Der Nationalpark Stilfserjoch ist mit einem Infostand und einer Ausstellung seit Jahren Mitorganisator und Preisauslober von Sondrio Festival. Heuer hat der Nationalpark seinen Infostand im großen Veranstaltungszelt am zentralen Stadtplatz von Sondrio der weiteren Aufklärung zum Thema Braunbär gewidmet. Die Betreuung der Ausstellung und des Infostandes lag in den Händen des Naturwissenschaftlers Dr. Massimo Favaron, welcher im Team des Nationalparks Stilfserjoch für die Umweltbildung im lombardischen Parkanteil verantwortlich ist.
Der aus der trentiner Brentagruppe stammende männliche Bär M13 hat seit seiner Wiederbesenderung durch die Schweizer Biologen am 30. Juni dieses Jahres in Graubünden über 1.200 Kilometer Wanderstrecke zurückgelegt. Er hat im Dreiländereck Lombardei, Graubünden und Südtirol die Haupt- und Seitentäler des Puschlav, Livigno, Oberes Veltlintal, Münstertal, Trafoital mehrfach durchstreift und ist dabei zum Beispiel auch über den Madatschgletscher gestiegen, um vom Trafoital in das Zebrútal im Vetlin zu wandern. Am 8. Oktober d.J. war der Bär im Oberen Veltlintal unweit der Seen von Cancano unterwegs. Vor der Zweitbesenderung war er gegen eine Zuggarnitur der Rhätischen Bahn geprallt und hatte dabei seinen ersten Halsbandsender verloren.
Die Filme
Für die diesjährige Auflage des Sondrio Festivals wurden über 50 naturkundliche Dokumentarfilme eingereicht. Vom wissenschaftlichen Beirat wurden 12 Filme für die Endrunde zugelassen und von der internationalen Jury bewertet. Unsere Mitarbeiterin Dr. Loredana Dresti hat den Nationalpark Stilfserjoch in dieser Bewertungsjury vertreten und auch den abschließenden sonntäglichen Ausflug für Juroren und Preisträger zu den Laghi di Cancano und in das Val Alpisella zu den Quellen der Adda organisiert. Beim Sondrio Festival werden während der Veranstaltungswoche täglich zwei der Filme, welche zum Finale zugelassen sind, im großen Zelt auf dem Stadtplatz Piazza Garibaldi bei freiem Eintritt dem interessierten Publikum gezeigt.
Das Sondrio Festival ist mit drei Geldpreisen dotiert, welche von der Stadt Sondrio mit einer Dotation von 5.000 €, dem Konsortium Nationalpark Stilfserjoch (3.000 €) und der Region Lombardei (3.000 €) gestiftet werden.
Die Siegerfilme
Der 1. Preis der Stadt Sondrio ging heuer an den Film „Eine Dynastie von Tigern“ des indischen Regisseurs Subiah Nallamuthu. Der Film wurde im Auftrag der BBC England produziert und in den indischen Nationalparks Ranthambore und Sariska über zwei Jahre gedreht. Er zeigt das nicht konfliktfreie Zusammenleben von Menschen mit Tigern. Die Jury war vor allem von der hervorragenden Fotografie, dem spannenden Drehbuch aber auch von der Filmmusik überzeugt.
Die Kolibris
Der 2. Preis, als Preis des Nationalparks Stilfserjoch vergeben, ging an den Regisseur Paul Reddish für seinen 2012 gedrehten Film zu den Kolibris. Der Dokumentarfilm, auftrags österreichischer Produzenten in brasilianischen und equadorianischen Nationalparks und Schutzgebieten gedreht, zeigt die Kolibris als Bestäuber von tropischen Blütenpflanzen. Kolibris sind phantastische Flugakrobaten: Sie beherrschen den Schwirrflug und können in der Luft an einer Stelle mit solcher Präzision verharren, dass sie mit ihrem Schnabel und ihrer Zunge den Nektar aus langen Röhrenblüten heraussaugen können und dabei auch mit ihrem Kopfgefieder den Pollenstaub zwischen den Blüten übertragen. Unter den Kolibris gibt es die kleinsten Warmblütler. Diese werden kaum größer als eine Hummel und haben den höchsten Stoffumsatz unter den eigenwarmen Tieren. Das Herz dieser Kleinkolibris rast bei Flugaktivität mit über 1.000 Schlägen pro Minute.
Die Jury war vor allem von den spektakulären Filmaufnahmen begeistert, welche mit einer hochauflösenden Schnellschusskamera gedreht worden sind. Auch der wissenschaftliche Aussagewert des Filmes und die Filmmusik wurden in der Begründung der Juroren besonders gewürdigt.
Der Preis der Region Lombardei
Die Region Lombardei verknüpft ihren Preis mit einem Film aus einem EU-Land. Der diesjährige Preis ist an den Film über den Bayrischen Wald des deutschen Filmemachers Jürgen Eichinger ergangen. Gedreht im Jahre 2012 für den Bayrischen Rundfunk BR und den Norddeutschen Rundfunk NDR, zeigt der Film unter anderem auch die Regenerationsfähigkeit der Natur auf, dort wo der Mensch die Natur gewähren lässt ohne einzugreifen.
Weitere Belobigungen
Sondererwähnungen der Jury ob ihrer hohen Qualität erhielten auch die Filme „Puma“ des bundesdeutschen Filmemachers Uwe Müller, ein Film 2012 für NDR und Arte gedreht sowie „Weiße Löwen“ von Joe Kennedy ebenfalls 2012 im südafrikanischen Krüger Nationalpark gedreht. Den Preis der Schüler erhielt der Film „Der Bär aus dem Dschungelbuch“ von Oliver Goetzl und Ivo Nörenberg (2012 Deutschland). Der Publikumspreis ging an den Film über die Kolibris.
Der alpenweite Blick
Dokumentarfilm-Festivals über Berge und Natur gibt es inzwischen in den Alpenländern an verschiedenen Veranstaltungsorten, mit verschieden langen Traditionen und nuancierten Abänderungen in den Themenschwerpunkten. Ein kleines Vademecum des Ständigen Sekretariats der Alpenkonvention in Innsbruck gibt zum Stand 2009 einen Überblick und führt 14 Veranstaltungsorte und Veranstalter von Bergfilm-Festivals zwischen Frankreich und Slowenien auf.
Zeitung Vinschgerwind Bezirk Vinschgau