Psychologie
„Die Anderen haben mich nicht mitspielen lassen; keiner mag mich.“ Stellen Sie sich vor, ihr Kind kommt voller Kummer nach Hause. Sie werden sich liebevoll und tröstend ihrem Kind zuwenden. Mitgefühl beschreibt grob gesagt das einfühlende, verständnisvolle Annehmen eines anderen Menschen. Die liebevolle Zuwendung fördert bereits bei kleinen Kindern die Fähigkeit, selber Fürsorglichkeit zu empfinden. Sind die Erwachsenen mit der Angst, Scham und Trauer der Kinder solidarisch und anteilnehmend, so lernen diese langsam, mit den eigenen unangenehmen Gefühlen umzugehen. Mitgefühl zu empfinden ist eine wichtige Fähigkeit, die zum Gelingen von Freundschaften und Partnerschaften beiträgt und zentral für das menschliche Zusammenleben ist. Ich bin in diesem Moment ganz für dich da und nehme deine Betroffenheit und Bedauern ernst. Beim Mitleid dagegen besagt schon das Wort, dass ich mit dem anderen leide. Doch damit werte ich die leidende Person als schwach ab.
Bei echtem Mitgefühl passiert das nicht. Im Vertrauen darauf, dass ich verschiedenste leidvolle Lebenserfahrungen bereits gemacht habe, begegne ich anderen Menschen auf Augenhöhe. Es bedarf lediglich des Wohlwollens für sich und andere und eine geduldige, freundliche und mitfühlende Haltung. Durch Selbstmitgefühl bin ich in der Lage, meine eigenen Impulse und Gemütsverfassungen wahrzunehmen und es gelingt mir leichter, das Wohlwollen meiner Mitmenschen anzunehmen. Wir neigen dazu, mit uns selbst hart ins Gericht zu gehen und daher scheint dies mitunter die schwerste Übung zu sein.
Mitgefühl befähigt uns Menschen, Leiden gleich welcher Art zumindest ein wenig zu lindern.
Elisabeth Hickmann
Einzel-, Paar- und Familienberatung
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