Bei Baukosten von rund 5,5 Millionen Euro würden sich die jährlichen Betriebskosten auf 120.000 Euro belaufen, so Pohl. Ein entscheidender Haken bleibt auch mit einer Seilbahn: Der Marmor müsste von der Talstation der Seilbahn bis ins Marmorwerk mit LKWs weiterhin durch Göflan transportiert werden. Eine gültige Baukonzession für die Seilbahn sei mittlerweile abgelaufen und die Göflaner Marmor GmbH habe die Bahn neuerlich eingereicht und von der Baukommission in Schlanders grünes Licht bekommen. Die Gutachten vom Nationalpark und von der Forstbehörde seien noch ausständig.
Dass die Seilbahn ein Nebenschauplatz bleiben könnte, bewiesen dann die auf Pohl folgenden Referenten. Alexander Goller von Mercedes Benz Trucks pries die neueste Dieseltechnologie an, Dieter Theiner vom Institut für Innovative Technologie IIT in Bozen referierte über den Wasserstoff als Zukunftstechnologie, Martin Pfattner von der Lananer Firma BerMarTec über den Umbau bestehender LKW auf Elektroantrieb und Alexander Gasser von Gasser Iveco pries den Gasantrieb als Brückentechnologie an. Apropos Brückentechnologie: Elektroantrieb und Wasserstoffantrieb stehen noch nicht zur Verfügung, also kommen Diesel oder Gas in Frage.
Erklärter Wille der Landesregierung im Allgemeinen und erklärter Wille von Landesrat Arnold Schuler im Besonderen ist es, einen straßengestützten Abtransport für beide Bruchbetreiber zu ermöglichen. Mit Wasserstoff betriebene LKW sollen das Ziel sein. Schuler hat die Frage in Schlanders so gestellt: „Wir haben Straßen, die heute bestehen. Was ist, wenn man die Straße nutzt und zwar möglichst ökologisch?“ Das Land habe sich strategisch für eine Wasserstofflösung positioniert. Eine Arbeitsgruppe soll Lösungen diskutieren.
In der Diskussion wurde der Tafratzer Bauer Johann Gurschler vom Göflaner Franz Pircher mit einem direkten Peitschenhieb bedacht. Pircher rief Landesrat Schuler zu: „Ihr huckts den gleichen Menschen auf, der uns auf die Goggelen geht.“ Schuler parierte, indem er darauf hinwies, dass man sich an ein Gerichtsurteil halten müsse. Allerdings sei Johann Gurschler in die Arbeitsgruppe eingebunden. Göflan, so formulierte es der Fraktionspräsident Erhard Alber, werde den Marmor wohl nicht mehr mit Ochsen herunterbringen. Die Straße sei für den Transport tauglich und Göflan sei für eine Straßenlösung.
Da müsse man fairerweise auch sagen, warf der ehemalige Nationalparkdirektor Wolfgang Platter ein, dass es dann zwei Straßen geben werde. Der Marmor fahre dann auch durch Laas.
In Laas verlief die Debatte am 19. Dezember choreografisch geschickter und im Inhalt klarer. Denn dort hatte, neben LR Arnold Schuler, der Südtiroler Wasserstoffpapst Walter Huber seinen Auftritt. Mit Verve und mitreißend rief Huber dazu auf, dass eine Regionalisierung der Energieressourcen gebraucht würde, damit Globalisierung funktioniere. „Wir können den Wasserstoff selbst aus Überschusstrom produzieren, wir können die Infrastruktur selbst aufbauen“, sagte Huber. Sollte es gelingen, die Marmobrüche insgesamt und den Abtransport des Marmors auf Wasserstofftechnologie umzustellen, wäre das ein Meilenstein von internationaler Bedeutung. Das Institut für Innovative Technologie in Bozen gelte in der EU mittlerweile als „Flag ship“ in der Wasserstofftechnologie. Fünf Wassserstoffbusse fahren in Bozen bereits im 6. Jahr und 12 weitere seien bestellt.
BM Andreas Tappeiner als Moderator des Abends ersuchte zu Beginn um Sachlichkeit. Dieser Infoabend sei lange und unabhängig von Schlanders geplant und seit die Landesregierung am 27. November 2018 den Grundsatzbeschluss gefasst habe, solle der Abend der Klarheit dienen.
Es gehe um ein grundsätzliches Konzept, sagte Arnold Schuler in Laas. Die eingesetzte Arbeitsgruppe solle sich über Lösungen in Richtung straßengebundenen Transport austauschen, die Situation der Anrainer beleuchten. Auch solle sich die Arbeitsgruppe mit der Thematik einer touristischen Nutzung der Schrägbahn auseinandersetzen. Eine gemischte Nutzung, eine touristische bei gleichzeitigem Marmortransport gehe nicht.
BM Tappeiner brachte seine Position so zum Ausdruck: Die Schrägbahn könne nur mit dem Transport zumindest kleiner Blöcke erhalten bleiben. Eine straßengebundene Lösung komme nur in Frage, wenn die Bevölkerung verschont und nicht belastet würde. Dietmar Spechtenhauser regte mit Hinweis auf die Wintertauglichkeit an, die obere und die untere Marmorbahn mit Wasserstoff auszurüsten. Vehement für die Schrägbahn setzte sich Johann Gurschler ein und fragte: „Wenn im Musterland Südtirol die seit 1930 im Betrieb stehende Schrägbahn nicht mehr instand gesetzt wird, was ist das für ein Musterland?“ Gurschler gab seinen Ärger in Richtung Schuler freien Lauf: „Wenn ihr nicht imstande seids, den illegalen Marmortransport abzustellen, dann könnts daheim bleiben.“ Der Betriebsdirektor der lasa marmo Paul Graf forderte auf, nach vorne zu schauen: „Unser Geschäft ist der Marmor und wir brauchen dazu gute Rahmenbedinungen.“ Sorgen kamen von der Bevölkerung. Man möchte keinen Riesen-Verkehr durchs Dorf. Der Wurm der Geschichte sei, schaltete sich auch Georg Lechner in die Diskussion ein, dass Schlanders keine Umweltauflagen erhalten habe.
BM Andreas Tappeiner resümierte den Abend so: Man sei nicht auf der Zielgeraden, sondern beim Schwimmen. (eb)
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