Das bedeutet: „SÜDTIROL Das andere Italien“. Wir leben also für die Niederländer in einem „anderen“ Italien, in einem „besonderen“ Italien ... dabei fällt mir ein alter Witz ein, der am Ende des Ersten Weltkrieges erzählt wurde: „Dass wir etwas gewinnen, das dachte ich mir schon immer, aber dass wir ganz Italien gewinnen ...“
Das Werbeplakat zeigt eine friedliche Abendstimmung auf der Seiser Alm. Im Hintergrund Dolomitenberge, der Lang- und Plattkofel. Berge gehören zur Urlaubserwartung der meisten Niederländer. Berge schmückten bereits sehr früh die Landschaftsbilder der flämischen Meister. Auch hier dienen sie nur als Stimmungshintergrund, keinesfalls um auf ihnen herumzuklettern. Lebensgenießer wollen keine schweißtreibenden Anstrengungen. Nach einer nicht zu steilen Wiesenwanderung treffen sich alle zu einem gemütlichen Picknick, also zu einem Essen im Freien, vor der Almhütte, wobei ein gute Tropfen nicht fehlen darf. Die Flamen sind zwar vor allem Biertrinker, aber wenn Wein auf dem Tisch steht, dann muss es ein guter sein. Und da bieten die Südtiroler Kellereien hervorragende Weine, rot und weiß, im Geschmack an französische Weine aus Bordeaux und Burgund erinnernd.
Das war aber nicht immer so. Noch vor Jahrzehnten hatten Weine aus Südtirol keinen guten Ruf, weil sie - in Massen hergestellt - mit süditalienischen Weinen verschnitten wurden. Erst als die Schweizer Kundschaft - altehrwürdig und sehr zuverlässig - die Nase zu rümpfen begann, als weder Qualität noch Preis überzeugt haben und zum Rückgang des Exportes führten, da machten sich endlich auch die Südtiroler Kellereien auf die Beine und vollbrachten in kürzester Zeit ein Wunder. Schon bald gewannen unsere Tropfen im Bereich der Spitzenweine ehrenvolle, erste Preise. Also im Wettbewerb mit anderen italienischen Weinen, womit der Werbespruch bestätigt wird: „Südtirol, das andere Italien“. Neben den Schlagern aus der italienischen Küche, Pasta und Pizza, fehlt nur noch eine Tiroler Spezialität : „Kräuterspeck“ und „Vinschgauer Schüttelbrot“.
Europa, das ungeliebte, das missverstandene ... hier vor der Almhütte wird es zum Genuss. Gegensätzliches findet zusammen. Im Genießen. Dazu gesellt sich bald noch etwas Rundes, für dessen Zubereitung es aber viel Fleiß und Erfahrung braucht: „Knödel aus dem italienischen Tirol“.
Hans Wielander
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