Dienstag, 17 September 2013 12:00

Die Wunschliste

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s14 5036Schlanders/Vinschgau. In Südtirol wird die Gebärdensprache gesetzlich nicht anerkannt. Damit verstößt man klar gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Gehörlosen fehlt der  Zugang zu Information und zu Bildung. Man müsse die Gebärdensprache endlich gesetzlich anerkennen: Bei der Veranstaltung „Dorf- und Stadtgespräche – Visionen für Südtirol gesucht“ kürzlich in Schlanders war dies der dringendste Wunsch an die Politik.

von Angelika Ploner

Mag sein: Immer weniger Menschen interessieren sich für Politik. Das dürfte mit ein Grund gewesen sein, dass nur gut ein Dutzend Interessierte am 9. September in die Tennisbar nach Schlanders kamen.

Georg Senoner und Katherina Longariva, der eine Unternehmensberater, letztere von der Sozialgenossenschaft „blufink“, war jenes Duo, das den Abend initiierte und moderierte, das mit den Teilnehmern Visionen für Südtirol ausmachte. So nannte sich auch die Veranstaltung selbst: Dorf- und Stadtgespräche: Visionen für Südtirol gesucht. Drei Stunden lang suchte man nach Botschaften für die noch zu wählenden Politiker, formulierte Wehwehchen; erst an Stehtischen, später in Sitzgruppen. Open Space, offener Raum, nennt sich das Konzept, erklärte Katherina Longariva, bei dem in einem zweiten Moment alle in Dialog miteinander treten und diskutieren: im Kreis. Schlanders war der dritte Ort, an dem Visionen  gesucht wurden, nach Meran und Riffian. „Es soll sich etwas ändern. An der ganzen Art, wie Politik gemacht wird. Der Bürger soll mehr zu Wort kommen, mehr gehört werden“, lautete das hehre Ziel. Am Ende war es dann doch mehr ein abstrakter Versuch, ein Versuch mit der Erkenntnis, dass sich die Menschen mehr Gemeinwohl und Gerechtigkeit wünschen. Doch was bedeutet Gemeinwohl konkret und was ist gerecht? Steuergerechtigkeit meinten die einen, Anerkennung der Erziehungs- und Pflegezeiten die anderen. Das Recht auf Arbeit, auf einen sicheren, unbefristeten Arbeitsplatz für jeden; auch das wurde im Laufe des Abends genannt. Doch zu Ende gedacht, präzisiert wurden die Vorstellungen nicht. Dafür fehlte auch die Zeit. Und wohl auch deshalb gebar man im Laufe des Abends die Idee eines Gesprächszirkels, regelmäßiger Treffen, ohne Moderation.
Es war einzig ein Anliegen, das klar formuliert wurde, eine Botschaft, die dringend bei den Politikern ankommen soll, ja muss: Die Anerkennung der Gebärdensprache. „Italien und Südtirol sind Schlusslichter in ganz Europa. Gehörlosen wird in Südtirol der Zugang zu Information und zu Bildung verwehrt“, erklärte eine Beteiligte klar. Es gibt keine Untertitel im Fernsehen bei lokalen Nachrichtensendern. Es gibt auch keine Dolmetscher für die Gebärdensprache etwa bei einem Behördengang. Gehörlose alte Menschen, die in Altenheimen leben, können mit den Menschen, die sie pflegen, nicht kommunizieren. Mit einem Satz: Südtirol verstößt gegen die UN-Behindertenrechtskonvention. Es war diese eine dringende Forderung, die am Ende neben der Vision stand, dass Südtirol im Jahr 2030 Technologieland Nummer 1 sein solle. Organisiert haben die Veranstaltung: Blufink, das Amt für Weiterbildung, der Bildungsausschuss Schlanders, der KVW und die Bibliothek Schlandersburg.


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