Eller Florian ist 1961 geboren und hatte als 11-jähriger Junge einen schweren Arbeitsunfall am elterlichen Hof, doch das Schicksal meinte es gut mit ihm. Er besuchte die Kunstschule in Gröden, war durch seine Kunst und Begabung weltweit unterwegs. Die Liebe brachte ihn nach Langtaufers zurück und heute blickt der Kunstlehrer auf ein bewegtes Leben zurück.
von Christine Weithaler
Eller Florian ist in Langtaufers/Kapron, als ältester von zwei Söhnen auf einem Bauernhof aufgewachsen. Seine Begeisterung für die Maschinen am Hof wurde ihm 1972 zum Verhängnis. Er geriet mit dem linken Fuß in das Stahlseil der Seilwinde, welches den 11-Jährigen mitriss und förmlich auf deren Trommel aufwickelte. In der Klinik von Verona bestand sein Vater auf eine Operation und Therapie und verhinderte so, dass seinem Sohn der Fuß amputiert wurde. Florian war für zehn Monate im INAIL in Meran und für eine weitere Zeit in verschiedenen Krankenhäusern. Mit der Zeit knüpfte er Bekanntschaften auf den Stationen und hat auch kleinere Aufgaben übernommen. Er erinnert sich daran, dass er zu Weihnachten gar nicht heim wollte. Er wiederholte eine Schulstufe um den Lernstoff nachzukommen. Lange musste er mit Krücken zur Schule, er wurde wenig gehänselt, aber fühlte sich immer als Außenseiter.
Nach der Mittelschule besuchte er die Handelsschule in Mals und wollte 1979 auf die Kunstschule in Gröden. Sein Vater war nicht gerade begeistert. Unterstützung fand Florian bei seiner Mutter. Immer wieder schickte sie ihm Geld per Post. Zu seinem Glück war noch ein Vinschger aus Schlanders auf der Kunstschule. Sie teilten sich ein einfaches Zimmer, wurden Freunde und gingen miteinander durch Dick und Dünn. Aus Scham vor seinem Humpeln, stand Florian als Letzter in der Klasse auf, um nach allen anderen die Klasse zu verlassen.
Nach der Kunstschule war er drei Jahre Erzieher im „Gamperheim“ in Schlanders. Über sein Wissen des technischen Zeichnens bekam er den nötigen Respekt der teils um vieles älteren Berufsschüler, wie Maurer, Maler und Fliesenleger.
Florian wollte zur Kunstakademie nach Wien. Bei seinem Besuch im dortigen Sekretariat wurde er so gerärgert, dass er beschloss nach Mailand zu gehen. Das italienische Studium war schwierig, aber seine Begeisterung für Kunstgeschichte, die er bis heute hat, ließ ihn durchhalten und er promovierte 1989 an der Akademie der schönen Künste in Mailand in Kunstgeschichte und Bühnenbau. In dieser Zeit verstarb nach schwerer Krankheit seine Mutter. Das hat ihn sehr mitgenommen.
Der Studienabgänger erhielt in Mailand eine lukrative Stelle in der Mailänder Scala, doch in dieser Zeit lernte er seine jetzigen Frau Adele kennen. Von der ersten Begegnung an wusste er „das ist sie“. So brachte die Liebe ihn nach Langtaufers zurück. Seit 1989 unterrichtet er Kunst an mehreren Mittel- und Oberschulen, heiratete, wurde Vater von zwei Kindern, erbaute mit großer finanzieller Unterstützung seiner Frau das Eigenheim in Pedross. Florian ist Vorsitzender des Vereins „OCULUS“ Historische Grenzbefestigung am Reschenpass und hat als Vorstandsmitglied des ANMIL, Südtirols Verband der Arbeitsinvaliden vieles auf lokaler und nationaler Ebene weitergebracht. Er saß 10 Jahre als ANMIL Vertreter Südtirols im Nationalrat in Rom.
Weiters war er 15 Jahre Vizebürgermeister in der Gemeinde Graun. Er betont, die lokale Politik sei eine Herausforderung die viel Zeit in Anspruch nehme. Diese Zeit fehlte ihm für seine Familie, dies bedauert er heute. 2001 wurde die Erlebnisschule Langtaufers gegründet. Viele Komponenten spielten zusammen, dass dieses Südtirol weite Erfolgskonzept gelang und immer noch ein Vorzeigeprojekt ist. Viel ist Florian mit anderen Mitstreitern dafür „gfuaßlt“, wie er sagt. Mitunter auch als langjähriges Vorstandsmitglied der Regionalentwicklung der heutigen GWR-IVHS mit Sitz in Spondinig.
Die Kunst, deren Geschichte und das Malen hat den passionierten Lehrer begleitet. Er malt und malte abstrakte postmoderne Bilder aller Größen, bis hin zu Bühnenbildern, auch konkrete Auftragsarbeiten für Vereine und Privatpersonen. Je älter er wird, desto mehr fragt er sich, was Kunst bedeutet. Farben sind für ihn das Um und Auf in den ausdrucksstarken Bildern voller Gefühle. Der Künstler hatte bereits mehrere Ausstellungen, auch außerhalb von Südtirol. Zu seinem 60sten Geburtstag überraschte ihn seine Familie mit einer Ausstellung. Sie sammelte die von ihm angefertigten Werke aus Nah und Fern und aus unterschiedlichen Schaffensphasen. Einige hatte er bereits in seiner Studienzeit bzw. kurz darauf geschaffen und weitergegeben. Es war für Florian ein besonders emotionales Ereignis. Zurzeit plant er für 2025 eine Ausstellung in Heidelberg (D). Er konnte seine Leidenschaft mit dem Beruf verwirklichen. Er unterrichtet gerne, sieht es als schöne Aufgabe, Schüler:innen für die Kunst und deren Geschichte zu begeistern. Es ist wichtig, ihr Potential zu erkennen und zu fördern. Auch er konnte das ein und andere Talent wachsen sehen. Trotz so mancher Schwierigkeiten im Leben freut er sich über die Auseinandersetzung aller Sinne innerhalb des Zirkels Wahrnehmen - Denken - Handeln.