Dienstag, 08 Juli 2014 09:06

„Si geat für miar, unt i schaug für ihr“

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s17 2564Irma und ihre Mann Jörg gehen seit fast 60 Jahren gemeinsam durch dick und dünn. Humor und Arbeit bestimmten ihr Leben, ob als Arbeitskraft in der Schweiz oder im Schwimmbad und Camping Kiefernhain in Prad. Irma war als beste „Pastasciutta–Köchin“ weitum bekannt. Heute kocht sie nur noch für sich und ihren Mann.

von Magdalena Dietl Sapelza

Damit der „Pastasciutta-Sugo“ gelingt, muss man zuerst die Zwiebeln und das Fleisch gut anrösten, dann die Pelati, Salz und Gewürze dazugeben.

Das Allerwichtigste ist es, den „Sugo“ mehrere Stunden lang köcheln zu lassen. Dieses Rezept gibt Irma preis und ergänzt:. „Ma muaß guat aufpassn, dassas nit ounhuckt.“ Sie wird heute noch als einst beste „Pastasciutta-Köchin“ gelobt, und das schmeichelt ihr. Doch bescheiden meint sie: „Deis isch eigatla koa Kunscht.“
Als Serviererin schaute Irma vielen Köchen über die Schultern und hat sich die einen oder anderen Kochkünste angeeignet, so in Sulden, in Meran, in Klobenstein, in Cortina und in Pontresina. „I bin olm in Service gweesn“, sagt sie. Ihr Mann Jörg bewachte als junger Soldat das Elektrizitätswerk bei Kardaun und war dann Arbeiter auf der Prader Sand. Dort belud er die Lastwagen mit Kies für den Bau des Reschen-Staudammes. Das Lastenheben setzte seinen Knien so zu, dass er aufgeben musste. Daraufhin lernte er in Prad das Schneiderhandwerk. Als Geselle zog er später mit einem Göflaner Schneidermeister am Laaser Berg von Hof zu Hof. „Dr Moaschtr hot zuagschnittn unt i hon zommgnahnt“, erinnert er sich. Irma und Jörg kannten sich seit Kindertagen. Sie entwickelten eine tiefe Zuneigung zueinander und unternahmen in ihrer Freizeit gelegentlich Spaziergänge oder gingen zum Tanz beim „Gapp“ in Prad. Sie konnte ihn überreden, mit ihr nach Pontresina zu gehen. „Si hot miar auigleaklt unt i bin Cassarolier gwortn, sell hoaßt Pfonnen–Ospialer“, scherzt er. Das Abspülen war nicht seine Sache und als ein Schneider in Pontresina einen Gesellen suchte, brachte er sofort das gewünschte Probestück vorbei. Dieses überzeugte und er erhielt die Stelle. Irma und Jörg legten jeden Franken auf die hohe Kante. Sie beschlossen zu heiraten und heimzukehren. „I war gearn nou  bliebm, obr si hot miar wiedr aweckzouchn“, lacht Georg. Im Oktober 1955 schritten sie in der Agumser Kirche zum Traualtar und feierten anschließend mit Verwandten und Freunden. „Miar sein di erschtn geweesn, dia um 11e Vormittog ghairatet hoobm“, betont Irma. Die Paare zuvor hatten sich bei der Frühmesse das Ja-Wort gegeben, um auf eine Feier verzichten zu können, meist aus Spargründen. Irma und Jörg zogen in ihr Elternhaus im Ortsteil Koatlack. Er machte sich als Schneider selbständig und half zusammen mit seiner Frau in der Landwirtschaft der Schwiegereltern mit. Irma schenkte ihm innerhalb von drei Jahren drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Jörgs Sturz über eine Treppe erschütterte 1960 das Familienleben. Eine seiner bereits lädierten Kniescheiben war in zwei Teile gebrochen und ein langer Krankenhausaufenthalt folgte. Wieder genesen, schneiderte er weiter bis die „Konfektion“ kam und die Leute Kleider von der Stange kaufen konnten. „I hon lai mea Flickn gmiaßt unt honn‘s norr glott“, sagt er. In der Zwischenzeit hatte Irma im neu eröffneten Prader Schwimmbad eine Arbeit  gefunden. Dort verwöhnte sie die Besucher mit ihrer berühmten „Pastasciutta“. „I hon  a Arbassupp kocht, Wirschtlan unt Gelati verkaft“, präzisiert sie. Nachdem das Camping Kiefernhain öffnete, übernahm Jörg dort Dienste. Das Ehepaar war in der Anlage fast 20 Jahre lang ein gutes Gespann. „Miar hoobm viel gorbatet unt selbst nia Urlaub kopp“, erinnern sie sich. Auch beim Bau ihres Eigenheimes legten sie sich mit Hilfe von Verwandten ins Zeug und erfüllten sich einen lang gehegten Wunsch. Das Haus war groß genug, um Feriengästen „Zimmer mit Frühstück“ anzubieten. Schließlich betreuten sie nur noch die eigenen Gäste in ihrem „Geranienheim“.
Mittlerweile ist es im Haus ruhig geworden, ausgenommen, wenn die Kinder und die fünf Enkelkinder zu Besuch sind. Jörg kämpft mit seinen Geh-Schwierigkeiten und Irma leidet unter ihrer Sehschwäche. „Miar ergänzn inz. Si geat für miar, unt i schaug für ihr“, sagt er schelmisch. Kleine Neckereien gehören zur Würze im täglichen Alltag. Alleine schaffen die beiden vieles nicht mehr.  „Miar hoobm zwoa, dia bsunders guat af inz schaugn“, sagt Irma und nennt ihre Tochter Elvira und ihre Schwiegertochter Annemarie. Das Kochen lässt sich Irma nicht ganz nehmen. „Er mechat ollm lei Nudl“, verrät sie. „Jo, weil i dia am beschtn kuian konn“, antwortet Jörg. Doch die Nudeln schmecken ihm. Am liebsten würde er jeden Tag Irmas „Pastaschiutta“ essen.


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