Dienstag, 24 Oktober 2017 12:00

Der lange Weg zum Bildungszentrum im Obervinschgau

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s6 292Oberschulzentrum Mals „Claudia von Medici“ - Die 50-jährige Geschichte der Oberschule Mals ist eine beispielhafte Geschichte über die Entwicklung einer Oberschule auf dem Lande mit vielen Hindernissen und Raumproblemen, der Einführung von neuen Schultypen und neuen Schulkonzepten. Heute ist das Oberschulzentrum Mals mit 449 Schülern und Schülerinnen das Bildungszentrum im Obervinschgau.

von Heinrich Zoderer

Für die Neuerrichtung einer Oberschule musste vor 50 Jahren beim Unterrichtsministerium in Rom angesucht werden.

Der Gemeinderat von Mals beschloss am 28.11.1963 diesen Schritt zu machen und musste 1966 den Beschluss und Antrag wiederholen. 1966 wurde das Realgymnasium in Schlanders als Außenstelle von Brixen errichtet und ein Jahr später, am 1. Oktober 1967 wurde in Mals eine kaufmännische Lehranstalt s6 Professorenkollegium 2016 17als Außenstelle der Handelsschule in Meran eröffnet. Damit wurde es für viele Schüler und Schülerinnen im Vinschgau möglich, in der Nähe des Wohnortes eine Oberschule zu besuchen. Durch einen 2-jährigen Kurs für Kontoristen in Mals sollten junge Menschen zu Bürokräften ausgebildet werden. Max Bliem, damals Lehrer an der Mittelschule, war der erste Schulleiter. Ohne Sekretärin und ohne Telefon musste er Lehrpersonen suchen und den Schulbetrieb für die 45 Schüler und Schülerinnen in den ersten beiden Klassen organisieren. Am 1. Februar 1968 wurde der erste Schulwart angestellt und am 18.11.1972 die erste Sekretariatsgehilfin. Im Februar 1977 begann die langjährige Verwaltungssekretärin Margit Santer Bertini ihre Arbeit. Gegenwind und politische Auseinandersetzungen um den Aufbau der Oberschule gab es am Anfang nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in der Talschaft. Im Schuljahr 1972/73 wurde die Oberschule in Mals eine eigenständige Schule und Max Bliem der erste Direktor. Seit 1992 trägt die Schule den Namen der Tiroler Landesfürstin „Claudia von Medici“, die 1642 Mals das Marktrecht verliehen und durch die beiden Jahrmärkte „Georgi“ und „Golli“ einen wirtschaftlichen Aufschwung im Obervinschgau eingeleitet hat.

Raumnot, Lehrermangel
Neben dem Lehrermangel war in den ersten Jahrzehnten vor allem die Raumnot eine der größten Herausforderungen. Mals mit seinen 7 Türmen hatte viele Jahre die Oberschule auf 7 Gebäude im Dorf verteilt. Erst im Frühjahr 1991 konnte mit dem Bau des Hauptgebäudes begonnen werden, das 1994 bezogen wurde. Mit dem Bauabschluss der Sportoberschule, der Lehranstalt für Soziales und der Dreifachturnhalle im Jahre 2003 war die Zeit der Provisorien vorbei. Heute sind die drei Schultypen in modernen und gut eingerichteten Räumen untergebracht. Die Organisation des Schülertransportes war in den Anfangsjahren ein großes Problem. Nun ist die Schule sehr gut an das Bus- und Bahnnetz angeschlossen. Trotz dieser großen Probleme gelang es dem langjährigen Schuldirektor Max Bliem zusammen mit dem Lehrerkollegium immer wieder neue Schultypen und Fachrichtungen einzuführen und so die Schule an die Bedürfnisse der Gesellschaft anzupassen. Ging es am Anfang darum für Betriebe und öffentlichen Einrichtungen im Tal Verwaltungs- und Betriebssekretäre auszubilden, so bemühte sich die Schule nach der Einführung der Matura im Jahre 1975 auch darum, die Schüler für ein Hochschulstudium vorzubereiten. Im Jahre 1978, also nach rund 10 Jahren, besuchten bereits 400 Schüler die Oberschule in Mals.

Frauenfachschule, Sportoberschule
Im Schuljahr 1976/77 gelang es neben der Handelsschule einen neuen Schultyp anzubieten: die Fachlehranstalt für Frauen- und Sozialberufe. Anfangs war es eine zweijährige Oberschule, aber bereits 1993 konnten die ersten AbgängerInnen dieses Schultyps die Matura ablegen.
s6 Offenes LernenMit dem Schulversuch „Projekt 92“, der 1990 begonnen wurde und der Einführung der Handelsoberschule im Jahre 1992 wurden neue Wege beschritten. Es ging einerseits um eine engere Zusammenarbeit mit der Arbeitswelt und andererseits um eine breitere Grundausbildung. Externe Experten wurden eingeladen, Betriebserkundungen und Betriebspraktika wurden durchgeführt. Die Betriebspraktika, die inzwischen nicht nur im Vinschgau, sondern auch im oberitalienischen und englischsprachigen Raum durchgeführt werden und die Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft sind seit dieser Zeit ein fixer Bestandteil des Schulkonzeptes. Bei einem Kongress über das „Projekt 92“ entstand die Idee, in Mals eine Sportoberschule zu errichten. 1994 war es soweit, die Sportoberschule als Eliteschule für begabte, wintersportbegeisterte Jugendliche konnte ihre Tore öffnen. Für die Schule war es eine organisatorische und finanzielle Herausforderung. Neue Wege mussten beschritten, Trainer angestellt und Sportbusse organisiert werden. Neben den Alpinsportarten gibt es heute noch drei Sportarten, die in der Schule einen besonderen Schwerpunkt bilden: Badminton, Tennis und Fußball. Seit der Oberschulreform 2010 gibt es in Mals drei Oberschultypen: die Fachoberschule für Wirtschaft (FOWI), das Sozialwissenschaftliches Gymnasium (SOGYM) und die Sportoberschule (SPORT).

Offene Lernformen, lokale und internationale Vernetzung, Sprachförderung
Nach dem Aufbau der verschiedenen Schultypen und der Errichtung eines modernen Schulgebäudes, wurde das Innenleben, die Fachdidaktik an moderne Erfordernisse angepasst. Um den Anforderungen in der Sportschule gerecht zu werden, war es notwendig, neue Lernkonzepte zu entwickeln und neue Lernmethoden anzubieten. Über eine Lernplattform im Internet bekamen die Sportschülerinnen und -schüler die Möglichkeit, den Kontakt zu Schule aufrechtzuerhalten und die Unterrichtseinheiten auch neben den Wettkämpfen zu erarbeiten. Die Schulwelt hat sich in den letzten Jahren stark verändert, die Oberschule Mals hat in mehreren Bereichen dabei eine Vorreiterrolle gespielt. Offenes, autonomes Lernen, Medienkompetenz, Sprachförderung, Inklusion, Projektunterricht, Digitales Klassenbuch, Lernberatung, internationale Vernetzung, Zusammenarbeit Schule und Wirtschaft, Auslandsjahr, Lernplattformen, Übungsfirmen, Übungsfirmenprojekte, Führung der Schulbar, CLIL, ECDL, PLIDA, Jahrbuch - das sind Stichwörter, hinter denen ein ganzes Bündel an s6 zeitleisteroszpädagogischen und organisatorischen Maßnahmen steckt, wodurch der Unterricht von heute ganz anders gestaltet wird als in den Anfangsjahren der Schule. Das offene, autonome, modulare Lernen bildet einen wichtigen Schwerpunkt im Bildungskonzept der Schule. Die Schüler sollen eigenständig bzw. in Teamarbeit die angebotenen Lernbausteine durcharbeiten und sich Kenntnisse und Fertigkeiten erarbeiten. Nicht nur in den Klassen, auch in den Hausgängen, in der Bibliothek und in den verschiedenen Spezialräumen stehen Computer, damit die Schüler selbständig recherchieren und sich informieren können. Im 3-Jahresplan der Schule werden drei Schwerpunkte angeführt: Medienkompetenz, Sprachförderung und Inklusion. Die Oberschule Mals ist eingebunden in ein breites Netz auf lokaler und internationaler Ebene. Es gibt regelmäßige Projekte in Zusammenarbeit mit Betrieben im Vinschgau wie Hoppe, den Raiffeisenkassen und Gemeinden, sowie verschiedenen Verbänden. Organisiert werden Schüleraustausche mit der Partnerschule in Vermont (USA) und Schulen in Europa (Italien, Niederlande, Deutschland, Spanien), Sprach-und Kulturwochen und Arbeitspraktika in verschiedenen Ländern (Italien, Spanien, England, Irland) und EU-Projekte. Es gehört zur Schulkultur, dass die Schüler über diese Erfahrungen, sowie über Reisen und Lehrfahrten auch Berichte verfassen, die regelmäßig im Jahrbuch veröffentlicht werden.
Am 27. Oktober 2017 feiert die ganze Schulgemeinschaft 50 Jahre Oberschule Mals. Gemeinsam will man auf die Erfolgsgeschichte zurückschauen, Erinnerungen austauschen und auf das Erreichte anstoßen.

 

Vier Direktoren
Max Bliem: 1972/73 bis 2001/02 (30 J)
Josef Hofer: 2002/03 bis 2007/08 (6 J)
Gustav Tschenett: 2008/09 bis 2015/16 (8 J)
Werner Oberthaler: seit 2016/17

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