Die Bienen in culturamartell
Den Bienen kommt eine große Bedeutung bei der Bestäubung der Pflanzen und somit für deren Fruchten und Samenbilden zu. Um diese und viele andere Nutzleistungen der Bienen zu verdeutlichen, hat das Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Südtiroler Länderanteil des Nationalparks Stilfserjoch eine Wechselausstellung zur „Welt der Bienen“ konzipiert und zusammengebaut. Für das Konzept und die Texte zeichnen Dr. Erika Eberhöfer, Ilona Ortler und Dr. Hanspeter Gunsch verantwortlich. Die gestalterische Umsetzung und der Ausstellungsbau lagen in den kreativen Händen unseres Technischen Assistenten Lukas Hofer und unserer Handwerker Ferdinand Wunderer, Gilbert Stillebacher und Anton Reinstadler. Unser Förster Hubert Stillebacher, Imker und Wanderlehrer, hat sein Wissen eingebracht und stellt für den Außenbereich Schaubienenstöcke zur Verfügung.
Projektpartner
Unsere Projektpartner bei der Konzeption und beim Bau der Sonderausstellung zu den Bienen waren der Naturpark Kaunergrat im Oberen Gericht in Tirol, die Terra Raetica im Dreiländereck Vinschgau, Oberes Gericht und Münstertal - Engadin, der Südtiroler Imkerbund im Bezirk Vinschgau mit dem Bezirksobmann Konrad Tscholl und die Genossenschaft für Regionalentwicklung 3 B Martell. Die Abdeckung der Kosten für die Ausstellung erfolgt aus Mitteln des sogenannten Kleinprojektefonds, welcher im Rahmen des Regionalentwicklungstisches bei der Bezirksgemeinschaft Vinschgau eingerichtet ist und aus Mitteln des EU-Programmes Interreg Italien–Österreich gespeist wird.
Eröffnung am 24. Mai
Der 24. Mai ist zum internationalen Tag der Nationalparke und Naturschutzgebiete ausgerufen worden. Dieser Tag ist uns Anlass, die Sonderausstellung zu den Bienen im Nationalparkhaus culturamartell zu eröffnen. Die Ausstellung im Besucherzentrum culturamartell wird an den Wochentagen Dienstag – Freitag von 09.00 – 12.00 Uhr und von 14.30 – 18.00 Uhr und am Wochenende Sa. und So. sowie an Feiertagen nachmittags von 14.30 – 18.00 Uhr den interessierten Besuchern offen stehen. Am Montag halten wir Ruhetag. Die Ausstellung bleibt im Marteller Nationalparkhaus bis 31. Oktober 2012 zugänglich.
Ein paar Appetitanreger:
Wussten Sie, dass…
• es weltweit ca. 20.000 verschiedene Wild-Bienenarten gibt, wovon ca. 700 Arten in Europa vorkommen. Der Verbreitungsschwerpunkt der Bienenarten liegt aber in Asien.
• die Bienen (Apiformes) in der zoologischen Systematik zu den Hautflüglern (Hymenoptera) gehören und ihr Alter in der Evolution der Lebewesen auf der Erde auf ca. 100 Millionen Jahre geschätzt wird? Dieses Entwicklungsalter ist aus Bernsteinfunden belegt.
• es solitär lebende und Staaten bildende Bienen-Arten gibt?
• die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) die wichtigste Vertreterin der Bienen in Europa ist und unsere heutige Honigbiene wahrscheinlich aus dem nordafrikanischen Raum stammt?
• die Bienen-Rassen, welche heute für die Imkerei von großer Bedeutung sind, sich nach der letzten Eiszeit im Raum um das Mittelmeer und das Schwarze Meer entwickelt haben. Das Ende der letzten Eiszeit ist um ca. 12.000 Jahre v. Chr. anzusetzen.
• man in Europa drei Rassen von Honigbienen unterscheidet: die Deutsche Biene (Apis mellifera mellifera), wegen ihrer Färbung auch „Dunkle Biene“ genannt, die Italienische Biene (Apis mellifera ligustica), wegen ihrer Färbung auch als „Gelbe Biene“ geführt, und die Kärntner Biene (Apis mellifera carnica), welche auch als „Graue Biene“ bezeichnet wird?
• es im Naturpark Kaunergrat ein Schutzgebiet für die Dunkle Biene gibt und in Südtirol vor allem die Graue Biene („Carnica“) verbreitet ist?
• auch Wildbienen Blütenbestäuber sind und 1 kg Honig die Lebensleistung von 350 – 400 Honigbienen darstellt?
• eine Honigbiene am Geruch erkennt, welche Blüten bereits von anderen Bienen ihres Volkes besucht worden sind?
• eine Biene den flüssigen Blütennektar über ihren Rüssel als saugende Vorrichtung zum Transport in den Stock im Magen sammelt, während der Pollenstaub in seiner festen Form außen am Körper in den sogenannten Pollenhöschen an einem bürstig ausgebildeten Hinterbein-Paar abgestreift und transportiert wird?
• dass die jährliche wirtschaftliche Leistung der Bienen als Bestäuber-Insekten weltweit mit 153 Milliarden Euro eingestuft wird?
• im Bienenvolk eine stark strukturierte Arbeitsteilung mit verschiedenen altersbezogenen Aufgaben für die Mitglieder des Volkes besteht? So gibt es etwa Futterbienen, Putzerinnen, Wabenbauer, Wächter, Sammlerinnen.
• die Bienenkönigin das einzige fortpflanzungsfähige Weibchen im Bienenstock ist und in nur 16 Tagen Entwicklungszeit aus dem Ei heranwächst? „3-5-8 und die Königin ist gemacht!“ Mit diesem Reimspruch wird das Ei-, das Larven- und das Puppen-Stadium in der Metamorphose der Honigbiene charakterisiert.
• eine Bienenkönigin von der staatenbildenden Honigbiene nach der einmaligen Befruchtung durch die männlichen Drohnen vor Beginn ihrer Legetätigkeit im Sommerhalbjahr zwischen April und September ca. 2.000 Eier pro Tag legt und nach 5-6 Jahren von ihrem eigenen Volk ob der abnehmenden Legeleistung ausgemustert wird?
• sich Honigbienen Ort und Entfernung einer Futterquelle durch Rundtänze und achterförmige Schwänzeltänze auf der Wabe im Stock anzeigen und dass diese Bienensprache 1923 vom Verhaltensforscher Karl von Frisch entschlüsselt worden ist? Und dass Karl von Frisch 1973 dafür den Nobelpreis erhalten hat?
• das Facettenauge einer Biene aus ca. 6.000 Einzelaugen besteht, welche ein grob gerastertes Bild erzeugen und dass Bienen farbenblinde „Schwarzseher“ im langwelligen Bereich sind?
• die Lebenserwartung einer Arbeiterbiene während der Tracht- und Flugzeit im Sommer 6 Wochen, hingegen während der Ruhephase in der Wintertraube 6 Monate beträgt?
Viele weiteren Antworten auf viele Fragen zur Biologie der Biene im Jahresverlauf werden Sie beim Besuch der Ausstellung im Nationalparkhaus culturamartell erhalten.
Bienen in Not
In der Landwirtschaft unserer Breitengrade ist in den letzten Jahrzehnten die Umstellung vom Selbstversorger-Hof auf die Spezialisierung auf wenige oder gar ein einziges Produkt vollzogen worden. Durch dies Umstellung auf und die Verbreitung von Monokulturen ist auch die Biene in Gefahr geraten: In den landwirtschaftlichen Monokulturen kommt es während der Blüte der angebauten Kulturpflanze für kurze Zeit zu einem Überangebot an Nektar und Pollenstaub für die Bienen, nach der Blüte hingegen zu einem Versorgungsengpass mit Hungerphasen und Bedarf an Zufütterung. Beispiele gibt es im Obstbau, aber etwa in Deutschland auch mit dem Anbau von Raps für die Ölgewinnung und die Erzeugung von Bio-Sprit. Die Spätsommer- und Herbst-Blüher als Trachtpflanzen der extensiv und naturnahe bewirtschafteten Mähwiesen von früher fehlen heute den Bienen.
Übrigens: Die Ausstellungsbesucher erhalten ein Säckchen mit Samen zur Aussaat einer Bienen-Weide. Diese Säckchen wurden für uns von den Mitarbeitern der Werkstätte für Menschen mit Behinderungen in Prad abgefüllt.
Der Vinschger Engelbert Pohl ist seit mehreren Jahren der Bundesobmann des Südtiroler Imkerbundes. Er hat mir auf Anfrage folgende statistische Kennzahlen zur Charakterisierung der Bienenhaltung in Südtirol zur Verfügung gestellt:
Anzahl der Imker im Vinschgau: 450
Anzahl der Imker in Südtirol: 3.000
Anzahl der gehaltenen Bienenvölker im Vinschgau: 6.000
Anzahl der gehaltenen Bienenvölker in Südtirol: 37.000
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau