Armutszeugnis

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Glurns - Günther Elsässer vom Fischteich in Glurns kauft von der Gemeinde Glurns 2018 das ehemalige Tankstellenareal zwischen Schluderns und Glurns. Elsässer baut - ohne Genehmigung - darauf zwei Hallen - und die Gemeinde schaut weg. Und nun soll das Ganze saniert werden - und auch die Landesregierung spielt mit.

von Erwin Bernhart

In Glurns ist man ob der Dreistigkeit seit geraumer Zeit mehr als verwundert, ja verärgert. Normal ist, wer bauen will, muss sämtliche Genehmigungen haben. Diese Normalität gilt offensichtlich nicht für alle. Günther Elsässer baut auf dem Areal einer ehemaligen Tankstelle in den Nachtstunden zwei längere Gebäude, lässt nachts einen Dachstuhl draufsetzen. Alles ohne Genehmigung. Die Gemeinde Glurns schaut dem Treiben untätig zu. Erst nachdem alles steht, erlässt die Gemeinde im Juli 2021 eine Baueinstellung. Eigentlich müssten illegal errichtete Bauwerke abgerissen werden. Nicht so in Glurns. Elsässer kauft das 1659 m2 große Grundstück im Jahr 2018 von der Gemeinde Glurns. Möglicherweise mit dem Versprechen, dass er darauf eine Elektro- und Gastankstelle errichten dürfe. 2016 hat die Gemeinde Glurns das Grundstück als „öffentliche Grünfläche“ in den Bauleitplan eintragen lassen. Elsässer legt los, errichtet Mauern, hebt händisch Gruben für Fundamente aus - und die Gemeinde schaut tatenlos zu.
Ab August 2021 läuft ein Rettungs- und Sanierungsaktion an. Der außerordentliche Kommissär Toni Patscheider beschließt in Ausübung der Befugnisse als Stadtrat einen Entwurf für eine Änderung des Bauleitplanes: „Änderung der Zone „öffentliches Grün“ in „Landwirtschaftsgebiet“ für die Realisierung einer E- und Gastankstelle“. Der Antrag wird von der Landeskommission für Raum und Landschaft positiv begutachtet, der neue Gemeinderat genehmigt den Antrag am 30.12.2012.
Die Landesregierung hat jüngst, am 8. Februar 2022, der Änderung letztinstanzlich zugestimmt. Die Landesregeirung betont in ihrem Beschluss, dass „das beabsichtigte Projekt einem separaten Genehmigungsverfahren unterliegt“.
Lediglich der Straßendienst Vinschgau legt sich in seinem Gutachten quer. Die Bauleitplanänderung werde befürwortet, allerdings ohne die Errichtung einer E- und Gastankstelle.
Tankstellen, so der Straßendienst Vinschgau, gelten als „Anlagen für die Verteilung von Benzin, Diesel, Methangas und Flüssiggas. Eine reine Elektrotankstelle fällt somit nicht in die Kategorie Tankstelle. Folglich kann der Errichtung einer Elektrotankstelle nicht zugestimmt werden“.
Auf der neuen gesetzlichen Basis wird Elsässer nun in der Gemeinde Glurns mit einem Sanierungsprojekt aufkreuzen. Aufgrund der vergangenen Untätigkeit wird die Gemeinde Glurns wohl um eine Genehmigung nicht umhinkommen. Nach dem Motto „ist der Ruf erst einmal ruiniert...“

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