann mit seinem Wohnhaus in der Silbergasse in Glurns, Christian Kapeller, Architekt in Schlanders hingegen mit dem Stockerhof in Laatsch. Beide Projekte wurden von der Jury hoch gelobt: „Architektur, Denkmalschutz und Energieeinsparung sind vorbildlich aufeinander abgestimmt und gewähren die hohe Qualität und Nachhaltigkeit der Sanierung.“ Und: „Der Schutz der historischen Substanz, die architektonische Gestaltung und die Energieeffizienz stehen sich nicht im Weg.“ Doch auch abseits von preisgekrönter Architektur gibt es genügend hervorragende Beispiele für vorbildhafte Sanierungen: Die alte Pfarre von Tabland etwa, bei der Altes und Neues vom Architektenduo Stephan Marx und Elke Ladurner auf beeindruckende Weise verbunden wurde. Werner Tscholls Revitalisierungen der Fürstenburg oder von Schloss Sigmundskron stehen für sich und sorgten für internationales Architekturinteresse. Zum Vinschgerwind meinte Tscholl einmal: „Wenn ich saniere, dann lass ich das Alte so wie ich es vorfinde....Bauten, auch wenn es Revitalisierungen sind oder Sanierungen müssen immer eine neue Komponente erhalten. Marmelade kann man einwecken, aber Bauten kann man nicht einwecken.“
Sanierung lohnt sich – auch Dank üppiger Förderungen. Aus verschiedenen Fördertöpfen – Steuerabzügen – können jene, die sanieren, schöpfen. Da gibt es einmal 50 Prozent Steuerabzug für außerordentliche Instandhaltungen, Sanierungen, Umbau und Wiedergewinnungsarbeiten von Wohnungen und Wohngebäuden. Bis Ende dieses Jahres können 50 Prozent der Investitionskosten von der Einkommenssteuer abgezogen werden. Der Austausch von Fenstern, der Einbau einer Heizanlage, aber auch Möbel und energieeffiziente Elektrogeräte, die für die sanierte Wohnung bestimmt sind, fallen in diesen Fördertopf, um nur einige Beispiele zu machen. 30 Prozent Beitrag für energiesparende Maßnahmen – Wärmedämmung oder Austausch von Fenstern etwa – vergibt hingegen das Land unabhängig vom Einkommen. Die dritte Förderung sieht 65 Prozent Steuerabzug für energetische Sanierungsmaßnahmen vor. Ein Beispiel: Für eine Gesamtsanierung beläuft sich der abzugsfähige Höchstbetrag auf 100.000 Euro, die auf zehn Jahre aufgeteilt und jeweils von der Einkommenssteuer abgezogen werden können. Doch unabhängig von den Förderungen bringt eine Sanierung immer auch eine energetische Optimierung, eine Senkung des Energieverbrauchs vor allem des Heizverbrauchs und viel Wohnqualität und Wohnkomfort mit sich.
Beginnen sollte jede Gebäudesanierung mit einer fundierten Bestandsanalyse von einem unabhängigen Fachmann. Alle Bauteile wie Außenwand, Fenster, Dach, Kellerdecke bzw. Bodenplatte, bestehende Wärmebrücken sowie die Heizungsanlage werden erfasst und analysiert. Am häufigsten fragen sich Bürger, ob sich eine energetische Sanierung der Gebäudehülle oder der Heizanlage überhaupt auszahlt, sagt Paolo Orrú von der Energieberatungsstelle Vinschgau. Und: Welcher Wohnkomfort erreicht wird, welche Dämmmaterialien und Dämmstärken sinnvoll sind oder welche Förderungen und Bonusse es gibt. Die Zahl der kostenlosen Bauberatungen, sagt Paolo Orrù nimmt seit fünf Jahren stetig zu. Die Kosten einer Sanierung sind in der Tat ein großes Thema unter den Bauherren. Die Sorge ist, dass eine Sanierung ein Fass ohne Boden wird. Umso wichtiger ist die erwähnte fundierte Bestandsanalyse vor einer Sanierung. Und doch können Überraschungen bei einer Sanierung nicht ausgeschlossen werden. Am Ende ist eine Sanierung in jedem Fall lohnend. Das zeigt auch das wachsende Interesse am Thema Altbau- und energetische Sanierungen.