Der Todesfalle, aufgerichtet von Gaddafi-Kämpfern, entrinnen er und seine zwei Begleiter wie durch ein Wunder. Ein Vierter, ein libyscher Freund Todenhöfers verliert sein Leben. Wenig später wechselt der 72-Jährige Schauplatz, beschreibt „sein“ Afghanistan, malt die Eigenheiten des Landes fast schon liebevoll aus. Man muss Afghanistan kennen, um bestimmte Dinge zu verstehen, sagt er. Brücken gibt es dort wenige. Deshalb ist es nicht ungewöhnlich, dass man den Weg durch Flüsse sucht. Wenn Fahrzeuge in Flüssen stecken bleiben, bedeutet das kostenloser Treibstoff, manchmal auch Lebensmittel für jene, die sich das schon lange nicht mehr leisten können. Als zwei entführte Fahrzeuge im Fluss Kunduz nicht mehr weiterkommen, weiß der deutsche Oberst Klein nicht, dass jene hundert Zivilisten, die sich um die Fahrzeuge tummeln, nur Treibstoff oder Lebensmittel holen wollen und keine Gefahr für das rund 30 Kilometer entfernte deutsche Wiederaufbaulager darstellen. Wenig später gibt Klein amerikanischen Einsatzkräften das Kommando zu bombardieren und tötet damit unschuldige Kinder, Frauen und Männer. Ein Vater holt am Morgen des nächsten Tages die Rümpfe seiner 8 und 12-jährigen Söhne nach Hause. Ein Schicksal, das für unzählige andere steht.
Libyen, Syrien, Iran, Irak, Afghanistan oder Ägypten: Todenhöfer kennt die Kriegsschauplätze dieser Welt, verhandelt mit Diktatoren und ist zum Botschafter der wahren Opfer des Krieges geworden: zerfetzter Kinder, vergewaltigter Frauen und zerbombter Männer. Er gibt dem Krieg Gesichter und träumt gleichzeitig vom Frieden. Diesen Titel hat er auch seinem jüngsten Buch gegeben: Du sollst nicht töten – Mein Traum vom Frieden. Daraus hat Todenhöfer am 7. Jänner vorgelesen, der Kiwanis Club Vinschgau hatte Todenhöfer zu einer Lesung ins Kulturhaus Schlanders geladen. Eingefädelt hat den hochkarätigen Besuch der Suldner Paul Hanni. Die Zuhörer blieben tief berührt, stellten Fragen: Wie schaffen Sie das emotional in diese Gebiete zu gehen? Ist es reiner Zufall, dass sich ein Land nach dem anderen erhebt im sogenannten arabischen Frühling? Ja, es ist Zufall. Und ja, er, Todenhöfer schaffe das, weil er es als seine Aufgabe sähe, aus Kriegsgebieten zu berichten. Jeder habe schließlich irgendeinen Platz, eine Aufgabe auf dieser Welt. Diese sei eben seine.