Dienstag, 15 Mai 2018 09:26

Nationalpark Stilfserjoch - Auwaldreste – Biodiversität in der Talsohle

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DSC 9703Wolfgang Platter am Tag des Hlg. Pankratius, des 1. Eisheiligen, Sa., 12. Mai 2018

Um ca. 15.000-13.000 Jahre vor Chr. sind die Gletscher der Würm-Eiszeit in den Alpen abgeschmolzen. Die Würm-Eiszeit war die letzte von vier großen Eiszeiten. In einer relativen Wärmphase des Klimas bildeten sich nach der Eiszeit vorwiegend Laubwälder als Vegetationsdecke.

Das jetzige Südtirol war in der sumpfigen und überschwemmungsanfälligen  Talsohle vom Reschenpass bis Salurn von Laubwaldauen bedeckt. Die heutigen Auwälder im Vinschgauer Haupttalboden  sind kleine Relikte dieser nacheiszeitlichen Waldvegetation. Diese Auwälder sind wichtige Lebensräume zum Erhalt der Artenvielfalt unter Pflanzen und Tieren. Natürliche und naturnahe Lebensräume können in einer Zeit des großen Flächendrucks nicht auf die Hochlagen in den Bergen zurückgedrängt werden, wenn wir Biodiversität erhalten wollen. Es gibt eben Tier- und Pflanzenarten, die andere Voraussetzungen und Anforderungen an ihren Lebensraum stellen als etwa die Arten oberhalb der Waldgrenzen. Der Eisvogel ist in tiefen Lagen beheimatet, so wie das Schneehuhn oberhalb der Baumgrenze sein geeignetes Habitat vorfindet.
Das Schgumser Badl
Ein wertvolles Biotop ist das sogenannte Schgumser Badl  östlich von Tschengls. Im vormaligen Munitionsdepot als Militärareal waren landwirtschaftliche Nutzungen über Jahrzehnte untersagt und ausgeblieben und die Natur konnte sich ohne Nutzungsdruck entwickeln. So ist an der Überschneidungslinie zwischen landwirtschaftlichem Kulturland und dem Fichten-Lärchen-Wald des Nörderberges ein Mosaik aus Laubwald, Weideflächen, Schilfröhricht und aquatischen Lebensräumen entstanden, das vielen Pflanzen- und Tierarten Refugium geworden ist. Die Fledermäuse benutzen das Dachgebälk der Militärbaracken als Kinderstube und die angrenzenden Wiesen- und Waldflächen als Jagdgebiet. Von den Vögeln seien die Nachtigall (Luscinia megarhynchos) als Meistersänger im Heckendickicht genannt. Die alten Pappeln mit ihren ausfaulenden Stämmen und Astlöchern werden von den Höhlenbrütern genutzt. Mehrere Specht-Arten, so auch der Schwarzspecht (Dryocops martius) und der Grünspecht (Picus viridis) kommen im Areal vor. Das Südtiroler Landesamt für Landschaftsökologie und die Umweltschutzgruppe Vinschgau haben schonende Pflegemaßnahmen durchgeführt. So wurden beispielsweise Haufen von Tot- und Altholz aufgeschichtet. Sie sind Versteck und beschützter Wurfplatz für das Hermelin oder Mauswiesel (Mustela nivalis). Es wurden Tümpel ausgehoben, welche zu Laichplätzen für Grasfrösche (Rana temporanea) und Erdkröten (Bufo bufo) geworden sind. Die Lurche sind als Kaulquappen in ihren Jugendstadien Kiemenatmer und als solche auf Gedeih und Verderb an das Wasser gebunden. Die Quellbächlein, welche am Hangfuß aus dem Waldboden entspringen sind auch die Kinderstuben für die Forellartigen unter den Fischen. Als Kaltwasser-Ablaicher zieht etwa die Marmorierte Forelle in den Wintermonaten zwischen Dezember und Jänner aus der Etsch flussaufwärts durch den Schgumser Kanal zur Eiablage in diese Quellbäche. Deren Wassertemperatur ist so hoch, dass sie auch im Winter nicht zufrieren und damit mit dem umliegenden Auwald und den Abflussgräben auch ein wertvolles Überwinterungsgebiet für den Eisvogel in der nahrungsknappen Zeit darstellen. Das Schilfröhricht, das sinnvoller Weise gestaffelt abgemäht wird, ist der angestammte Lebens- und Brutraum des Teichrohrsängers (Acrocephalus scirpaceus) und des Sumpfrohrsängers (Acrocephalus palustris). Schon vor Jahren konnte ich auf der abgemähten Schilfnasswiese den Purpurreiher (Ardea purpurea) beobachten. Auch das selten gewordene Braunkehlchen (Saxicola rupetra) als Wiesenbrüter ist aus den Apfelkulturen auf diese Restflächen zurückgewiesen. Mäusebussarde (Buteo buteo) bieten sich der Thermik an und kreisen mit ihrem miauenden Stimmfühlungslauten und Rufen über dem Badl. Im Fichten-Lärchenhochwald darüber ziehen sie ihre Jungen groß.

 

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{vsig_c}0|DSC_9740.jpg|Schwarzerle.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|028B3SW-2012.jpg|Schwanzmeise.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|Pegoraro_2006.jpg|Mauswiesel.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9689.jpg|Klaubhaufen aus Alt- und Totholz.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|084B1-SW-2012.jpg|Mäusebussard.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|130B4-SW-2013.jpg|Neuntöter.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|560B2.jpg|Eisvogel.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9738.jpg|Europäische Lärche.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9714.jpg|Rotfichte.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|fledermausschutz.jpg|Kleine Hufeisennase.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9735.jpg|Faulbaum.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9737.jpg|Traubenkirsche.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9707.jpg|Ohne Nutzungsdruck.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9734.jpg|Hopfen als Liane.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9705.jpg|Steinweichsel.|{/vsig_c} 

{vsig_c}0|333B1.jpg|Schwarzspecht.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9719.jpg|Schachtelhalm: fertiler Sporentrieb.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9731.jpg|Schachtelhalm: steriler Photosythese-Trieb.|{/vsig_c}

{vsig_c}0|DSC_9686.jpg|Monumentale Pappeln.|{/vsig_c}

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