„Di melierte Woll fa di elbata Schouf hot weanigr krotzt“

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Josefa Mall – Zegg, genannt „Dori Sefa“,  Jg. 1931, Reschen:  „In Gortn strial i olz zamma unt samml a di Kraitr fürn Tee.“ Josefa Mall – Zegg, genannt „Dori Sefa“, Jg. 1931, Reschen: „In Gortn strial i olz zamma unt samml a di Kraitr fürn Tee.“

Wenn Frau Josefa Mall - Zegg, genannt „Dori Sefa“, von der eisigen Kälte in ihrer einstigen Schlafkammer im heimatlichen „Dorihof“ in Reschen erzählt, überkommt sie noch heute das Frösteln. Eingewickelt in einem Stück zeschlissenen Schultertuch ihrer Mutter vergrub sie sich unter dem Federbett.

von Magdalena Dietl Sapelza

Gegen Morgen war das Federbett mit Raureif belegt und Eisblumen zierten die Fensterscheiben. „Miar hobm olm a kolts Haus kett“, erinnert sie sich. Warm war es nur am Herd in der Küche und auf der Ofendörre, auf der sie sich oft ein Plätzchen suchte. Sefa wuchs mit fünf Geschwistern auf. Sie besaß ein einfaches Gewand aus Loden für den Werktag und eines aus feinerem Stoff für den Sonntag. Sie musste die Kleidungsüberbleibsel ihrer vier älteren Schwestern übernehmen. „Nuis hon i seltn kriag“, erinnert sie sich. „Alz Vorleschte hon i olz auftrogn gmiaßt.“ Einzig neue Strümpfe bekam sie, die ihre Mutter aus brauner Schafwolle strickte. „Di melierte Woll fa di elbata Schouf hot weanigr krotzt“, verrät sie. Die Familie hielt selbst Schafe und ernährte sich von einer kleinen Landwirtschaft. Sefa erlebte den faschistischen Italienischunterricht und den nationalsozialistischen Deutschunterricht. „Miar hobm schlechta Schualan kett“, betont sie. Bei der Option zählte ihre Familie zu den Dableibern. Das brachte den Eltern und Kindern so manche verachtenden Blicke ein. Als 15-Jährige verdiente sich Sefa ihr erstes Geld als Hausmädchen in einer Lehrerfamilie in Reschen. In der „Pfarrer Villa“ (heute Waldkönigin) in St. Valentin auf der Haide lernte sie kochen. Dann wechselte sie in den Haushalt einer Unternehmerfamilie mit vier Kindern in Meran. Vieles dort war über ihre Kräfte.
„I hon di jüngschtn Kindr olm wechslan gmiaßt unt bin selbr nou a Kind gwesn“, erklärt sie. Nach einem Jahr fand sie eine Stelle als „Mädchen für alles“ in einer Weinstube in Obermais, in der ihre Schwester arbeitete. Bei ihren Besuchen daheim in Reschen spürte sie in dieser Zeit große Traurigkeit. Die Stimmung war bedrückend. Die Arbeiten zur Seestauung hatten begonnen, und Sefas Eltern wussten, dass ihr Hof und eine ihrer Wiesen in den Fluten versinken würden. Die meisten ihrer Felder lagen zu ihrem Glück in Rojen und Nauders. Deshalb konnte die Familie auch weiterhin in Reschen Landwirtschaft betreiben und musste nicht abwandern, wie viele andere. „Selm isch viel tauscht gwortn unt a bschissn“, betont sie. In aller Eile bauten die Eltern eine neue Hofstelle auf einem hofeigenen Grundstück am Hang. Sefa unterstützte den Bau mit ihrem Lohn, genauso wie ihre Schwestern. Kurz vor der Sprengung des Heimathofes 1950, der bereits knöchelhoch im Wasser stand, holte sie mit ihrer Schwester noch schnell Christbaumschmuck vom Dachboden. Kurz darauf zündete die Lunte und das Gemäuer fiel in sich zusammen. „Di Muatr hot bittermord greart“, erinnert sich Sefa. „In nuien Haus hots drnoch nou long nit ghoamalat.“ Ihr Weg führte sie kurz darauf in die Schweiz. Sie führte den Haushalt in einem großen Bauernhof in Aargau. Dort ereilte sie 1951 die Nachricht vom Busunglück am Reschensee. Unter den 22 Todesopfern befand sich eine Freundin. Großes Lob erhielt Sefa für ihre Kochkünste und speziell für die Südtiroler Gerichte. „Deswegn hat i selm gsollt oan fa di drei Söhne heiratn“, lacht sie. Sie lehnte ab, denn sie war in den Förster Alois Zegg aus Reschen verliebt. Während ihrer Aufenthalte daheim hatte sie mit ihm auf dem Kirchtagsball in Langtaufers getanzt und das Kino in Mals besucht. „Miar sein oft asanond unt obr zammakemman“, verrät sie. Sie verließ die Schweiz und wurde Serviererin im „Hotel Post“ in Fondo. Dort bekam sie nicht nur Besuch von Luis, sondern auch von ausgesiedelten Graunern, die am Nonsberg eine neue Heimat gefunden hatten. Im Oktober 1960 heirateten Sefa und Luis in der Wallfahrtskirche von Trens. „In Tog vorher hobmer nou di Erdäpfl assn Schnea außikrahlt“, erinnert sie sich. Sefa hatte inzwischen den Heimathof übernommen und zog mit ihrem Mann dort ein. Ihre Schwestern waren weggezogen und ihr jüngerer Bruder konnte nicht übernehmen, weil er von der Kinderlähmung gezeichnet war. Er blieb zeitlebens auf dem Hof. Luis ging seiner Arbeit im Wald nach und Sefa kümmerte sich um den Hof und schon bald auch um die drei Kinder. Mit dem Kuhgespann und den Kleinen auf dem Leiterwagen zog sie über die Grenze, um auf den Wiesen bei Nauders Heu zu holen. Oft musste sie vor dem Ziel umdrehen, weil es plötzlich regnete. „Gregnet hots meischtns a, wenn mei Monn Urlaub kopp hot“, lacht Sefa. Ein Zubrot verdiente sie sich als Serviererin im nahen „Seehotel“. Sie vermietete auch zwei Ferienwohnungen, die sie im Hof eingerichtet hatte.Die Jahre vergingen, die Kinder gründeten eigene Familien. Ihr Mann starb 2016.
Frau Sefa führt ihren kleinen Haushalt eigenständig. Sie kocht gerne, bäckt sich ihr Brot selbst und verbringt viel Zeit beim Lesen. Beweglich hält sie sich mit Turnübungen und auf ihrem Heimtrainer.
Gerne nimmt sie die Angebote des neuen Projektes „Sonnenstrahl“ in Anspruch und freut sich über jeden Besuch der Mitarbeiterinnen. „Dia sein do, wenn i a Visite brauch, oder a lei a Aussproch“, meint sie. Sehr dankbar ist sie, dass sie heute nie frieren muss und in ihren vier Wänden die wohlige Wärme genießen kann.

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