Nationalpark-stilfserjoch: Das Bartgeier-Brutgeschehen 2023/24 Aktualisierungen bis zum 5. April

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Subadulter Bartgeier; Foto: Rocco Malgeri Subadulter Bartgeier; Foto: Rocco Malgeri

Wolfgang Platter, am Tag der Hlg. Katharina von Siena, 29. April 2024

Bartgeier sind bekanntlich Winterbrüter. Als Knochenfresser ist für sie im ausklingenden Winter das Nahrungsangebot am reichhaltigsten, wenn im Winter verendete Wildtiere ausapern oder Skelette übriggeblieben sind, wenn andere Fleischfresser unter den Wildtieren sich schon bedient haben.
Im Laufe der Evolution hat sich der Bartgeier mit seiner stark säurehaltigen Magensäure diese spezielle Nahrungsnische erschlossen, die er allein zu nutzen imstande ist: Mit dem pH-Wert des Magensaftes, der jenem der Salzsäure entspricht, kann der Bartgeier die Kalksubstanz von Knochen auflösen und so das eiweiß- und fettreiche Knochenmark von Röhrenknochen nutzen.

Das internationale Bartgeier-Monitoring
Über den Fortgang des Wiederansiedlungsprojektes von Bartgeiern in den Alpen seit seinem Start im Jahr 1986 wissen wir dank des alpenweiten Monitorings des internationalen Bartgeier Monitorings IBM und der Stiftung pro Bartgeiern VCF sowie der Eingaben von wertvollen und abgesicherten Beobachtungen von interessierten Vogelkennern und -freunden in die Datenbank von ornitho recht gut Bescheid.
So erhellt der letzte Trimester-Bericht des Internationalen Bartgeier-Monitorings vom April dieses Jahres (Datenstand: 5. April) die derzeitige Situation des Brutgeschehens der bisher erfassten territorialen Paare für den Bartgeier in den Alpen, auf Korsika und im französischen Zentralmassiv.
Am Festland besteht die europäische Bartgeier-Population aus Tieren in den französisch spanischen Pyrenäen, aus wiedereingebürgerten Individuen in Andalusien und eben den Alpen-Vögeln. Auf den park karteInseln im Mittelmeerraum kommen Bartgeier nur auf Korsika und auf Kreta vor.
In Mitteleuropa sind derzeit 83 territoriale Bartgeier-Paare erfasst, davon 9 in den Ostalpen, 24 in den Zentralalpen, 31 in den Nordwestalpen, 14 in den Südwestsalpen, 4 auf Korsika, und 1 im französischen Zentralmassiv.
In 60 der 83 monitorierten Territorien sind die Bartgeier im auslaufenden Winter 2023/24 zur Brut geschritten, 12 Paare haben heuer nicht gebrütet, bei 12 der brütenden Paare ist die Brut (bis zum 5.4.) misslungen. Zum Stand 5. April sind 36 Küken als geschlüpft gemeldet.
Von den 24 Territorien in den Zentralalpen liegen 10 in Italien (Chiavenna, Livigno, Ortler, Reschen, Schnals, Martell, Sondalo, Sondrio, Braulio, Zebrú).

Ein neues Paar „Passeier“
Neu ist das Paar „Passeier“. Neben den vier Vinschgauer Paaren brütet damit erstmals ein Bartgeier-Paar in Südtirol auch außerhalb des Vinschgaues. Die Eiablage ist beim Passeirer Paar am 25. Jänner erfolgt, aber die heurige Brut ist am 20. März als misslungen gemeldet.

Die alpenweite Situation
In den Nordwestalpen ist die Dichte der Bartgeier mit 31 Territorien (von 83 erfassten) derzeit am höchsten: 9 davon liegen in der Schweiz, 18 in Frankreich und 4 in Italien (Aosta und Piemont).
In den Südwestalpen sind derzeit 14 Territorien von Bartgeiern besetzt, 3 davon in Italien.
In der Gesamtübersicht über den gesamten Alpenbogen leben von den 83 erfassten Bartgeier-Paaren somit derzeit 18 in Italien, 5 davon in Südtirol. Aufgelistet nach den einzelnen Alpenstaaten ergibt sich folgendes Bild: In Frankreich leben derzeit 29 territoriale Paare von Bartgeiern, in der Schweiz 23 und in Österreich 8. Zusätzlich sind 3 Paare auf Korsika bekannt und eines im Französischen Zentralmassiv. Weiter östlich als bis Kärnten ist der Bartgeier in den Alpen bisher aus nicht ganz erklärlichen Gründen nicht vorgedrungen. Im Jahr 2023 wurden zum zweiten Mal Bartgeier Joerg StemmlerBartgeier am Watzmann im Nationalpark Berchtesgaden Königsee in Bayern freigesetzt. Die Freilassungen der letzten Jahre und die weiteren Freilassungen werden in die Westalpen verlegt, um die Ausbreitung der Bartgeier nach Westen zu verstärken und die Brücke zu den Vögeln in den Pyrenäen anzustreben. Mit dem Zusammentreffen von Alpen- und Pyrenäen-Vögeln wird auch die genetische Variabilität verbreitert und somit der Inzucht vorgebeugt.
Zum Gesamtbestand der Bartgeier in den Alpen gibt es unterschiedliche Angaben. Die Schätzungen gehen davon aus, dass der Bestand der Art in den Alpen heute zwischen 220 und 250 Vögel umfasst.

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