Montag, 15 Februar 2016 09:26

Schade, dass die Jungen nicht mit Kupfer arbeiten

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s17 Heinrich ZwickNach seiner Pensionierung im Jahre 2000 hat der gelernte Schlosser Heinrich Zwick aus Schlanders angefangen mit Kupfer zu arbeiten und dort anzuschließen wo seine Vorfahren begonnen haben. Heute pflegt er sein Hobby, wann immer er Zeit hat.

von Heinrich Zoderer

Heinrich Zwick ist ein neugieriger und interessierter Mensch geblieben. Vor wenigen Jahren hat er einen zweijährigen Lehrgang für Gestaltung an der Landesberufsschule Schlanders besucht, aber die Arbeiten mit Kupfer hat er sich selbst beigebracht.

Heute arbeitet Zwick, wann immer er Zeit hat, in seiner Werkstätte in der Industriezone Vetzan. Dort hat er ein kleines Holzhaus, ein selbst gebautes Gartenhaus, 3x3 Meter groß hinter dem Metallbetrieb Zwick, den sein Sohn Andreas führt. Hier hat er alles, was er für seine Arbeiten braucht: die verschiedenen Werkzeuge, einen Arbeitstisch und die Ruhe, um seine Figuren aus dem Metall herauszuholen bzw. hineinzuklopfen. Derzeit arbeitet er an einem Kupferkreuz für einen Freund, einen alten Bekannten aus Deutschland. Im Mittelpunkt des Bildes ist die Geburt Christi mit den Hirten und Engeln, außen herum sind die vier Evangelisten. Heinrich Zwick ist ein Handwerker, ein Schlosser mit einer langen Erfahrung.
Die Familie und die Religion sind für ihn wichtig, er interessiert sich für Kunst und auch für Politik, auch wenn er heute weniger liest als früher. Zu Fuß gehen wir von Schlanders nach Vetzan, wo er mir seine Arbeitsstätte zeigt. Im Juli 2015 wurde er 80 Jahre alt, aber er marschiert wie ein Junger und erzählt von seinen Lehrjahren und der Familientradition. Heinrich Zwick entstammt einer Familie von Kupferschmieden und Schlossern. Stolz zeigt er mir die Familien- und Firmenchronik, die er vor ein paar Jahren geschrieben und schön gestaltet hat. Da gibt es eine Urkunde seines Urgroßvaters, der 1815, also vor 200 Jahren den Gesellenbrief als Kupferschmied erhalten hat. „Johann Josef Zwick, gebürtig aus Burgeis, hat die Feyertagsschule zu Latsch fleißig besucht, auch den christlichen Unterricht und er hat sich in seinem sittlichen Betragen mit aller Zufriedenheit ausgewiesen. Deshalb kann er ein löbliches Kupferschmiedehandwerk ausüben.“ Auch sein Großvater Josef Zwick wurde 1839 Kupferschmied und gründete 1848 in Schlanders einen eigenen Betrieb. Sein Vater und er haben den Betrieb weitergeführt. 1998 konnte das Unternehmen Zwick das 150-jähriges Bestehen feiern und 2005 hat der LVH seinem Sohn Andreas Zwick als Schlosser und Schmied in der 5. Generation eine Urkunde überreicht.
Heinrich Zwick hat nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 in Bozen eine Schlosserlehre begonnen. Nachher ging er nach München, denn er wollte Neues kennenlernen. Ein halbes Jahr besuchte Zwick eine Meisterschule und später arbeitete er noch in zwei Betrieben in München. 1955 fuhr er als 20-Jähriger mit einem Fahrrad drei Monate durch Deutschland bis nach Hamburg. Er übernachtete in Kolpinghäusern. Später hat er im Vinschgau die erste Kolpingfamilie gegründet. Bei der Radfahrt durch Deutschland besuchte Heinrich Zwick viele Museen und Kirchen. Nach dem Militär stieg er im elterlichen Betrieb ein. 1959 übernahm er den Betrieb und 1968 eröffnete er als erster Unternehmer in der heutigen Industriezone in Vetzan ein neues Betriebsgebäude. Am Anfang waren 6 -7 Mitarbeiter, bald waren es 15, heute sind es rund doppelt so viele. Damals wurde vieles aus Aluminium hergestellt: Zäune, Geländer, Türe, Fenster. Heinrich Zwick las nicht nur regelmäßig die internationale Fachzeitschrift für Metallgestalter „Hephaistos“, er besuchte auch viele Fachmessen. Dort hat er auch einen Partner zur Produktion von Briefkästen gefunden und sich später darauf spezialisiert. Heute werden im Betrieb mit moderner Lasertechnik verschiedene Briefkästen für den europäischen Raum produziert. Auf dem Rückweg von Vetzan nach Schlanders reden wir über das Kolpingwerk, die Aktien der Südtiroler Sparkasse, den Bozner Flughafen, die Freiheitsstatue in New York und die Anfänge der Kupferarbeiten.
Die 46 m hohe Freiheitsstatue in New York, ein Geschenk der Franzosen an die Amerikaner, ist wahrscheinlich die bekannteste Kupferarbeit. Bereits vor 10.000 Jahren wurden Waffen, Werkzeuge und Schmuck aus Kupfer hergestellt. Es veränderte das Leben der Menschen. Jeder, der mit Kupfer arbeitet, kann deshalb auf eine jahrtausendealte Tradition zurückgreifen, er bekommt ein Gefühl für das Material und die Formbarkeit dieses wichtigen Rohstoffes. Gebrauchsgegenstände und Kunstgegenstände können hergestellt werden.
Gerne würde Heinrich Zwick seine Arbeiten in einer Ausstellung präsentieren, um damit auf die alte Technik der Kupferschmiede hinzuweisen. Zwick findet es schade, dass es in der Berufsschule keinen Platz für das Bearbeiten von Kupfer gibt. Es würde die Hände und den Geist für das Metall und deren Bearbeitung schulen.

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