Dienstag, 15 April 2014 09:06

Nationalpark Stilfserjoch - Amsel, Drossel, Fink und Star Stand-, Strich- und Zugvögel

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146B4Wolfgang Platter,  am Tag des Hlg. Zeno, 12. April

Wer kennt es nicht, das Kinderlied zur Vogelschar? Wer aber kennt die Vogelstimmen der vielen Sänger in der sich ständig stärker auffüllenden Gesangsarena in der morgendlichen Tagesdämmerung? Die Hähne der Singdrossel umwerben ihre Bräute schon vor Tagesanbruch mit übereifrigem Gesang. Die variantenreichen Liedstrophen dienen der Revierabgrenzung vor Nebenbuhlern und Eindringlingen. Bei Tageslicht  suchen die Amsel-Weibchen trockene Grashalme mit feuchter Gartenerde zu einem haltbaren Nestboden zu verkleben. Ja und der Buchfink hat sich in sein schönstes Balzkleid geworfen, um seiner Dame zu imponieren.

Die ersten Rauchschwalben fliegen durch die offene Luke in das Gebälk der Scheune und die Mönchsgrasmücke singt meisterhaft im tarnenden Versteck der Schneeball-Hecke. Den Frühling zeigen nicht nur die weißen Blüten der Marillen-, Kirsch- und Birnbäume, sondern für aufmerksame Ohren und Augen auch und besonders die vielen Vogelstimmen.

Stand-, Strich- und Zugvögel
Laut dem Südtiroler Vogelatlas (Stand 1996) sind in Südtirol 142 Vogelarten als regelmäßige Brutvögel nachgewiesen. Ferner sind 182 Arten manchmal oder regelmäßig als Gäste im Sommer oder im Winter bzw. als Durchzügler anzutreffen.
028B4 2012Je nachdem, ob die Vogelarten den Winter als nahrungsknappe und lebensfeindliche Jahreszeit bei uns oder in anderen Ländern verbringen oder Teilwanderzüge unternehmen, unterscheiden die Vogelkundler zwischen Stand-, Strich- und Zugvögeln. In Zeiten des Klimawandels und der Erderwärmung werden das Verhalten und die Wanderflüge zwischen Zugvögeln und Strichvögeln unscharf: Manche Zugvogelarten, die in früheren Jahren das Mittelmeer überquert haben, überwintern heute schon im sich erwärmenden Südeuropa, das auch im Winter hinreichende Insektennahrung zu bieten beginnt.

Kurz- und Langstreckenzieher
Zu den Zugvögeln gehören v.a. viele Insekten fressende Arten. Den Insektenfressern fehlt im nord- und mitteleuropäischen Winter der polaren und kontinentalen Klimazonen das Nahrungsangebot der Insekten. Daher suchen sie in mehr oder weniger weiten Vogelzügen die warmen Länder der südlichen Hemisphäre auf. Kurzstreckenzieher überwintern in 068B2Südeuropa oder überqueren das Mittelmeer, um sich in den nordafrikanischen Ländern diesseits der Sahara aufzuhalten. Kurzstreckenzieher gehören im Frühjahr ob der kürzeren Zugdistanzen zu den Frühheimkehrern unter den Zugvögeln. Beispiele dafür sind etwa die Bachstelze, der Zilpzalp und der Hausrotschwanz.
Langstreckenzieher überwintern hingegen im Äquatorialafrika südseits der Sahara. Langstreckenzieher sind daher Spätheimkehrer. Zu ihnen gehören beispielsweise der Wendehals, der Kuckuck oder der Mauersegler.

Die Datenbank ornitho.it
Renato Lardelli von der Schweizer Vogelschutzwarte in Sempach ist einer der Idea-toren der vogelkundlichen Datenbank ornitho. In diese Datenbank als soziales Netzwerk kann jeder Vogelfreund seine Feldbeobachtungen eingeben. Inzwischen ist das Daten- und Beobachtungsnetz von ornitho auf die Länder Schweiz, Öster-reich, Italien, Deutschland und in Spanien mehlschwalb statauf Katalonien ausgedehnt worden. Jedes teilnehmende Land ist für die Verortung der Beobachtungen flächendeckend in ein Gitternetz mit  Planquadraten von 10 mal 10 km eingeteilt worden. In dieses grobe Beobachtungnetz ist noch ein feineres Gitternetz von 1x1 km eingelegt. Zur Prüfung der wissenschaftlichen Qualität der gemeldeten Beobachtungen ist für ornitho Italien für jede Region bzw. jede Provinz ein „Gewährsmann“ als ornithologischer Experte eingesetzt, der die wissenschaftliche  Plausibilität der Daten vor deren Freigabe im Netz überprüft und validiert. Dank dieses sozialen Netzwerkes und der Mitarbeit vieler Vogel-Begeisterter sind inzwischen viele rezente Beobachtungen in Echtzeit und auch viele historische Daten in dieser großen Datenbank verfügbar. So ist beispielsweise der Frühjahrszug der Mehlschwalben vom Süden Italiens in die Alpenregion datumsgenau ablesbar.

Der Grünspecht – Vogel des Jahres 2014
Jedes Jahr bestimmen der Deutsche Naturschutzbund und andere Naturschutzorganisationen einen Vogel des Jahres. Für das laufende Jahr 2014 wurde der Grünspecht (Picus viridis) ausgewählt. Der Grünspecht ist ein sogenannter Erdspecht: Zur Nahrungssuche hält er sich vorwiegend am Boden auf, ernährt er sich doch hauptsächlich von Ameisen und nicht von Insekten und deren Larven in Baumrinden und deren Ritzen. Zum Auflesen der Ameisen ist 153B4 2012dem Grünspecht seine klebrige Zunge ein hervorragendes Sammelinstrument. Er kann die Zunge bis 10 Zentimeter aus dem Schnabel stülpen. Der Grünspecht bewohnt laubholzbestückte Lebensräume in tieferen Tallagen. Wegen seines nicht allzu kräftigen Schnabels kann er seine Bruthöhlen nur in Stämme von Weichholzarten wie Pappeln und Weiden meißeln. Der Grünspecht ist ein Standvogel, der europaweit verbreitet ist. Kennzeichnend für den Grünspecht sind das namengebende Federkleid am Körper und die karminrote Kopfplatte. Männchen und Weibchen unterscheiden sich durch die rote Clown-Maske am Schnabelgrund des Unterschnabels. Dieses rote Gesichtsfeld fehlt dem Weibchen.


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