Ziel war und ist es, eine eigenständige Stromverteilung im Vinschgau vorzunehmen. In der Chronik des VEK heißt es zur Gründung im Jahr 1999: „Hinter den gesegneten Mauern von Kloster Marienberg haben Obmänner der Energiegenossenschaften und Bürgermeister der Gemeinden des Tales diesen energiepolitischen Meilenstein gesetzt. Das VEK galt mit seinem Genossenschaftsmodell fortan als „Schaltzentrale“ und „visionäres Vehikel“ bei der Verhandlung und Umsetzung der talweiten energiepolitischen Ziele.“
Das VEK besteht seit knapp 20 Jahren. Und seit rund zwei Jahren wächst die Genossenschaft. Es kann jeder Bürger Mitglied der Genossenschaft werden und viele Vinschger machen von dieser Mitgliedschaft Gebrauch.
Das VEK hat in Prad gemeinsam mit dem E-Werk Prad einen Baugrund gekauft und sich zwischenzeitlich an der Hauptstraße eingemietet. Der Standort Prad hat historische Gründe. Denn ein ursprünglicher Gedanke war, die E-Werk Genossenschaft Prad auf den gesamten Vinschgau auszudehnen. Die E-Werk Genossenschaft Prad ist nämlich als historische Genossenschaft (wie auch das E-Werk Stilfs) von den Systemkosten befreit. Die Prader Genossenschaftsmitglieder bezahlen deutlich weniger für ihren Strom. Allerdings hat sich dieser hehre Gedanke rasch als rechtlich nicht durchführbar erwiesen.
Mit 1. Jänner 2016 ist das VEK mit der Stromnetzverwaltung betraut worden. Die Gemeinden Laas, Schluderns, Glurns, Taufers, Mals und Graun haben die Stromnetze in ihrem Gemeindegebiet von der damaligen SELnet gekauft. Der diesbezügliche Verhandlungsmarathon hat mehr als 5 Jahre in Anspruch genommen. Nur der Zähigkeit der Vinschger Stromakteure und das Festhalten an der Vision einer eigenständigen Energieversorgung hat zum Erfolg geführt. Der Vinschgerwind hat das zähe Ringen im Laufe der Jahre medial begleitet und dokumentiert.
Im Jahr 2016 hat das VEK mit Hilfe von SELnet das Stromnetz im oberen Vinschgau verwaltet. Im Laufe des Jahres wurde mit der neuen Strommarke VION der Vinschger Stromanbieter aktiv. Eine neue Ära hat damit im Vinschgau begonnen. In dieser Lernphase hat sich das VEK um Präsident Alexander Telser und Vizepräsident Andreas Tappeiner sehr viel Wissen und Selbstbewusstsein angeeignet, so dass ab 1. Jänner 2017 das VEK das Stromnetz eigenständig betreut und verwaltet.
Das VEK ist mit dem Eintreten in die operative Phase in eine unglaubliche Wachstumsphase getreten. Mittlerweile zählt das VEK 13 Angestellte, aufgeteilt zwischen Netzbetreuung, Verwaltung und Stromverkauf. Tendenz steigend.
Seit gut einem Jahr beschäftigt sich der Verwaltungsrat des VEK mit der Frage eines neuen Standortes. Denn in Prad zu bleiben macht wenig Sinn. Kunden hat VION in Prad so gut wie keine, weil die allermeisten Prader Haushalte und Betriebe Genossenschaftsmitlgieder des E-Werk Prad sind.
VEK-Präsident Alexander Telser sagt, dass diese Standortsuche seit einem knappen Jahr den VEK-Mitgliedern, also auch den beteiligten Gemeinden, bekannt sei. Klar war von vornherein, dass ein neuer Standort dort in Frage komme, wo sich die neuen Mitglieder des VEK und Kunden von VION befinden. Also in den Gemeinden von Laas aufwärts.
In der Gemeinde Mals ist man davon ausgegangen, dass das Ex-Enel-Gebäude auf dem Peter-Glückh-Platz ein logisches Quartier für das VEK sein wird: das VEK-Head-Quarter mitten im Dorf.
Alexander Telser gibt unumwunden zu, dass das Ex-Enel-Gebäude in Mals seit Herbst 2017 von ihm ins Auge gefasst worden sei. Mehr als informelle Gespräche mit dem Malser BM Ulrich Veith hat es allerdings nicht gegeben. Einen konkreten Vorschlag, in Zahlen gegossen, konnte Veith nicht machen. Denn das Ex-Enel-Gebäude gehört bis heute dem ENEL. Ein erster Versuch, das Gebäude anzukaufen, ist fehlgeschlagen. Die Gemeinde Mals und der Kortscher Bernhard Wellenzohn gingen unverrichteter Dinge aus der Versteigerung (sh. Vinschgerwind 10/18).
Im Februar 2018 hatte der 13-köpfige Verwaltungsrat des VEK definiert, welche Anforderungen ein neuer Standort haben sollte. Die Zeit für die Standortsuche hat nämlich von zwei Seiten gedrängt: Zum einen platzt man im Verwaltungssitz in Prad aus allen Nähten. In Tartsch hatte man für das technische Lager eine Bleibe erhalten - und dort will die Gemeinde Mals einen neuen Bauhof errichten. Das VEK sollte baldigst, also im Laufe des Frühjahres 2018, ausziehen.
In der VEK-Betriebslogik sollte ein neuer Standort die Bereiche Verwaltung und Lager vereinen können, leicht erreichbar - sowohl für Kunden als auch für die Mitarbeiter und für Zulieferung - sollte der Standort sein und so wenig wie möglich kosten.
Der Glurnser BM Luis Frank hat die Lage sofort erkannt und dem VEK ein Angebot zukommen lassen, welches alle Bedingungen auf Anhieb erfüllen konnte: Das Ex-Kasernen-Areal vor dem Schludernser Tor hat die Stadtgemeinde von der Autonomen Provinz Bozen um rund 1,2 Millionen Euro erworben, rund 1,4 Hektar. Das Areal ist als Gewerbegebiet im Bauleitplan eingetragen. Ein halber Hektar steht, so sagt es Frank dem Vinschgerwind, sofort zur Verfügung. Für die Stadt Glurns ist das Areal brachliegendes Kapital, ein Teil ist verpachtet - allerdings mit sofortiger Kündigungsmöglichkeit von Seiten der Stadt, sollten sich interessierte Betriebe vor den Toren von Glurns ansiedeln wollen.
Dem VEK wurden 2.000 bis 3.000 Quadratmeter angeboten, zu 100 Euro pro Quadratmeter - zahlbar in 10 Jahresraten. Ein Angebot, welches im VEK-Verwaltungsrat im April wohlwollend zur Kenntnis und nach eingehender Diskussion mit einstimmigem Beschluss angenommen worden war.
Der Malser BM Ulrich Veith, für den Vinschgerwind für eine Stellungnahme nicht erreichbar, hat den Glurnser Vorstoß in einer ersten Reaktion intern heftigst kritisiert und er hat soweit interveniert, dass Präsident Alexander Telser alle Bürgermeister in eine Verwaltungsratssitzung eingeladen hat. Der Glurnser BM Luis Frank und der Malser BM Ulrich Veith haben in dieser Sitzung ihre Standpunkte dargelegt. Frank hat sein konkretes Angebot erläutert und Veith hat angemahnt, die neue VEK-Zentrale nach Mals zu verlegen, in das Ex-Enel-Haus und das Lager könnte im bisherigen Bauhof untergebracht werden.
Im Verwaltungsrat wurde dahingehend diskutiert, dass es zuerst um das VEK gehe, um die Fragen, wie die künftige bauliche Organisation ausschauen wird, wie Kunden die neue Zentrale erreichen können... Glurns blieb Favorit. Auch weil der Standort Glurns „sinnvoll und zukunftsträchtig“ sei, wie es VEK-Viezpräsident Andreas Tappeiner formuliert.
Man hat dann eine letzte und entscheidende Verwaltungsratssitzung am 29. Mai 2018 angesetzt.
In den Tagen vor dieser Sitzung hat sich sogar der Malser Alt-BM Albert Flora für einen grundsätzlichen VEK-Standort in Mals ins Zeug gelegt, um das Ruder im letzten Moment herumzureißen. Vergebens.
Am 29. Mai hat der VEK-Verwaltungsrat erneut über die Standortfrage debattiert und dann, so wollte es VEK-Präsident Alexander Telser, in doppelt geheimer Abstimmung entschieden. Telser ordnete an, dass nach erfolgter Abstimmung nur mitgeteilt werden sollte, welche Richtung eine Mehrheit gewählt hat, ohne direktes Stimmenergebnis. „Um interne Polemiken vermeiden zu können“, sagt Telser.
Am Tag nach dieser definitiven Abstimmung beginnen die Dinge konkret zu werden: In Glurns wird ein Techniker mit dem Ausmessen beauftragt, „wir sind dabei den Durchführungsplan auszuarbeiten“, sagt BM Frank.
Am selben Tag beginnen die VEK-Mitarbeiter das Lager in Tartsch zu räumen und bringen die Gerätschaften nach Glurns. Dort sollen Container auf dem anzukaufenden Areal eine Zwischenlagerung ermöglichen.
Derweil hat Alexander Telser von einem Architekturbüro einen Kostenvoranschlag für den Neubau eingeholt. Am 19. Juni soll dieser Kostenvoranschlag dem Verwaltungsrat vorgelegt werden.
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