Schlanders - Markus Spisser geht langsam auf die Bühne, zieht sich die Jacke aus, hängt sie am Mikrofonständer auf, krempelt die Ärmel seines weißen Hemdes auf, lacht ins Publikum und beginnt zu spielen. Die Vereinigten Bühnen Bozen präsentieren ihren „Werther“ mit einem einfachen Bühnenbild. Im Hintergrund eine Wand mit einer Plastikfolie, auf der Bühne eine schwarze Holzschachtel mit der Ausschrift „Werther“, ein Mikrofonständer mit einem Mikrophon und auf dem Boden ein Aufnahmegerät. Als vor fast 250 Jahren der Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“ im Jahre 1774 erstmals erschien, war sein Erfolg überwältigend. Goethe wurde wie ein Star gefeiert. Ein junger Mann, der sich auf einem Ball unsterblich in eine junge Frau verliebt, die bereits mit einem anderen Mann verlobt ist; diese Tragik hat damals Massen begeistert. Ein Tabu wurde gebrochen. Der schwärmerische Werther hat gegen den bodenständischen Albert keine Chance bei Lotte. Werther bleibt nur die Leidenschaft und die Verzweiflung, die ihn in den Selbstmord treibt. Der junge Grödner Schauspieler Markus Spisser hat diese Geschichte sehr lebendig und mit vielen modernen Mitteln ausdrucksstark und einfallsreich erzählt. Das Thema hat in Schlanders nur wenige Zuseher ins Kulturhaus gelockt. Schade - die schauspielerische Leistung von Markus Spiesser war hervorragend. (hzg)